WoW 14 - Weltenbeben
plötzlich waren seine Gedanken so dunkel wie seine Augen. Er hatte geträumt .., etwas Wichtiges ... etwas, das er weitergeben musste.
„Ich ... ich weiß es nicht", flüsterte er. „Etwas Schreckliches wird geschehen, Palkar. Aber ... ich weiß nicht was ... Ich weiß es nicht! "
Er schüttelte sich und schluchzte frustriert und ängstlich.
Die Tränen, die über sein Gesicht rannen, waren warm.
Anduin entwickelte im Laufe der Tage eine gewisse Routine. Morgens absolvierte er das Kampftraining mit der scheinbar unermüdlichen und stets lebhaften Aerin. Wenn sie nicht trainierten, ritten sie gemeinsam durch die Landschaft. Obwohl Widder niemals seine Lieblingsreittiere werden würden, genoss Anduin die Möglichkeit, nach draußen zu kommen. Die klare Luft ließ ihn beinahe schwindeln, und die schneebedeckte Landschaft unterschied sich sehr von dem gemäßigten Klima Sturmwinds. Seine Zuneigung zu Aerin wuchs beständig. Er konnte sich darauf verlassen, dass sie ihn weder physisch noch verbal verletzte, und das empfand er als ausgesprochen angenehm. Einmal hatte er sie nach Moira gefragt.
„Ach, das ist eine verworrene Geschichte", hatte sie geantwortet.
„Für mich klingt sie recht einfach. Moira wurde entführt, verzaubert und brach Magnis Herz."
„Es stimmt schon, dass er sie vermisst", sagte Aerin, „aber er war auch nicht immer der beste Vater."
Anduin war überrascht. Er hatte sich den Zwerg stets als einen geradezu perfekten Vater vorgestellt. Sicherlich würde er jemanden so akzeptieren, wie er war, und nicht versuchen, ihn zu dem zu machen, den er gern haben wollte.
„Er war nicht grausam oder so etwas. Aber ... nun ... Ihre Hoheit hatte das falsche Geschlecht. Magni hatte sich immer einen Sohn gewünscht, der nach ihm regieren sollte. Er spürte, dass eine Frau dieser Aufgabe nicht gewachsen war."
„Jaina Prachtmeer ist eine wundervolle Anführerin ihres Volkes", entgegnete Anduin.
„Aye, nicht lange nachdem Moira verschwunden war, nahm Seine Majestät mich und einige andere Frauen in seine Elitewache auf ", sagte Aerin. „Ich glaube, er hat schließlich eingesehen, dass er sich ein wenig unfair verhalten hatte. Ich habe die Hoffnung, dass Vater und Tochter eines Tages die Möglichkeit haben, sich wieder zu versöhnen."
Anduin hoffte das ebenso. Es schien, dass Schwierigkeiten zwischen einem Vater und seinem Kind nicht nur bei den Menschen auftraten.
Auf seinen Ausritten mit Aerin lernte er die Leute der Nachbargebiete von Kharanos und Stahlrosts Depot kennen. Einmal gelangten sie sogar nach Thelsamar in Loch Modan, wo sie zu Mittag aßen und Anduin am Ufer eines Sees einschlief. Zwei Stunden später erwachte er mit einem schmerzhaften Sonnenbrand.
„Ach, ihr Menschen seid nicht schlau genug, aus der Sonne zu gehen", neckte ihn Aerin.
„Warum bist du nicht verbrannt?", fragte Anduin ärgerlich. Neunzig Prozent der Zeit, die sie gemeinsam verbrachten, trug Aerin eine Rüstung, und die restliche Zeit lebte sie im Untergrund. Ihre Haut war viel bleicher als die seine.
„Ich habe im Schatten eines Felsens geschlafen", sagte sie.
Er starrte sie mit offenem Mund an. „Warum hast du mir das nicht vorgeschlagen?"
„Ich dachte, du findest das besser selbst heraus. In Zukunft wirst du doch darauf achten, oder?" Sie lächelte ihm freundlich zu, und obwohl er schreckliche Schmerzen litt und die Farbe eines gekochten Hummers angenommen hatte, war er ihr keineswegs böse. Er zischte, als er sein Hemd wieder anzog. Den feinen Runenstoff, der sonst weich wie eine Feder war, auf seiner Haut zu spüren, war die reinste Qual. Aerin hatte recht. Er würde nie wieder an einem sonnigen Tag einschlafen, ohne sicherzugehen, dass er gut geschützt im Schatten lag.
Er kehrte in seine Unterkunft zurück und fand einen Brief vor, der in Magni Bronzebarts schwungvoller Handschrift verfasst war:
Anduin!
Komm zum Hohen Sitz, sobald du zurückgekehrt bist. Bring
auch Aerin mit.
Er hatte darauf gehofft, Hohepriester Rohan wegen des Sonnenbrands um Hilfe bitten zu können, doch Magnis Aufforderung duldete zweifellos keinen Aufschub. Er zeigte Aerin den Brief, deren Augen sich vor Schreck weiteten. Sie nickte, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Hohen Sitz. Trotz des schmerzenden Sonnenbrands lief Anduin, so rasch er konnte. Sorge überkam ihn. War etwas mit seinem Vater geschehen? War schließlich doch noch ein Krieg zwischen der Horde und der Allianz ausgebrochen?
Magni war bereits
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