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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Fuß.«
    Artie Wu erhob sich und legte vorsichtig etwas von seinem Gewicht auf den linken Fuß. Er lächelte breit, es war das erste Mal, daß der Mann mit sechs Windhunden ihn lächeln sah. Ihm fielen dabei Artie Wus große, kräftige, blendend weiße Zähne auf, und er folgerte automatisch, daß sie überkront waren, was allerdings nicht stimmte.
    »Herr im Himmel«, sagte Artie Wu, immer noch grinsend, »nicht schlecht. Ist das Zeug wirklich Pferdesalbe?«
    »Natürlich«, sagte Durant mit einem kleinen, sorgfältigen Lächeln, das es schwer machte zu entscheiden, ob er flunkerte.
    »Das haben Sie schon öfters gemacht, oder?« sagte der Mann mit sechs Windhunden zu Durant. Er stand immer noch, den Becher in der Hand, mitten im Zimmer.
    »Sie meinen, einen verstauchten Knöchel verpflastert?« sagte Durant und beantwortete dann seine eigene Frage. »Ein- oder zweimal. Vielleicht öfter. Warum trinken Sie Ihren Kaffee nicht im Sitzen aus?«
    »Danke«, sagte der Mann und steuerte die Couch an, blieb aber plötzlich stehen. »Übrigens, ich bin Randall Piers«, sagte er und beobachtete scharf die Reaktion. Sein Name tauchte oft genug in den Zeitungen auf, und er hielt sich sogar zugute, an Gesichtern ablesen zu können, ob man ihn kannte. Aber weder in Durants noch in Wus Gesicht tat sich was. Nicht der Schimmer einer Ahnung.
    Statt dessen sagte Durant: »Ich bin Quincy Durant, und das ist mein treuer chinesischer Hausbursche Artie Wu.«
    Randall Piers grinste, verzichtete aber auf ein Händeschütteln, weil er irgendwie fand, daß sie sich dafür schon zu gut kannten. Statt dessen sagte er: »Ihr Burschen seid Partner, richtig?«
    »Richtig«, sagte Durant, »Partner.«
    Er packte Schere, Pflaster, Mull und Flasche wieder in den Schuhkarton. Wu testete unterdessen immer noch seinen Knöchel. Er belastete ihn schließlich mit seinem ganzen Gewicht, lachte zufrieden, sogar begeistert, und nahm wieder im Eames-Sessel Platz.
    Randall Piers nickte gegen den Fernschreiber. »Sie sind im Börsengeschäft?«
    »Ein bißchen«, sagte Durant.
    »Ein bißchen? Mit Reuters im Wohnzimmer?«
    »Wir halten ein Auge auf ein bestimmtes kleines Unternehmen.«
    »Oh?« sagte Piers, weigerte sich aber trotz aller Neugierde, nach dem Namen zu fragen.
    »Nennt sich Midwest Minerals«, sagte Durant.
    Piers Mundwinkel sackten ab, er sah irgendwie betreten aus, was sein fünfzig Jahre altes Gesicht jünger machte. Oder vielleicht nur kindlich. »Herrgott noch mal«, sagte er, »die sind in den letzten fünf Wochen um zweiunddreißig Punkte gefallen.«
    Artie Wu stand schon wieder und steuerte kaum noch hinkend den Fernschreiber an. Er grinste fröhlich und sagte: »Dreiunddreißig heute morgen, hoffe ich.«
    »Sie spekulieren auf Baisse?« sagte Piers vorwurfsvoll, aber nicht ohne Bewunderung.
    »Genau«, sagte Durant.
    »Und wo hören Sie auf?«
    »Bei siebenundzwanzig, vielleicht achtundzwanzig«, sagte Artie Wu und kehrte in seinen Eames-Sessel zurück.
    Piers nickte nachdenklich. »Viel zu spät für mich, selbst mit einem Plus-Tick.«
    »Vermutlich«, sagte Durant.
    »Ist das alles, was Sie machen?« fragte Piers. »Leerverkaufen, meine ich.«
    Durant zuckte mit den Achseln. »Wir spielen dann und wann mit diesem und jenem herum.«
    »Das ist nicht gerade deutlich.«
    »Nein, ist es nicht«, sagte Durant.
    Piers nickte, als leuchtete ihm das ein. Er verlagerte seinen Blick von Wu und Durant auf das Meer und sagte, während er immer noch aufs Meer starrte: »Ab und zu mal – nicht jeden Tag natürlich oder auch nur jeden Monat, aber ab und zu mal – nur zum Spaß oder vielleicht sogar, um ein wenig Aufregung zu haben – steige ich bei etwas ein, das ein kleines bißchen …« Er brach ab, um das richtige Wort zu finden, und entschied sich: »… kitzlig ist.« Er verlagerte seinen Blick wieder auf Wu und Durant, aber ihre Gesichter blieben so ausdruckslos wie ein Topf Milch.
    Piers störte das offenbar nicht. »Ich bin ein neugieriger Typ«, fuhr er fort. »Wißbegierig wäre vielleicht präziser. Also stelle ich Fragen. Manchmal zahlt es sich aus.«
    Nach einer ganzen Weile sagte Artie Wu: »Kitzlig sagten Sie, glaube ich.«
    Piers lächelte. »Kitzlig.«
    Artie Wu setzte eine todernste Miene auf, beugte sich vor, tippte Piers aufs Knie und sagte mit einer tiefen, verschwörerischen Stimme: »Kaufen Sie vielleicht die Karte von der Lost-Dutchman-Goldmine, Mister? Oder ist das zu kitzlig für Sie?«
    »Mein Gott«, sagte Piers und

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