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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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nur seinem Ruf nach, und er ist, fürchte ich, gewissermaßen immer irgendeine Art von Problem.«
    »Für wen arbeitet er, Neal?«
    Auf eine lange Pause folgte eine vorsichtige Antwort. »Es könnte – ich wiederhole: es könnte – so sein, wie er sagt: ein Konsortium. Die Atomlobby. Elektronikfirmen. Irgendwelche Zucker- und Ananasfritzen. Bergbauinteressen. Und möglicherweise etliche andere, die auf den Philippinen Kapital angelegt haben.«
    »Ist er ein Strohmann für Langley?«
    Diesmal war die Pause länger und die Antwort sogar noch vorsichtiger. »Ich würde das nicht ganz ausklammern – nicht ganz und gar, wenn ich du wäre.«
    »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    »Genau das, was ich gesagt habe.«
    Stallings erhob sich aus dem Clubsessel. »Danke, Neal. Du bist mir eine große Hilfe gewesen.« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. »Übrigens, Joanna ist furchtbar neugierig und glaubt, sie kann heute nacht im Bett alles aus dir rausvögeln.«
    Hineline lächelte und erhob sich. »Sie darf es natürlich herzlich gerne versuchen.«
    Stallings nickte, drehte sich erneut um und schritt zur Tür.
    »Paß auf, wo du hintrittst, Booth«, sagte sein Schwiegersohn.
    »Kannst du Gift drauf nehmen«, sagte Booth Stallings.
     
    Nachdem Lydia Mott, seine jüngere Tochter, Stallings im Flur des alten Hauses an der nordwestlichen 35th Street in Cleveland Park mit einer halsverrenkenden Umarmung und einem schmatzenden Mitternachtskuß begrüßt hatte, führte sie ihn an der Hand nach hinten in die Küche, drückte ihn auf einen Stuhl an dem großen, verkratzten runden Tisch und drängte ihm ein Stück Zitronenschaumkuchen auf. Da kein Kaffee fertig war und sie keinen kochen wollte, mixte Lydia Mott ihrem Vater eine Bloody Mary und versicherte ihm, die passe erstaunlich gut zu Zitronenkuchen. Zu seiner Überraschung stimmte es.
    Stallings war mit dem Kuchen zur Hälfte fertig, als Howard Mott, der Strafverteidiger, in einem alten karierten Bademantel die Küche betrat. Er zwinkerte Stallings zu, nahm sich etwas Kuchen und eine Bloody Mary, nickte ermutigend und setzte sich an den Tisch, um zu essen, zu trinken und zuzuhören.
    »Ganz Ohr?« sagte Stallings, blickte erst Mott an, der wieder nickte, und dann Lydia Mott, wobei ihm nicht zum ersten Mal auffiel, daß sie nicht annähernd so hübsch war wie ihre ältere Schwester. Dies lag zum einen daran, daß ihr Gesicht so bewegt und ihre Gefühle so offenkundig waren, daß ihr Freunde und völlig Fremde gerne die abscheulichsten Geheimnisse erzählten, nur um Zeuge des Spektakels zu werden, das ihr Gesicht bot, während Mitleid, Betroffenheit, Verwunderung, Sorge, Trauer und Freude darüber hinwegflackerten. Stallings dachte oft, die chronisch nachsichtige Natur seiner jüngeren Tochter mache sie zur perfekten Gefährtin eines Strafverteidigers.
    Als er seine Erzählung beendet hatte – eine etwas längere Version als die Neal Hineline vorgetragene –, flüsterte eine ehrfurchtsvolle Lydia Mott: »Oh, mein Gott, Pappi!« Dann wandte sie sich ihrem Mann zu und sagte: »Was hältst du davon, Sugar?«
    Sugar war klein, gedrungen, sechsunddreißig Jahre alt und bot einen merkwürdig unfertigen Anblick. Nur ein paar mehr Schläge mit dem DNS-Meißel, und Howard Mott hätte vielleicht markant, wenn auch nicht unbedingt gut, ausgesehen. Statt dessen sah er aus, als sei er von jemandem zusammengesetzt worden, der sich nicht die Mühe gemacht hatte, die. Bauanleitung zu lesen.
    Sein unangenehm halbfertiges Aussehen wurde durch einen blitzgescheiten Verstand, spärliches Haar und tiefliegende schwarze Augen ergänzt, die, wie einige meinten, bis auf den Grund der Seele blicken konnten. Mit seiner seidigen Baßstimme konnte er donnern, schmeicheln oder ein grollendes, vertrauliches Flüstern erzeugen, das für eine meist gebannte Jury auch aus zehn Metern Entfernung noch gut zu hören war. Er gewann die meisten seiner Fälle.
    »Was ich darüber denke?« sagte Mott. »Ich denke, die Scheiße ist tief und steigt weiter.«
    »Das ist klar«, sagte Stallings.
    »Es ist außerdem illegal, trotz allem, was mein Schwager, der geliebte Einfaltspinsel, sagt. Mir fallen ein Dutzend Gesetze ein, die du damit brechen würdest. Aber am allerwichtigsten ist folgendes: Niemand zahlt einem Geldboten jemals eine halbe Million, damit er fünf Millionen überbringt, es sei denn, das Geschäft ist dreckig.«
    »Auch das ist klar«, sagte Stallings.
    »Aber du wirst es

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