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Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Autogramm
    „Ich dachte, nur die Midinettes laufen ihm hinterher.“
    „Auch Männer. Junge. Ich weiß
Bescheid...“
    Mir kam eine Idee.
    „Ja“, lachte ich, „als
Trinkgeld würd sich das lohnen...“Wieso Trinkgeld?“
    „Na ja, ich dachte... falls die
Kohlen für Monsieur Gilet sind
    „Die sind nicht für Monsieur
Gilet. Kann sich doch nicht jeden Tag welche bestellen!“
    „Natürlich nicht! Hat er denn
grad erst welche bekommen?“
    „Also, Sie... Hören Sie mal,
was wollen Sie eigentlich?“ Der Blick des Zerberus im Rock wurde immer
argwöhnischer. So langsam fand sie mein Benehmen seltsam. Besser, ich hörte
auf.
    „Ich? Nichts“, sagte ich. „Na
ja, gut. Dann werd ich ihm eben schreiben. Vielen Dank.“
    Ich machte mich aus dem Staub.
,Kann sich doch nicht jeden Tag welche bestellen’! Das ließ vermuten, daß Gil
Andréa vor kurzem eine Lieferung Kohlen bekommen hatte. Für jemand, der sich
anschickte, den Winter im Ausland zu verbringen... Meiner Meinung nach war
diese Auslandstournee, von der die heutigen Zeitungen berichteten, ganz
plötzlich angesetzt worden, in den letzten Tagen... vielleicht wegen
unvorhergesehener Ereignisse. Ich betrat die Telefonzelle in einem Bistro. Für die
Post war ich seit kurzem ein guter Kunde. Ich rief die Redaktion des Crépuscule an. Marc Covet war da.
    „Nestor Burma hier“, meldete
ich mich. „Es war doch eine Doppelgängerin, nicht wahr?“
    „So weit ich bisher erfahren
konnte, ja.“
    „Wunderbar. Was anderes: Wer
ist bei euch für die Klatschspalten zuständig?“
    „Emile Cerquant.“
    „Aha, noch ein Freund also.
Gut. Die letzte Ausgabe des Crépu berichtet von einer Tournee von Gil Andréa. Versuchen Sie herauszukriegen, ob
diese Tournee seit langem geplant ist.“
    „Hm... Hat das was damit zu
tun?“
    „Vielleicht.“
    „Wenn das was damit...“
    „...werden Sie der erste sein,
der es erfährt. Wie immer.“
    „Okay! Scheiße. Gil Andréa?
Möchte wissen, was der damit zu tun hat.“
    „Ich auch.“
    „Bleiben Sie dran. Ich geh mal
schnell rüber zu Cerquant...“ Er kam sofort wieder zurück.
    „...Nicht da. Weder in der
Kantine noch im Quasimodo, dem Bistro nebenan“, sagte er. „Treibt sich wohl in
irgendeinem Studio rum. Vielleicht krieg ich später was raus. Hoffentlich
zeigen Sie sich erkenntlich... Ich seh mal im Archiv nach. Wird mich ganz schön
Zeit kosten.“
    „Ich ruf wieder an. Danke.“
    Dann rief ich noch einmal in
der Agentur Interstar an. Keine Mado. Ich versuchte es mit der Privatnummer.
Niemand da. Ich setzte mich an die Theke und bestellte einen steifen Grog, der
die trüben Gedanken vertreiben sollte. Alle gingen mir durch die Lappen oder
versuchten es jedenfalls. Und mich ließ man im Regen stehen, ein begossener
Pudel, naß bis auf die Haut, die Füße im Schlamm einer undurchsichtigen Geschichte.
Trotzdem, wer hätte das von Mado gedacht? Die Frau sah nett aus, sympathisch
und alles. Moral von der Geschieht: Hol immer Erkundigungen ein, auch über die
Personen, die nicht nach üblen Scherzen aussehen. Erkundigungen? Vielleicht war
es dafür noch nicht zu spät. Clara Nox? Jawohl! Clara Nox.

1 2

Clara
Nox
     
    Die Rue de la Fidélité ist eine
der kürzesten Straßen in Paris. Ich weiß nicht, ob man darin ein Omen sehen
soll. Die ehemalige Sängerin wohnte fast gegenüber dem Fidelio, einem Kino, das
in der Hauptsache arabische Filme in Originalfassung spielt. Das Haus lag etwas
zurück. Im Erdgeschoß, wie im nachhinein vorgebaut, eine Art Pavillion,
leerstehend, verwahrlost, mit Brettern vernagelt. Heute leistete ich mir gleich
eine ganze Reihe von Concierges. Bei Clara Nox war es ein Mann, treuherzig und
heiter.
    „M’ame Clara?“ fragte er
zurück. „Ist nicht zu Hause, um die Zeit. Ist im Bistro.“
    „In welchem?“
    „In mehreren. Hier im
Arrondissement. Nie weiter weg. Gibt aber ‘ne Menge Bistros hier. Kann Ihnen
nicht genau sagen, wo Sie sie finden...“
    Und er zählte mir ein halbes
Dutzend Cafés auf, die vielleicht jetzt in den frühen Abendstunden von der
Sängerin beehrt wurden.
    „Ich geh mal los“, sagte ich.
„Auf ein paar Bistros mehr oder weniger soil’s mir nicht ankommen.“
    „Sie werden sich bestimmt mit
ihr verstehen, M’sieur. ‘n Abend.“
    Die Nacht brach herein. Der
frische Wind hatte keinen Grund, sich zu legen. Und er legte sich auch nicht.
    Ich begann meinen Streifzug
durch die genannten Bistros. In dem einen trank ich was, die anderen sah ich
mir nur durch

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