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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Hosentasche.
    »Okay«, sagte Artie Wu, »wir gehen das langsam und locker an und versuchen, niemandem weh zu tun.«
    »Diese Jungs sind Profis, Artie«, sagte Georgia Blue.
    »Dann versuchen wir eben, niemanden zu töten.« Er sah Durant an. »Nimmst du die rechte oder die linke Flanke?«
    »Die rechte, glaube ich«, sagte Durant, entfernte sich drei Meter vom Weg und fing an, das zu inspizieren, was eine undurchdringliche Barriere aus grün-schwarzem tropischem Regenwald zu sein schien. Georgia Blue brauchte zwei Sekunden, um den Inhalt ihrer Umhängetasche einer abschließenden Prüfung zu unterziehen. Als sie aufblickte, war Durant verschwunden.
    »Immer noch der alte Angeber, wie man sieht«, sagte sie zu Artie Wu.
    Wu lächelte. »Warum verborgenes Talent verbergen?« Er nickte zu dem Pfad hin, der in den Regenwald hineinführte. »Vor- oder Nachhut?«
    »Du läßt mir die Wahl?«
    Wu nickte.
    »Dann nehm ich die Nachhut.«
    Wu zog und überprüfte den von Vaughn Crouch beschafften Revolver, schob ihn wieder in seine rechte Gesäßtasche, zog sich die Hosen über den mächtigen Bauch hoch und trabte den Pfad hinab, als beginne er sein allmorgendliches Fitneßtraining.
    Georgia Blue ließ die rechte Hand in die Umhängetasche gleiten und wartete, bis Wu sechs Meter Vorsprung hatte. Dann folgte sie ihm mit athletischen Schritten, die so geschmeidig und mühelos waren, daß ihre Fersen kaum den Boden zu berühren schienen.
    So marschierten sie die nächsten einundzwanzig Minuten, Artie Wu an der Spitze, Georgia Blue ungefähr sechs Meter hinter ihm; beide bewegten sich mit nicht übertrieben schnellen, aber stetigen hundertfünf Schritten pro Minute voran, beide lauschten vergebens nach einem Lebenszeichen von Durant auf ihrer rechten Flanke, hörten aber nur das Gackern der Geckos und das Gezeter aufgebrachter Vögel.
    Wu fragte sich gerade zum dritten oder vierten Mal, wie in einem so tiefen, kühl wirkenden Schatten eine derart unerträgliche Hitze entstehen konnte, als er eine Männerstimme den Befehl rufen hörte.
    »Keine Bewegung, Wu!«
    Wu blieb zwar stehen, aber nicht bewegungslos. Er hob die Hände und drehte sich langsam um. Drei Meter von ihm entfernt stand Weaver P. Jordan in einer Position, die Artie Wu immer als »Fernsehhocke« bezeichnete: breitbeiniger Stand, Knie gebeugt, mit beiden Händen die Waffe haltend – in diesem Fall einen Revolver mit zehn oder zwölf Zentimeter langem Lauf.
    »Morgen«, sagte Wu in dem Moment, als Georgia Blue aus dem tropischen Regenwald glitt und Jordan von hinten mit der Linken einen Handkantenschlag versetzte, der seinen linken Arm lähmte. Trotz der Schmerzen versuchte Jordan, den rechten Arm herumzuschwenken und den Revolver ins Spiel zu bringen. Genau das schien Georgia Blue erwartet zu haben. Sie packte sein rechtes Handgelenk, riß es nach unten und dann hinter seinem Rücken wieder nach oben, wobei sie ihm den Arm so verdrehte, daß der Ellbogen aus dem Gelenk sprang. Jordan ging in die Knie und ließ den Revolver fallen. Georgia Blue stieß ihn mit dem Fuß beiseite und trat dann fest auf die linke Hand, mit der er sich abstützte. Jaulend brach Jordan zusammen.
    Gerade als das Jaulen langsam ausklang, vernahm Wu zu seiner Linken etwas Metallisches, das sich anhörte, als werde der Schlitten einer automatischen Waffe zurückgezogen. Die Hände noch immer erhoben, wandte sich Wu gerade rechtzeitig nach links, um mitzuerleben, wie Durant einem Mann, der anscheinend einen Designer-Dschungelkampfanzug trug, mit einem Stock die Maschinenpistole aus den Händen schlug. Der Mann im Tarnanzug war der elegante Jack Cray.
    Obgleich entwaffnet, blieb Jack Cray unverzagt. Er ging leicht in die Hocke, streckte beide Hände vor und wedelte damit in einer Art Kampfsportpose herum, die Durant offensichtlich so verblüffte, daß er den Stock fallen ließ und zurückwich. Mit einem merkwürdigen, wortlosen Schrei hüpfte Jack Cray auf Durant zu und versuchte einen Knöchelhieb an dessen Kehle zu landen. Durant entwischte ihm mühelos und verpaßte Cray einen harten Schlag mit der offenen Hand auf das rechte Ohr.
    »Scheißkerl«, sagte Cray, gab seine Kampfsportpose auf und preßte sich zum Schmerzstillen die Hand auf das angeschlagene Ohr.
    »Ich kümmere mich um Mr. Cray, Quincy«, sagte Artie Wu mit fürsorglichem Lächeln. »Versorg du Mr. Jordan.«
    »Was fehlt ihm denn?« fragte Durant.
    »Georgia hat ihm den Ellbogen ausgerenkt«, sagte Wu. »Jedenfalls hoff ich,

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