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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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lächelte wieder.
    »Ein bißchen stark, oder?« sagte Durant.
    »Ein bißchen. Haben Sie wirklich eine?«
    »Zwei«, sagte Wu, »beide sehr alt, sehr abgegriffen und überzeugend verfleckt und ausgefranst.«
    »Haben Sie sonst noch was?«
    »Sie meinen das ernst?« sagte Durant.
    »Machen Sie einen Versuch.«
    Durant schaute Wu an, der mit einem kurzen Zucken seiner breiten Schultern seine Gleichgültigkeit demonstrierte, nickte und schaute wieder zu Piers.
    »Was ist mit vergrabenen Schätzen?«
    »Golddublonen?« sagte Piers und lächelte, aber nicht so, daß das Lächeln irgendwas zunichte machen würde.
    »Hundertdollarnoten«, sagte Durant. »Auch Fünfziger. Eine ganze Menge davon.«
    »Die wem gehören?«
    »Jetzt niemandem«, sagte Durant.
    »Wie viel?«
    »Zwei Millionen«, sagte Artie Wu.
    »Und wo?«
    »In Saigon«, sagte Durant. »Oder Ho-Tschi-Minh-Stadt, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Ist es nicht«, sagte Piers. »Wo in Saigon?«
    Artie blickte zur Zimmerdecke und sagte fast träumerisch: »Als es in der Botschaft ganz zum Schluß brenzlig wurde, saßen sie mit sechs Millionen Dollar in bar da. Man beschloß, das Geld zu verbrennen. Vier Millionen wurden dann auch verbrannt und zwei Millionen wurden vergraben, und für fünftausend Dollar können wir eine Lageskizze vom Botschaftsgelände kaufen – mit einem X drauf.«
    »Nun ja«, sagte Piers. »Und wer hat sie vergraben?«
    »Der Junge, der uns die Lageskizze verkaufen will«, sagte Durant.
    »Haben Sie ihn überprüft?«
    Durant nickte. »Wir haben dafür fünfzehnhundert Dollar springen lassen. Es gibt natürlich noch ein paar Probleme. Deshalb fanden wir, daß scharfsinnigere Köpfe übernehmen sollten. Wir würden Ihnen unsere Quelle für, na, sagen wir zweifünfzig verkaufen.«
    »Vielleicht auch schon für zweihundert«, sagte Artie Wu.
    Piers stand grinsend auf. Er war mittelgroß, mit einem kantigen, dreieckigen Gesicht und grauem, weichem, dichtem Haar, das er flach über den Schädel gekämmt trug. Er hatte ein paar eindrucksvolle Falten im Gesicht, vielleicht ein paar mehr, als seinen fünfzig Jahren zukamen, aber dafür hatte er offenbar ein prall gefülltes Leben hinter sich, und das war die Falten wert. Seine Augen waren grau und wach, seine Nase leicht gebogen, sein Mund breit und schmallippig, sein Kinn straff und ohne Ansatz von Doppelkinn. Er hatte, zu seiner ehrlichen Erleichterung, sein Leben lang immer nur fast blendend ausgesehen, inzwischen wirkte er auch noch distinguiert, und er war gerade eitel genug, nichts dagegen zu haben.
    Immer noch grinsend sagte Piers: »Ich glaube, Sie haben da ein Supergeschäft an Land gezogen.«
    Durant blickte Wu an und sagte: »Ich glaube, er hat gerade nein gesagt.«
    Wu schüttelte bekümmert den Kopf. »Eine einmalige Chance.«
    »Falls es sich für Sie auszahlt«, sagte Piers, »würde ich gerne davon erfahren. Aber andererseits würden Sie es niemanden wissen lassen, falls es sich für Sie auszahlt, oder?«
    »Jedenfalls nicht sofort«, sagte Durant.
    Piers grinste wieder. »Danke für den Kaffee – und das Angebot«, sagte er und schickte sich an zu gehen, blieb aber, offenbar einer spontanen Eingebung folgend, die so spontan auch nicht war, da er nie irgend etwas spontan tat, kurz stehen. »Meine Frau hat heute abend ein paar Leute auf einen Drink eingeladen. Vielleicht haben Sie Lust, zu kommen.«
    »Um wie viel Uhr?« sagte Artie Wu.
    »Gegen sechs.«
    Wu blickte zu Durant hin, der, eine knappe Sekunde zögernd, sagte: »Wir kommen gern. Wohnen Sie am Strand?«
    Piers musterte Durant mit einem schnellen, forschenden Blick. Aber im Gesicht des schmalen Mannes las er nichts außer dem Wunsch nach seiner Adresse.
    »Mein Haus ist das mit der weißen Treppe, die vom Felsplateau bis hinunter zum Strand führt«, sagte er. »Kennen Sie es?«
    Durant nickte. »Diese Treppe. Das ist echter Marmor, richtig?«
    »Stimmt, sagte Piers, »echter Marmor.«
    Durant sah von der Veranda aus zu, wie der Mann mit sechs Windhunden sich auf den Weg zu der schimmernden weißen Treppe machte. Als Piers sie erreicht hatte, drehte Durant sich um und kehrte in das Wohnzimmer zurück.
    »Und?« sagte Artie Wu.
    »Ich glaube, er hat angebissen.«
    Wu nickte langsam. »Yeah«, sagte er nach einer Weile. »Das glaube ich auch.«

Zwei
    Die 182 Stufen, die zum gut zwanzig Meter höher gelegenen Felsplateau führten, auf das Piers drei Jahre zuvor sein Haus gebaut hatte, waren aus einem italienischen Marmor

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