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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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geheiratet hatte und es sich leisten konnte.
    Ihr leichtes Lächeln wirkte nicht wie eine Begrüßung, sondern eher belustigt – als sei gerade etwas unerwartet Kauziges hereinmarschiert. Stallings dachte, daß das durchaus der Fall sein könnte. Wie immer verschwand die ungeheure Ähnlichkeit mit seiner toten Frau, als seine Tochter den Mund aufmachte. »Für einen Arbeitslosen siehst du flott aus – oder nennt man das heute unbeschäftigt?«
    »Ich bin weder das eine noch das andere.«
    »Hast du schon was anderes gefunden?« fragte Joanna Hineline und brachte ihre Ungläubigkeit zum Ausdruck, indem sie ihre linke Augenbraue in beinahe erstaunliche Höhen hob, genau wie Stallings’ tote Frau es getan hatte, wenn sie jemanden wissen lassen wollte, daß er gerade etwas Lächerliches, Einfältiges oder Dämliches gesagt hatte.
    Nachdem Stallings mit einem Achselzucken und einem Vielleicht geantwortet hatte, sagte Joanna Hineline: »Dann hat sich dieses Essen mit deinem Freund bezahlt gemacht.«
    »Er ist nicht unbedingt ein Freund.«
    Sie nickte, als habe sie die Bemerkung erwartet. »Das könntest du von fast jedem sagen, nicht wahr? ›Er ist nicht unbedingt ein Freund.«‹
    »Fast«, sagte Stallings.
    »Also, erzähl mir was über deinen neuen Job. Springt eine Menge dabei raus?«
    »Frag Neal. Falls das Außenministerium will, daß es in der ganzen Stadt rumgeht, wird er’s dir sagen. Aber wahrscheinlich wird er dir sagen, es ginge dich nichts an.«
    »In diesem unwahrscheinlichen Fall werde ich es einfach später aus ihm rauskitzeln müssen. Im Bett.«
    »Das wird ihm gefallen«, sagte Stallings, wandte sich ab und steuerte in Richtung des kleinen Hinterzimmers im Erdgeschoß, das Neal Hineline gerne als sein Arbeitszimmer bezeichnete.
     
    Der Raum lag nach Süden. Er hatte Glastüren, die auf einen winzigen Garten hinausgingen, den die Nacht unsichtbar gemacht hatte. Aber Stallings wußte, daß bei diesem zeitigen Frühlingsbeginn dort wahrscheinlich ein herrlicher Azaleenstrauch in Blüte stand. Das Arbeitszimmer verfügte ferner über eine Wand voll Fotografien und eine Wand voll Bücher, zumeist historische Werke, Biographien und Streitschriften. Ein alter, aus wundervollem schwarzen Kirschbaum gezimmerter Schreibtisch stand vor den Glastüren. An diesem Schreibtisch saß Neal Hineline und sah dabei wichtig, stattlich und selbstgefällig aus.
    Stallings, der nun in einem ledernen Clubsessel saß, schlug die Beine übereinander und fragte: »Wie viel willst du wirklich wissen?«
    Hineline runzelte die Stirn, bemühte sich, gedankenvoll zu erscheinen, brachte es aber nur auf verwirrt. »Was meinst du, Booth? Nur das Allerwichtigste, vermute ich. Gib mir einfach einen groben Abriß, und wenn du bei etwas Ungehörigem ankommst, unterbreche ich dich gegebenenfalls.«
    Stallings brauchte weniger als eine Minute, um Harry Crites’ Vorschlag zu umreißen. Hineline hörte aufmerksam und ohne ihn zu unterbrechen zu. Dann schürzte er die Lippen, wodurch es ihm gelang, überlegt zu wirken. »Ja, also, ich sehe nicht, wie uns daraus Ärger erwachsen könnte. Einige Privatpersonen dieses Landes möchten einer Privatperson in einem anderen Land ein Geschenk machen, vorausgesetzt, diese Person nimmt das Geschenk in wiederum einem anderen Land entgegen – obgleich ich vermute, daß Hongkong noch immer Kronkolonie und kein Land im eigentlichen Sinne ist, oder?«
    Stallings seufzte. »Es ist Bestechung, Neal, und ich bin der Geldbote.«
    Hineline überging die Belehrung mit einem knappen Lächeln. »Ein Gabenüberbringer, genaugenommen.« Er wandte sich um und musterte die Bücherwand. Die nächste Frage stellte er mit abgekehrtem Blick und in bewußt beiläufigem Ton. »Wie viel bekommst du, Booth – oder sollte ich besser nicht fragen?«
    »Fünfhunderttausend, und ich weiß nicht, ob du fragen solltest oder nicht.«
    Vor Schreck klappte Hinelines Mund einen Zentimeter auf. »Lieber Himmel! So viel?«
    Stallings lächelte. »Ich bin der Alleinanbieter.«
    »Aber du wirst es angeben – beim Finanzamt, meine ich.«
    »Jeden Cent.«
    »Dann sehe ich kein Problem. Kein unüberwindbares jedenfalls.«
    »Was ist mit Harry Crites? Ist er ein Problem?«
    »Har … ry Crites«, sagte Hineline langsam und dehnte den Vornamen mit beinahe hingebungsvoller Sorgfalt. »Dein Mr. Crites kümmert sich in erster Linie um Harry Crites. Aber andererseits, tun wir das nicht alle? Kennst du ihn gut?«
    »Gut genug.«
    »Ich kenne ihn

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