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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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an deren Stelle wäre, würde ich Sie bezahlen, damit Sie hierbleiben«, sagte Overby.
    »Genau.«
    »Und Marcos?« fragte Stallings.
    »Wie üblich geht er ein bißchen subtiler vor. Vielleicht zu subtil. Er hat nur eingewilligt, mich zu bezahlen, wenn ich ins Exil gehe. Aber er meint, er weiß, was ich wirklich tue, sobald ich das Geld in die Finger kriege. Er denkt, ich kaufe Waffen, schleiche wieder ins Land und zettel dann einen Aufstand an. Das, so vermute ich, ist unsere unausgesprochene Vereinbarung. Der Rest ist Blödsinn.«
    »Und Marcos finanziert letzten Endes die NPA.«
    »Er glaubt lieber, daß er einen schnellen Putsch finanziert.«
    »Was würdest du wirklich tun, Al – mit dem Geld?«
    Espiritu lächelte. »Ich bin mir noch nicht ganz sicher.«
    Begierig auf Einzelheiten, fragte Overby: »Also war es Carmen, die den Deal mit dem Vetter – wie hieß er noch, Pineda? – ausgehandelt hat?«
    »Ja«, sagte Espiritu.
    »Und was dann?«
    »Nachdem die fünf Millionen nach Luxemburg – ich glaube, es war Luxemburg – überwiesen waren, hatte Marcos keine Kontrolle mehr darüber. Also hat Carmen vernünftigerweise den Vetter hingerichtet; er war schließlich unser einziges echtes Verbindungsglied zu Marcos. Sie hatte einen hellen Verstand, diese Carmen.«
    »Dieser Bursche in Washington, Harry Crites«, sagte Stallings, »der der mich angeheuert hat. Weiß der, wessen Geld das wirklich ist?«
    »Nein.«
    »Wer hat dann –« setzte Stallings an, aber er wurde von Overby unterbrochen, der seinerseits eine Frage hatte. »Wohin jetzt?«
    Espiritu drehte sich um und sah nach vorn. Sie hatten eine Weggabelung erreicht.
    »Nach rechts«, sagte Espiritu, »und ich würde gern eine Pinkelpause machen, falls Sie nichts dagegen haben.«
    »Ein Stück hinter der Kurve, in Ordnung?«
    »Perfekt«, sagte Espiritu.
    Als der Jeep die Kurve hinter sich hatte, lenkte Overby ihn an den Rand des Pfads, der sich jetzt fast zu einem Fahrweg verbreitert hatte. Espiritu stieg aus und ging zu einer dichten Wand tropischer Grünpflanzen, wo er sich mit dem Rücken zum Jeep hinstellte. Auch Stallings kletterte hinaus, warf sich das M-16 über die rechte Schulter und leistete ihm Gesellschaft. Overby stieg ebenfalls aus dem Jeep, lehnte sich an den vorderen rechten Kotflügel und wartete.
    Während sie dastanden und pinkelten, sagte Espiritu: »Erinnerst du dich an meine Definition von Terrorismus, Booth?«
    »Sicher. Politik mittels extremer Einschüchterung.«
    »Du hast gesagt, sie brauchte noch ein bißchen Feilen.«
    »Meine ich immer noch.«
    Espiritu zog den Reißverschluß hoch. »Wie wär’s damit: Politik ohne moralische Bedenken‹?«
    Stallings dachte darüber nach, während er seinen Hosenladen zuzog. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Das trifft es auch nicht ganz.«
    »Ich habe wirklich keine, weißt du?« sagte Espiritu. »Keine moralischen Bedenken.«
    Stallings wandte sich um und sah sich dem Lauf von Espiritus Revolver gegenüber.
    »Tja. Scheiße, Al«, sagte Stallings.
    »Das hier wird die Dinge vereinfachen.«
    Stallings schaute zu Otherguy Overby, der noch immer am vorderen rechten Kotflügel lehnte. »Schätze, auch Sie hätten die Dinge lieber einfach, Otherguy.«
    Overbys einzige Erwiderung war sein entrückter, abgeschotteter Blick.
    »Möchtest du dich lieber umdrehen, Booth?« fragte Espiritu. Stallings dachte darüber nach und war von seiner Entscheidung überrascht. »Ja, bei Gott. Ich denke schon.«
    Stallings drehte sich langsam um, wobei er feststellte, daß Cebu der absolut letzte Ort war, den er sich zum Sterben ausgesucht hätte. Er hatte die Drehung fast vollendet, als er die beiden Schüsse hörte. Sie wurden so kurz nacheinander abgefeuert, daß sie wie einer klangen. Er verkrampfte sich und wartete auf den Schmerz, selbst als ihm der Verstand sagte, daß er nicht kommen würde – nicht wenn er die Schüsse gehört hatte. Endlich wandte er sich um und sah Espiritu mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt im Dreck liegen. Ein Teil der rechten Kopfhälfte fehlte. Die zweite Kugel hatte ein sauberes Einschußloch mitten auf dem Rücken seines blauen Hemdes hinterlassen.
    Otherguy Overby, in dessen rechter Hand die Waffe baumelte, für die er an Pier drei 500 Dollar bezahlt hatte, starrte aus weniger als zwei Metern Entfernung auf den toten Espiritu.
    Er blickte zu Stallings auf. »Ich schätze, ich habe auch nicht allzu viele moralische Bedenken«, sagte Overby.
    »Du hast genug«, sagte

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