WoW 13 - Sturmgrimm
hatte nicht genug verstanden, um die Wahrheit zu kennen.
Thura hatte nicht viel für Zauberer übrig. Sie waren Feiglinge, die sich in der Schlacht stets hinten hielten und sich dabei Methoden bedienten, die für einen ehrenhaften Krieger nicht infrage kamen. Dass sie Schamanen und sogar Druiden höher einschätzte, war weitgehend den Vorurteilen ihres Volkes geschuldet.
In ihren Augen waren diese Bedenken nur ein weiteres Hindernis, das sie beiseiteräumen würde, um ihren Blutsverwandten zu rächen.
Die Orcfrau arbeitete sich voran und suchte einen Punkt, von dem aus sie den Hügel als Ganzes überblicken konnte. Egal welchen Ausgang die drei auch wählten, Thura würde es mitbekommen. Und dann würde sie der Spur folgen. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie von Träumen geleitet wurde oder einfach Malfurions Gefährten folgte.
Plötzlich erklang ein Geräusch von oben, und Thura presste sich gegen eine nahe gelegene Bergwand. Die Orckriegerin blickte hoch und grunzte. Jetzt waren alle ihre Feinde da. Der Letzte hatte sich gerade gezeigt, auch wenn Thura immer noch nicht wusste, wie er aus der Höhle herausgeschlüpft war, ohne dass sie es bemerkt hatte.
Die schemenhafte Gestalt eines Drachen glitt über das Land. Thura beobachtete ihn, als er über den Hügeln schwebte, wo sie seine Wohnstatt vermutete. Am Nachthimmel war der Drache eine große schwarze Silhouette, es war schwer, die Echse von der Dunkelheit zu unterscheiden. Zum Glück hatte Thura das Tier bereits zuvor unter besseren Bedingungen gesichtet. Sonst hätte sie gerade an ihren Augen gezweifelt. Der Drache wirkte viel größer als vorher, geradezu riesig im Vergleich. Er war so groß, dass er unmöglich dasselbe Wesen sein konnte, das sie zuvor gesichtet hatte. Das hier war ein wahrer Riese unter Riesen.
Thura umfasste die Axt fester, bereit, sie einzusetzen, wenn es sein musste. Doch der Drache verweilte nicht länger, sondern flog weiter.
Und hätte Thura das Land besser gekannt, wäre ihr klar gewesen, dass der Drache nach Eschental flog.
11
Nach Schattengrün
Wenig Licht drang von draußen herein. Der größte Teil der Beleuchtung in der Höhle war immer noch Tyrandes Werk. Doch selbst das schwache Leuchten von draußen schien den Drachen immer nervöser zu machen.
„Das ist nicht normal", murmelte er. „Der Himmel sollte heller sein." Eranikus schloss für einen Augenblick die Augen, sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, dann öffnete er sie wieder und sagte: „Ihr hättet nicht bleiben sollen! Ich habe es draußen gesehen. Nicht die Wolken verdecken die Sonne, sondern ein Nebel, der sich eigentlich schon aufgelöst haben sollte. Es ist nicht normal... Ich spüre es - ich spüre den Albtraum näher als jemals zuvor..."
Der grüne Drache nannte das Reich selten bei seinem Namen, unter dem es seit ewigen Zeiten bekannt war. Für ihn existierte dort nur noch der Schrecken, zu dem es geworden war.
Über das Schicksal seiner Herrin Ysera sagte er nichts, was Broll nichts Gutes ahnen ließ. Obwohl auch er sich um seine Königin und Gefährtin sorgte, weigerte sich Eranikus kategorisch, sie nach Eschental zu begleiten - darüber stritten sie schon die ganze Nacht.
Eranikus blieb in seiner falschen Elfengestalt, als fürchtete er, in seinem wahren Körper erneut korrumpiert zu werden. Der Drache hatte sie mehr als einmal zum Gehen aufgefordert. Doch weder der Druide noch die Hohepriesterin würden ihm diesen Gefallen tun. Nicht einmal, wenn er ihnen drohte. Beide wussten, dass sie angesichts solch ernster Probleme jemanden brauchten, der sich im Smaragdgrünen Traum noch besser auskannte als Broll. Glücklicherweise war es recht offensichtlich, dass Eranikus keinerlei Absicht hatte ihnen zu schaden.
„Ich bin sehr geduldig mit euch gewesen", knurrte der Drache und wandte sich von ihnen ab. „Geht, bevor ich euch hier rauswerfe."
„Das hättet Ihr schon mehr als einmal tun können", meinte Broll. „Und Ihr habt es nicht getan."
„Verwechsle mein Elend nicht mit Schwäche!", antwortete Eranikus und wandte sich an den Nachtelf. „Und nutze mein Bedauern nicht aus! Ich habe etwas Schlimmes angerichtet und weiß das auch. Doch selbst meine Geduld hat ihre Grenzen..."
Lucan hörte ihnen zu und ahnte, dass der Untergang bevorstand. Er hatte der Diskussion nicht folgen können. Er verstand jedoch, dass die Dinge schlechter wurden und dass alles irgendwie mit ihm zu tun hatte.
Er wollte zumindest ein wenig Ruhe haben. Und dieses
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