Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
angesehener und einflußreicher Job. Er hatte sich dann aber doch für Piers entschieden, weil der ihm gesagt hatte: »Wenn Sie bei mir arbeiten, verhungern Sie nicht, machen aber auch nicht das große Geld, jedenfalls nicht in den ersten drei Jahren. Wenn Sie sich bewährt haben, zahle ich Ihnen genau das, was der oberste Richter des US-Supreme-Courts bekommt. Wird sein Gehalt erhöht, wird auch Ihres erhöht, weil Sie mir das dann wert sind.«
Piers richtete sich hinter seinem geschnitzten Eichenschreibtisch ein, nahm seine Kaffeetasse hoch und trank einen Schluck. Ebsworth sah abwartend zu und schwieg. Piers fand, daß der Kaffee auch nicht annähernd so gut schmeckte wie der, den er und der dicke Chinese morgens getrunken hatten. Er setzte die Tasse ab, blickte Ebsworth an, und statt »Guten Morgen« zu sagen, sagte er: »Midwest Minerals.«
»Ein Pleiteunternehmen«, sagte Ebsworth.
»Wir hätten auf Baisse spekulieren können.«
»Wir hätten auch Avon bei neunzehn kaufen können.«
»Die beiden Burschen am Strand in dem kleinen gelben Haus. Kennen Sie es?«
Ebsworth nickte.
»Sie haben Reuters in ihrem Scheißwohnzimmer. Was kostet so was?«
»Zweihundert im Monat, schätze ich, vielleicht mit Kabelgebühren etwas mehr.«
»Sie warten, bis die MidMin auf siebenundzwanzig sind, angeblich der Tiefpunkt.«
Ebsworth nickte wieder, diesmal nachdenklich. »Viel Glück«, sagte er.
»Sie finden das nicht gut?«
Ebsworth zuckte mit den Achseln. »Sie müssen Insiderinformationen haben.«
Piers dachte nach. »Vermutlich.«
»Soll ich mich um die Quelle kümmern?«
Piers dachte wieder kurz nach, schüttelte dann den Kopf und sagte: »Vergessen Sie’s. Lieber erzähle ich Ihnen, wie ich die beiden kennengelernt habe.«
»Ich höre«, sagte Ebsworth und nahm auch einen Schluck Kaffee.
Piers lehnte sich im Sessel zurück und blickte durch die Glaswand auf die geschwungene Küste und das Meer und auf Santa Monica fern am Horizont, das entschlossen schien, eine morgendliche Smogwolke zu produzieren.
»Also, ich gehe mit den Hunden wie jeden Morgen am Strand entlang«, sagte Piers, »und ich sehe wieder diesen Jogger, einen dicken Chinesen, einen Riesen, dem ich jeden Tag begegne. Heute morgen stolpert er über einen toten Pelikan und verstaucht oder verrenkt sich den Knöchel. Er hat mich nicht darum gebeten, aber ich habe ihm doch auf die Beine geholfen. Er war übrigens gar nicht so fett, wie ich gedacht hatte. Ich meine, er ist gut durchwachsen und hat eine Menge Muskeln. Ich helfe ihm also auf die Beine und bringe ihn in das gelbe Haus, das sein Partner bewohnt. Was, schätzen Sie, brächte so ein Haus?«
Ebsworth blickte gegen die Decke. »Wenn es das ist, was ich meine –«
»Gelb, mit grünem Dach.«
»Um die hundertfünfzigtausend.«
»Herrgott, für ein Haus mit zwei Schlafzimmern und einem Bad?«
»Es liegt am Strand. In East L. A. würde es vielleicht dreißig bringen. Als es vor zwanzig Jahren gebaut wurde, hat es vermutlich zwölf gekostet, wenn überhaupt.«
»Und Miete?«
»Sechs- sieben-, vielleicht sogar achthundert.«
Piers benickte den Empfang der erbetenen Information und fuhr mit seiner Geschichte fort, wobei er immer noch durchs Fenster über neunzehn Meilen Ozean auf Santa Monica blickte. »Wie auch immer, ich schaffe den dicken Chinesen ins Haus, und da ist sein Partner und steht am Fernschreiber. Auch ein riesiger Bursche, nur dürr und braungebrannt, etwa sechsunddreißig, siebenunddreißig. Ich schätze, sie sind beide um die siebenunddreißig, obwohl ich mir bei dem Chinesen nicht sicher bin.«
Ebsworth hörte geduldig zu.
»Okay, sie bieten mir den besten Kaffee an, den ich in den letzten zwanzig Jahren bekommen habe, und der große, dürre Bursche behandelt den Knöchel des Chinesen wie ein Profi – ich meine, als hätte er es irgendwo mal gelernt. Ein Arzt hätte das nicht besser machen können. Wir kommen natürlich ins Reden, und die beiden erzählen mir, daß sie bei MidMin auf Baisse spielen und im übrigen so dies und das machen. Wir reden herum, aber ich bohre ein bißchen, ich bin nun mal neugierig, und da kommen sie mit dem echten Knüller heraus.«
»Und der wäre?«
»Zwei Millionen, die offiziell verbrannt, aber heimlich vergraben worden sind – irgendwo auf dem Gelände der US-Botschaft in Saigon.«
»Und sie haben die Lageskizze?«
»Sie wissen, von wem sie sie kaufen können – für fünftausend.«
»Und verkaufen sie Ihnen für wie
Weitere Kostenlose Bücher