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Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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der Bühne... Leben, ja! ...“
    Ihr verblühtes Gesicht
verzerrte sich schmerzhaft. Auf einen Schlag, einen einzigen Schlag, war sie um
fünf weitere Jahre älter geworden. Sie fluchte.
    „...Das Leben! ‘Ne harte
Nuß...“
    Nur mit Mühe unterdrückte sie
einen Schluchzer. Oder einen Schluckauf. Vielleicht beides.
    „...Hab nur schreckliche
Geschichten gesungen, traurige, gemeine. Auch Liebeslieder. Hab Träume
verkauft. Zu viele. Für mich bleiben keine mehr...“
    Sie sah mich an.
    „...Lauter dummes Zeug. Kitsch.
Zitate aus meinen früheren Erfolgen... muß ich wieder dran denken... schlechter
Geschmack... Reichen Sie mir die Flasche. Muß das runterspülen.“
    Ich füllte ihr Glas und gab es
ihr. Sie goß es runter wie Wasser. Ich holte meine Pfeife aus der Tasche.
Gleichzeitig auch das Foto von Thérèse.
    „Was ist das denn?“ fragte
Clara Nox.
    „Ein Foto.“
    „Aha! Sie wollen ein
Autogramm!“
    „Das ist kein Foto von Ihnen.“
    „Von wem dann?“
    „Von einem Mädchen.“
    „Kenn ich. Meine Rivalin!“
    Sie lachte.
    Ich lächelte schwach. Für keine
zwei Pfennig stolz. Mich kotzte das Ganze an. Aber schließlich hatte sie genug
aufs Kreuz gelegt. An manchen Tagen ist man eben nicht besser dran als andere.
    „Vielleicht“, sagte ich.
    Und hielt ihr das Foto vor die
Nase. Hoffentlich konnte sie noch was erkennen. Sie konnte. Ihr Gesicht
verzerrte sich. Ihre Lippen zitterten. Sie starrte mich an.
    „Hm... Komischer Vogel.“
    Ich wiegte den Kopf. Sie
fragte:
    „Woher haben Sie das?“
    „Die geht jetzt mit Gil Andréa
ins Bett, hm?“ fragte ich zurück.
    „Ja und?“
    Gut. Das hieß also ,ja’.
    „Und?
Nichts und.“
    Ich
steckte das Foto wieder ein und stopfte mir eine Pfeife. Dabei fuhr ich fort:
    „...Was
treibt er denn so, unser charmanter Schnulzensänger? Unser Cha-cha-cha? Unser
charmanter Schatz, der Schnulzensänger?“
    „Soll
zum Teufel gehen, und Sie auch, Schätzchen.“
    „Von
wegen! Nicht mit ihm. Eines schönen Tages fällt ihm ein Dachziegel auf den
Schädel.“
    „He?
Und? ...“
    Sie
wollte aufstehen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Um ein Haar wäre sie
hingefallen. Mit Mühe zog sie sich wieder in den Sessel.
    „Geben
Sie mir was zu trinken, anstatt hier dämlich rumzuquatschen.“
    Ich
gehorchte. Mir selbst goß ich auch ein ganz hübsches Schlückchen ein. Sie
trank. Dann sagte sie mit unruhiger Miene:
    „Ein
Ziegel? Wegen dieser Hure? Dieser dreckigen kleinen Hure? Wenn Sie die sehen,
sagen Sie ihr, ich hau ihr was in die Fresse. Dauert gar nicht mehr lange...“
    Sie
ließ ihren Gefühlen freien Lauf, knurrte, murmelte, schimpfte. Zusammengefaßt
ergab das etwa folgende Sätze:
    „...Nein,
im Ernst? Für wen hält sie sich, diese Thérèse? Will sie ihn heiraten, oder
was? Herrgott nochmal! Alle andern haben sich damit abgefunden, daß ich Gil
noch weiter seh, daß ich wie eine Mutter zu ihm bin. Was anderes darf ich ja
nicht mehr sein. Aber der gefällt das nicht, hm? Plötzlich, einfach so, aus
heiterem Himmel. Sie läßt mich rausschmeißen, von Gil. Vor mehr als acht Tagen
hat er mich endgültig rausgeschmissen. Sie hat ihn gegen mich aufgehetzt. Ihn
und seinen Vater. Kein schlechter Kerl, sein Vater. Kenn ihn schon ewig. Der
versteht mich. Aber den durfte ich auch nicht mehr besuchen... Du hast gesagt,
sie will ihm einen Stein ins Kreuz werfen?“
    „Das
hab ich nicht gesagt.“
    „Aber
so ungefähr. Und ich werd sie daran hindern. Werde ihn beschützen. Ich werde
Gil gegen sie beschützen! ... Gegen alle...“
    Ich
lachte:
    „Sie
haben ja ‘ne Engelsgeduld! Und jede Menge Nächstenliebe! Nach dem, was er Ihnen
angetan hat...“
    „Was
hat er mir angetan?“
    „Schauen
Sie doch mal in den Spiegel, verdammt nochmal! So weit hat er Sie gebracht. Ein
Wrack. Er hat Ihnen das Blut ausgesaugt, alles. Ihre Karriere zerstört.“
    „Das
stimmt nicht.“
    „Das
stimmt nicht? Und seine Tricks, als Sie zusammen gearbeitet haben?“
    Und
ich erzählte ihr, was ich von Lécuyer, Text und Musik, wußte. Ich dachte, sie
würde umkippen. Aus Wut, Zorn, Schmerz.
    „Er
war es nicht!“ schrie sie, als wollte sie um Hilfe rufen. „Gibt es denn zwei
Gil Andréas?“
    „Er
war es nicht“, stöhnte sie. „Er hat diese Idee nicht gehabt. Das ist nicht
möglich. Nein, so ist Gil nicht. Aber er ist schwach. Er hat sich überreden
lassen... Aber verdammt nochmal! Was geht Sie das an? Das geht Sie einen Dreck
an! Hauen Sie ab. Wir sind hier in meiner

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