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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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etwas überrascht, ihn dort noch immer vorzufinden. Er lächelte und richtete ihn auf Booth Stallings. »Nein, Booth«, sagte er, als rede er mit einem Kind. »Das glaube ich nicht.«
    Wieder trat Stille ein, während Stallings und Espiritu einander anstarrten. Ohne Otherguy Overby anzusehen, gab Espiritu ihm Anweisungen. »Nehmen Sie bitte sein Gewehr, Mr. Overby.«
    Overby, dessen Gesicht eine Studie in Neutralität war, schüttelte den Kopf. »Das ist nicht mein Spiel.«
    »Tja«, sagte Espiritu. »Wir haben hier anscheinend – wie nennt man’s noch – ein spanisches Unentschieden.«
    »Mexikanisch«, sagte Overby.
    »Ja, mexikanisch«, sagte Espiritu und steckte den Revolver wieder in den Hosengürtel. Er warf Stallings einen raschen Blick zu. »Sag mal, Booth. Bin ich der Fehler, den du nicht zu wiederholen gedenkst?«
    »Der bist du, Al«, sagte Booth Stallings.

36
    Sie kamen aus der Höhle, zuerst Overby, hinter ihm Espiritu und dann Booth Stallings, der das M-16 noch immer auf den Filipino gerichtet hielt. Sie ließen die tote Carmen Espiritu dort zurück, wo sie lag, neben dem leeren Pappkarton.
    Nachdem sie fast einen Kilometer einen abschüssigen, zerfurchten Pfad entlangmarschiert waren, den man kaum als Weg bezeichnen konnte, erreichten sie Overbys gemieteten Jeep. »Sie hätten näher heranfahren können, Mr. Overby«, sagte Espiritu.
    »Wenn ich das getan hätte, könnte ich jetzt nicht wenden«, sagte Overby, als er hinter das Lenkrad schlüpfte und neugierig abwartete, wie Booth Stallings auf den engen Rücksitz des Jeeps klettern würde, ohne Espiritu den Rücken zuzukehren.
    Stallings schaffte es, indem er sich rückwärts durch die klapprige, selbst gebaute Tür des Jeeps und auf den Sitz schob. Espiritu, die Andeutung eines Lächelns im Gesicht, kletterte auf den Sitz neben Overby.
    Der zerfurchte Pfad war noch immer so eng, daß Overby viermal vor- und zurücksetzen mußte, bevor er den Jeep gewendet hatte. Langsam fuhr er den Pfad hinab, nie schneller als fünfundzwanzig Stundenkilometer, und hielt sich dabei dicht an die rechte Seite des Felsgrats. Zur Linken befand sich ein mindestens hundert Meter tiefer, fast senkrecht abfallender Steilhang.
    Stallings beugte sich nach vorn und fragte: »Also, warum hast du sie umgebracht, Al?«
    »Um selbst am Leben zu bleiben«, sagte er und drehte sich um, um Stallings anzusehen. »Es war alles ihre Idee – jemanden dazu zu bringen, mir fünf Millionen zu zahlen, damit ich ins Exil gehe. Carmens Plan sah vor, daß ich nach Hongkong gehe, mir das Geld schnappe, es für den Kauf von Waffen verwende und mich dann wieder ins Land schleiche.«
    »Klingt gut«, sagte Overby.
    »Sie wäre natürlich mit mir nach Hongkong gegangen.«
    Overby grunzte. »Schlechte Idee.«
    Espiritu lächelte zustimmend. »Ich hatte den Verdacht, daß ich, falls sie das täte, plötzlich eine sehr reiche Witwe hinterlassen würde. Aber ich habe ihr gesagt, sie soll einen Vorstoß machen und den ersten Kontakt herstellen.«
    »Mit wem?« fragte Stallings.
    »Ernesto Pineda. Das war ein schräger Typ, oben in Baguio, der manchmal für uns gearbeitet hat – und manchmal für seinen Vetter dritten Grades, der das Geld bereitstellen würde.«
    »Dieser Vetter dritten Grades mit all den Millionen«, warf Overby ein. »Erinnern Sie sich zufällig an seinen Namen?«
    »Ferdinand Marcos – wer sonst«, erwiderte Stallings, der zu dem Schluß gekommen war, daß die Welt weitaus trügerischer und gefährlicher sei, als er je vermutet hatte. Es war Wus und Durants Welt. Und natürlich Otherguys.
    Espiritu, noch immer vom Vordersitz aus nach hinten gewandt, bedachte Stallings mit einem Blick, der so etwas wie Anerkennung ausdrückte. »Also hast du diesen Blödsinn, daß ein amerikanisches Firmenkonsortium dahintersteckt, nicht wirklich geglaubt?«
    Stallings zuckte nur die Achseln.
    Espiritu nickte mitfühlend. »Die Amerikaner scheinen stets zwischen blanker Naivität und galoppierender Paranoia zu schwanken. Aber wer soll denn glauben, daß eine Gruppe ausgekochter amerikanischer Geschäftsleute einen einzigen Peso, geschweige denn fünf Millionen Dollar ausgeben würde, um mich loszuwerden? Ich bin ihre gebenedeite kommunistische Bedrohung, Booth, die sie keinen Cent kostet. Ich bin doch derjenige, der den Putsch rechtfertigen wird, bei dem sie Aquino stürzen und die Dinge wieder zu der Normalität zurückbringen, wo Deals gedreht und Profite gemacht werden können.«
    »Wenn ich

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