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abgeschlossen ist, mach ich alles wieder gut.“
„Gut.
Kommen Sie. Kann’s kaum erwarten, was Sie mir zu erzählen haben. Meine Adresse
haben Sie doch, ja?“
„Rue
de Paradis...“
„Ja.
Vierte Etage.“
Fast
unter den Dächern von Paris.
„Ich
komme“, sagte ich. „Sagen Sie, diese Tournee... war die seit langem geplant?“
„Aber
ja. Seit mehreren Monaten. Warum?“
„Werd’s
Ihnen erklären. Bis gleich.“
„Bis
gleich.“
Als
wir beide auflegten, hörte ich ein Geräusch in der Leitung, so etwas wie ein
weitentferntes Summen. Hm... Sie tragen zwar keine Melonen mehr, keine Schirme,
keine dicken Nagelschuhe, keine dichten Schnurrbärte. Aber lange Ohren haben
sie immer noch. Wenn Mados Telefon von der Polente abgehört wurde, dann wär das
doch die Höhe! Na gut. Man würde ja sehen. Noch einmal sollte sie mir nicht
durch die Lappen gehen!
Ich
aß mein Sandwich und zog mich an. Die Tournee war schon seit mehreren Monaten
geplant! Jaja. Mado erzählte viel... Ich dachte an Marc Covet. Den sollte ich
am besten erst mal anrufen. Ich betraute den liebenswürdigen Nachtportier mit
der Aufgabe, drei Nummern in bestimmter Reihenfolge zu versuchen. Wie eine
Dreierwette beim Pferderennen. Schließlich hatte ich meinen versoffenen
Journalisten an der Strippe. Er bestätigte, was Mado soeben gesagt hatte. Die
Zeitungen hatten schon mehrmals darüber berichtet. Jedenfalls nicht erst
gestern. Noch was für mich? Nein. Das genügte auch. Ich legte auf. Mechanisch
stopfte ich mir eine Pfeife und zündete sie an. Das Rauchen bekam mir gut.
Keine Kopfschmerzen mehr. Nur der Magen revoltierte noch leicht, behielt
Schinken und Senf aber bei sich. Vielleicht konnte ich mir den Luxus erlauben,
wieder nachzudenken. Mehrere Monate alter Tourneeplan! Und er ließ sich
trotzdem Kohle für den Winter bringen. War aber bis zur warmen Jahreszeit nicht
zu Hause... Plötzlich mußte ich laut lachen. Ziemlich gezwungen. Ein
Teufelskerl, dieser Nestor Burma! Heute leider nicht in Form. Wirklich nicht.
Zerbrach sich für nichts den Kopf. Gil Andréa schleppte schließlich nicht seine
ganze Familie mit sich durch die Welt. Sein Vater blieb in Paris und mußte sich
die Knochen wärmen. Na ja...“
Ich
war entschlossen, mich in den nächsten Stunden etwas pfiffiger zu geben. Sonst
konnte ich mich gleich bei der Kohlenfirma bewerben! In einem Bistro in der
Nähe des Bahnhofs genehmigte ich mir noch ein Sandwich. Jetzt war ich wieder
völlig auf dem Posten. Nach ein paar Schritten erreichte ich, ohne zu
schwanken, die Rue de Paradis. Die Straße lag in tiefem Schlaf. Nur wenige
Fenster durchbrachen mit ihrem schwachen Licht die nächtliche Dunkelheit. Keine
Menschenseele. Ich begegnete nur einem Wachmann, der seine Runde von
Porzellangeschäft zu Porzellangeschäft machte. Das Haus, in dem Mado wohnte,
lag nur ein paar Meter entfernt von ihrer Agentur. Die Eingangstür öffnete sich
automatisch auf Knopfdruck. Ich knipste das Minutenlicht ein und ging die
breiten Treppen hoch. In jeder Etage wohnte nur ein Mieter. Irrtum
ausgeschlossen. In der vierten läutete ich an der Eichentür.
Komische
Frau, diese verlockende Mado. Erst lockt sie, dann läßt sie einen warten.
Jedenfalls rührte sich nichts. Ich läutete ein zweites Mal. Länger. Nichts.
Schön. Noch so einer von ihren Scherzen. Ich konnte nicht einfach so das
Türschloß aufbrechen. Ich lauschte am Schlüsselloch. Kein Geräusch. Nichts ließ
darauf schließen, daß da drin jemand war. Was nichts heißen sollte. Ihr
Schlafzimmer lag nicht direkt am Flur. Trotzdem, ich hätte wetten können, daß
niemand in der Wohnung war. Bevor es zu einem klärenden Gespräch zwischen uns
gekommen war, hatte sie sich aus dem Staub gemacht. Das tat ich auch.
Ich
überquerte die menschenleere Straße und blickte an der Fassade des Hauses hoch.
Nur ein Fenster war erleuchtet, die Läden weit auf, in der vierten Etage.
Offensichtlich bei Mado.
Ich
ging in ein Bistro, Faubourg Saint-Denis, wo unauffällige Gäste schweigend
Karten spielten. Völlig entspannte Atmosphäre. Ich betrat die Telefonkabine. Magenta
14-27. M-A-G-1-4-2-7. Tut-tut-tut...das typische Besetztzeichen. Sehr schön.
Madame war zu Hause, ließ mich aber nicht rein? Das wollten wir doch mal sehen.
Wieder
zurück in die Rue de Paradis. Vierte Etage. Diesmal läutete ich nicht. Wäre
unhöflich gewesen, sie beim Telefonieren zu stören. Mit meinem kombinierten
Pfeifenreiniger-Dosenöffner ließ ich meinen Ärger am
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