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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Überraschung selbst.
    »Man sagt, du bist der Experte«, sagte Crites, ohne sich Mühe zu geben, die Ungläubigkeit aus seinem Tonfall herauszuhalten. »Das sagen sie jedenfalls alle. Ausnahmslos. Aber meine Leute sind bereit, fünf Millionen Dollar darauf zu setzen, daß du falsch liegst.«
    »Für fünf Millionen könnte die NPA sich eine Riesenmenge M-16 und AK-47 und Uzis kaufen – vielleicht genug, um das Kriegsrecht wieder einzuführen.«
    »Meine Leute glauben, daß fünf Millionen nicht genug sind, um mehr als einen Mann zu kaufen.«
    »Und wer, zum Teufel, sind deine Leute, Harry?«
    »Geldleute, wer sonst?«
    »Ich glaube, es sind die Tauchenten.«
    Plötzlich schmolz der Frost in Crites’ Augen, und das neunmalkluge Lächeln kehrte wieder. »Die Langley-Enten, meinst du?«
    Stallings nickte. »Du quakst ganz sicher wie eine.«
    »Keine Enten«, sagte Crites.
    »Wer dann?«
    »Angenommen, es gäbe da eine Gruppe von Leuten«, sagte Crites langsam und vorsichtig, »nennen wir’s ein Konsortium, das bereits eine Milliarde oder so auf den Philippinen investiert hat. Und dieses Konsortium macht sich noch immer Hoffnungen, einen Gewinn aus seiner Investition zu ziehen, oder plus minus null abzuschließen, oder vielleicht bloß die Verluste kleinzuhalten. Aber seine einzige verfluchte Hoffnung, irgendeins davon zu schaffen, liegt in einer stabilen Regierung.«
    Crites unterbrach sich, als warte er auf ein ermunterndes Wort. Stallings forderte ihn mit einem ungeduldigen Nicken auf, fortzufahren.
    »Okay. Wenn also dieses Konsortium noch mal fünf Millionen ausgibt – was vielleicht nur ein halbes Prozent von dem ist, was sie schon reingesteckt haben –, na ja, dann könnten sie damit vielleicht die Karre gerade so aus dem Dreck ziehen. Und darum geht’s, Booth. Das ist der ganze Dreh. Ruhe statt Ärger. Ein paar Jahre Ruhe und Frieden. Und meine Leute sind gewillt, dafür ein paar Dollar auszugeben.«
    »Und den Oberstörenfried zu kaufen.«
    »Ihn in Pension zu schicken.«
    »Du willst ihn schmieren, Harry; und mich willst du als Geldboten haben.«
    »Nicht ich. Er. Espiritu. Wie neun Zehntel der Welt traut er den Amerikanern nicht, oder er mag sie nicht – Gott weiß, warum, wo wir doch so wunderbar sind. Aber mit seinem alten Busenfreund aus dem Zweiten Weltkrieg wird er handeln. Das heißt also, du wirst unser Vertrauensmann sein, unser Treuhänder, und ihn davon überzeugen, daß der Deal wirklich koscher ist. Dann kann er nach Hongkong in Rente gehen, sein Geld ausgeben und zusehen, wie Peking da alles übernimmt.«
    »Dann hat er also schon angebissen, wie?« sagte Stallings. »Wenn nicht, würden du und ich jetzt nicht miteinander reden.«
    »Er hat angebissen.«
    Es entstand ein längeres Schweigen, während Stallings mit den Zinken seiner unbenutzten Dessertgabel sorgfältig schraffierte Muster auf das Tischtuch zeichnete. Die Muster verwandelten sich zu einer philippinischen Nipa-Hütte. Ein siegesgewisses Lächeln breitete sich langsam auf Crites’ Gesicht aus. »Na?« sagte er und fuhr dann fort, ohne eine Antwort abzuwarten. »Du willst also einsteigen, Booth?«
    Booth Stallings schaute langsam von seiner Tischtuchskizze hoch. »Ich will zehn Prozent.«
    Crites’ Siegerlächeln verschwand, und sein Mund spitzte sich zu einem kleinen erschrockenen O. Die Augen weiteten sich – vor Entsetzen, nach Stallings’ Meinung. Und auch die Wut in seinem Flüstern war nicht zu überhören. »Du willst eine halbe Million Dollar?«
    Stallings lächelte: »Ich bin der Alleinanbieter, und ich kann eine Menge verlangen.«
    Sie nutzten das darauf einsetzende Schweigen dazu, einander anzustarren: Stallings mit Belustigung; Crites mit etwas, das Wut ähnelte. Dann verschwand plötzlich die Wut, falls es welche gewesen war, und wurde durch etwas ersetzt, das Stallings als vollkommene und besorgniserregende Selbstzufriedenheit deutete. Crites griff nach der Rechnung. Er musterte sie, und als er sprach, war sein Tonfall neutral und geschäftsmäßig. »Deine Spesen zahlst du selbst, oder?«
    »Klar«, sagte Stallings.
    »Dann laß uns damit gleich anfangen«, sagte Crites und ließ die Rechnung auf die Nipa-Hütten-Skizze fallen.
     
    Nachdem sie den Montpelier-Saal verlassen hatten – Booth Stallings um hundertsechsundzwanzig Dollar ärmer –, steuerten sie durch die Lobby auf den Ausgang zur 15th Street zu, wo die große Frau, den Kamelhaarmantel über dem linken Arm, auf sie wartete. Es kam Stallings vor,

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