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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Gegend?« sagte der Mann.
    »Mein Partner«, sagte Artie Wu. »Das gelbe Haus da drüben.«
    Sie standen im brettharten Sand am Wasser. Ein paar Schritte strandeinwärts lag die ziemlich steil ansteigende, gut einen Meter hohe Düne, die nach zwanzig, dreißig Metern gegen ein hohes Kliff aus brauner Erde lief, das zum Teil mit grünen Fettpflanzen und grauen Gräsern bedeckt war. Das gelbe Haus stand auf mit Kreosot imprägnierten rund vier Meter hohen Pfählen, die es – bis auf eine mögliche Springflut – vor dem Ansturm der Wellen schützten.
    Eine Holztreppe führte von der Düne auf die breite Veranda aus Redwood, die sich an drei Seiten um das Haus zog. Die Vorderfront bestand im wesentlichen aus Glas, der Anstrich war blaßgelb, das Dach mit dunkelgrünen Kunststoffschindeln gedeckt. Für den Mann mit sechs Windhunden sah das Haus nicht sehr groß aus. Zwei Schlafzimmer, ein Bad, schätzte er. Mehr nicht.
    »Gut im Hüpfen?« fragte er Artie Wu.
    »Nicht schlecht.«
    »Bereit?«
    Artie Wu nickte. Er hatte jetzt seinen rechten Arm um den Nacken des Mannes gelegt und hüpfte los. Die Düne machte ihm Schwierigkeiten, die Strecke bis zur Treppe ging dann zügiger. Die Windhunde folgten im bewährten geschlossenen Rudel, wachsam und interessiert und sichtlich bereit, gute Ratschläge zu geben, falls man sie nur fragte.
    Die beiden Männer musterten die Treppe und wechselten wortlos die Position. Artie Wu legte jetzt seinen linken Arm um den Nacken des Mannes und stützte sich mit der rechten Hand am Geländer, um sein Bein zu entlasten.
    Oben auf der Veranda angekommen, gingen sie um den Redwood-Tisch mit dem eingepflanzten Cinzano-Sonnenschirm in der Mitte auf eine Tür zu, deren obere Hälfte verglast war und die offenbar in den Küchen-Eßzimmer-Trakt führte.
    »Sie ist nicht abgeschlossen«, sagte Artie Wu. Der Mann nickte, öffnete sie und half Wu ins Haus zu hüpfen.
    Vom Eßplatz aus gelangte man direkt in den Wohnraum, dessen rückwärtige Wand vom Boden bis zur Decke mit Büchern vollgestellt war. Die im rechten Winkel dazu liegende Wand war ganz aus Glas und blickte aufs Meer. Ein Mann, der nichts anhatte außer einer Jeans, deren Hosenbeine anscheinend an den Oberschenkeln abgesäbelt worden waren, stand in der Ecke zwischen Bücherwand und der aus Glas. Er stand vor einem Fernschreiber, der in dem harten, geschwätzigen Ton vor sich hin ratterte, den alle Fernschreiber an sich haben. Der Mann war groß, größer noch als Artie Wu, aber schmal – fast mager.
    Er drehte sich rasch um und starrte Artie Wu an. Sein Gesicht war tief gebräunt wie das eines alten Rettungsschwimmers, was sein weißes Grinsen weißer machte, als es war. »Was ist denn mit dir passiert?«
    »Ich bin über einen toten Pelikan gestolpert«, sagte Artie Wu.
    »Setzen wir ihn erst mal hin«, sagte der Mann mit dem tief gebräunten Gesicht und half dem anderen Mann, Artie Wu in einen schwarzledernen Eames-Sessel zu verfrachten, der so abgenutzt aussah, daß er schon fast antik wirkte.
    Der große, schmale Mann kniete vor Artie Wu und untersuchte behutsam den Knöchel. Artie Wu sagte: »Scheiße.«
    »Tut weh, oder?« sagte der Mann.
    »Da hast du verdammt recht.«
    »Aber ich glaube nicht, daß er verstaucht ist.«
    »Er fühlt sich verstaucht an«, sagte Artie Wu.
    Der schmale Mann hockte sich auf die Fersen und begutachtete den Knöchel. Sein Name war Quincy Durant, und er war ziemlich sicher, daß er siebenunddreißig Jahre alt war, mehr oder weniger. Er und Artie Wu waren Partner, seit sie zusammen aus dem John-Wesley-Memorial-Waisenhaus der Methodisten im Mission District von San Francisco davongelaufen waren, mit vierzehn – in Durants Fall mehr oder weniger.
    Durant stand auf und sah den Knöchel stirnrunzelnd an. »Ich hole was zum Einreiben. Vielleicht ein bißchen orientalischen Fatalismus.« Er wandte sich an den Mann mit sechs Windhunden. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Gern«, sagte der Mann. »Danke.«
    »Steht auf dem Herd«, sagte Durant und ging durch eine Tür in einen kleinen Flur. Als er sich umgedreht hatte, sah der Mann mit sechs Windhunden zum erstenmal das Geflecht langer, sich überkreuzender weißer Narben, die fast den ganzen Rücken Durants bedeckten. Wulstige Narben, froschbauchweiß gegen die Bräune, und hätte der Mann Zeit gehabt, sie zu zählen, wäre er auf genau drei Dutzend gekommen.
    »Sie auch einen Kaffee?« sagte der Mann zu Artie Wu.
    »Yeah, gerne, danke.«
    Der Mann ging in die

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