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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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daß es nicht mehr ist.«
     
    Weaver P. Jordan schaute zu Durant auf und sagte: »Wird es weh tun?«
    »Nur eine Sekunde.«
    »Dann richten Sie ihn.«
    Unter den Blicken von Wu, Georgia Blue und Cray legte Durant beide Hände an Jordans rechten Arm – eine auf den Bizeps, die andere auf den Unterarm. »Schauen Sie weg, wenn Sie möchten«, sagte er zu Jordan.
    Jordan schaute in dem Moment weg, als Durant so schnell an dem Arm riß, daß sein Publikum nicht einmal sicher war, ob es das leise Knacken gehört hatte, mit dem der Ellbogen wieder einschnappte. Jordan jaulte erneut auf.
    Als er mit seinem Jaulen fertig war, funkelte er Jack Cray an und sagte: »Vertrau ihr, hast du gesagt. Sie ist praktisch eine von uns, hast du gesagt.«
    »Offenbar habe ich mich geirrt«, sagte Cray und wandte sich an Wu. »Wo stehen wir jetzt nach all dem?«
    »An einem Punkt gegenseitigen Mißtrauens«, sagte Wu mit einem strahlenden Lächeln.
    Weaver Jordan kam auf die Füße und funkelte jetzt Georgia Blue an. »Du hast uns ziemlich elegant geleimt, Georgia.«
    »Bei Arschlöchern geht das immer leicht«, sagte sie.
    »Noch ist nicht alles verloren, Gentlemen«, sagte Wu und wandte sich an Durant. »Da stimmst du mir doch zu, Quincy?«
    »Jede Menge Ruhm ist noch zu ernten.«
    Jack Cray hob eine elegante Augenbraue an. »Welcher Gestalt soll dieser Ruhm sein?«
    »Menschlicher Gestalt«, sagte Durant. »Alejandro Espiritu.«
    Die gehobene Braue senkte sich wieder, als Cray die Augen zusammenkniff, was seinem Gesicht ein fast listiges Aussehen gab. Der Gesichtsausdruck brachte Durant zu der Erkenntnis, daß das einzig Schlimmere als halbdumm halbschlau zu sein war.
    »Wollt ihr uns Espiritu verkaufen?« sagte Cray.
    Artie Wu wirkte fast verletzt. »Ihn verkaufen? Lieber Gott, nein. Er ist ein Geschenk – von uns allen an euch alle.«
    »Ein Geschenk?« sagte Jordan. »Umsonst, meinen Sie?«
    »Wenn’s nicht umsonst ist, Weaver«, sagte Durant, »ist es auch kein Geschenk.«
    Jordan dachte über Durants Klarstellung nach, als handle es sich dabei um eine besonders abstruse Theorie. »Ich schätze, ich hab nicht oft genug mit Schlitzohren wie euch zu tun.«
    »Aber warum«, fragte Jack Cray, »gebt ihr uns Espiritu – falls ihr das tatsächlich tut?«
    »Quatsch beiseite?« sagte Wu.
    Cray nickte.
    »Weil wir unser Geld gern ausgeben möchten, ohne daß uns Bundesbehörden dabei über die Schulter sehen.«
    Jack Cray nickte anerkennend. »Endlich eine halbwegs vernünftige Antwort.«
    ›Und das ist auch alles‹, dachte Durant, ›was eine halbwegs schlaue Frage verdient‹.

38
    Einunddreißig Minuten später gelangten alle fünf zu der primitiven Bambusbrücke, die den Flußlauf überspannte, der zwischen den zwei steilen Berghängen dahinströmte. Das war Punkt B auf Booth Stallings’ grober Karte, und Jack Cray gefiel ganz und gar nicht, was er sah, als er sich umschaute.
    »Wer hat diese Stelle ausgesucht?« fragte Cray.
    »Warum?« sagte Durant.
    »Es ist die perfekte Falle.«
    Durant blickte hoch, sah sich um und nickte dann scheinbar überrascht. »Sieht ganz so aus.«
    »Also, wer hat sie ausgesucht?«
    »Wahrscheinlich Espiritu.«
    Jack Cray suchte die eine Anhöhe gründlich mit den Augen ab, wandte sich um und tat dasselbe mit der anderen. »Auf den Anhöhen da oben sind Banditen, stimmt’s?«
    »Warum sagen sie das?« fragte Artie Wu.
    »Weil man die Scheißer spüren kann, deswegen«, sagte Weaver P. Jordan. »Wenn man von einem Kerl aufs Korn genommen wird, spürt man das nämlich verdammt genau.«
    Jack Cray trat so nahe an Artie Wu heran, wie es, ohne ihn – zu berühren, möglich war. »Wer ist da oben, verdammt?«
    Wu seufzte. »Söldner.«
    »Söldner? Wessen Söldner?«
    »Es könnten unsere sein. Möglicherweise Espiritus. Vielleicht sogar eure. Kommt ganz drauf an.«
    Der Schock zeigte sich zuerst in Crays Augen, die weit hervortraten, und floß dann zu seinem Mund hinab, der dadurch dümmlich und fassungslos wirkte. Als er die nächste Frage stellte, geschah dies mit tiefer, monotoner Stimme, die der Schock jeglicher Ausdruckskraft, einschließlich des normalen ansteigenden Tonfalls, beraubt hatte. »Es war also bloß Quatsch, daß ihr uns Espiritu geben wollt, oder?«
    Wu bedachte die weiter entfernte Anhöhe seinerseits mit einem langen Blick, bevor er antwortete. »Es gibt ein kleines Problem dabei«, räumte er ein. »Verstehen Sie, um die Söldner von Espiritu und ihre Finger von der Summe

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