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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Stuhl am runden Küchentisch hockte, dessen Platte aus zwei unsichtbar miteinander verbundenen Stücken seltenen alten Ahornholzes gezimmert war und der problemlos Platz für acht Personen bot.
    Garfias schaute auf das Flaschenetikett. »Wer mag dieses Filipino-Bier – Sie oder Billy?«
    »Ich«, sagte Overby und goß sein Bier in ein hohes Glas. »Billy trinkt nicht.«
    »Nicht mehr.«
    »Nicht mehr.«
    Garfias trank zwei Schluck Bier aus der Flasche. »Mex-Bier ist besser.« Er nahm einen weiteren Schluck. »Aber das hier ist auch nicht schlecht. Und wann kommt Billy raus?«
    »Freitag«, sagte Overby und setzte sich auf einen der Stühle mit Schilfgeflechtsitzen, die um den Tisch standen.
    »Kommt sie zurück?«
    »Nein.«
    Garfias schaute sich in der riesigen Küche um, schätzte offenbar den Preis eines restaurantküchengroßen O’Keefe & Merritt-Gasherdes, zweier Mikrowellenöfen, einer gewerblichen Gefriertruhe, des Kühlschrankpärchens, eines Doppelregals voll Kupfertöpfe und Pfannen und eines Sortiments weiterer Gerätschaften, die in den letzten ein, zwei Jahren benutzt worden sein mochten oder auch nicht. »Mein Gott«, sagte Garfias, »er hat den Scheißkasten für sie gebaut.«
    »Er will ihn verkaufen«, sagte Overby.
    »Wie viel hat er ihn gekostet – der Bau mit allem Drum und Dran?«
    »Ungefähr zwei Komma sieben.«
    »Wie viel will er dafür haben?«
    »Eins Komma neun, glaube ich.«
    Garfias schüttelte bedauernd den Kopf, als habe er eben beschlossen, doch kein Gegenangebot zu machen. »Wird er nie kriegen. Nicht ohne Wasser. Erklär mir mal eins. Wie kommt’s, daß jemand, der so helle ist wie Billy – jedenfalls wenn er nicht auf dem Scheißzeug drauf ist –, wie kommt’s, daß so einer ’ne Bude ohne jedes Wasser baut?«
    »Es gab Wasser, als er es gebaut hat. Vier Brunnen.«
    »Wie lange hat’s gedauert, bis sie umgekippt sind – einen Monat? Zwei? Drei vielleicht?«
    »Ein Jahr.«
    »Sie haben etwa so lange gehalten wie sie.«
    Sie war Cynthia Blondin, die davongelaufene dreiundzwanzig Jahre alte Gefährtin von Billy Diron, welcher ein Gründungsmitglied von Galahad’s Balloon war, einer Rockgruppe, die ihn seinerzeit mit achtundzwanzig zum Multimillionär gemacht hatte. Mittlerweile war Billy Diron neununddreißig und hatte die ihm wegen seiner Abhängigkeit von Alkohol, Kokain und dem gelegentlichen Schuß Heroin verordneten vier Wochen im Betty-Ford-Center in Palm Springs nahezu abgeleistet.
    »Und was machst du, wenn Billy rauskommt – hierbleiben?«
    »Ich bin Haussitter«, sagte Overby. »Kein Kindermädchen.«
    »Irgendwas anderes in Aussicht?«
    Overby warf einen Blick auf seine Panzerarmbanduhr von Cartier. »Heute nachmittag werd ich’s wissen.«
    »Aber du bezahlst immer noch die Rechnungen fürs Haus – Gas, Telefon, Strom und so?«
    »Ja.«
    »Dann kannst du auch meine bezahlen.«
    Garfias langte in eine Tasche seiner verblichenen blauen Levi’s-Jacke und zog eine rosa Rechnung heraus. Er reichte sie Overby, der feststellte, daß sie um hundert Dollar über den zweihundert lag, die sie hätte betragen sollen. Er stand auf, ging zum Küchentresen, nahm ein pralles Scheckbuch aus der Schublade und brachte es mit zum Tisch. Dann füllte er einen Scheck – vom eingekerkerten Billy Diron bereits unterzeichnet ̶ über exakt den Betrag auf Garfias’ rosa Rechnung aus.
    Als er fertig war, legte Overby den Stift hin, riß den Scheck feinsäuberlich ab und streckte beide Hände aus; mit der Rechten bot er den Scheck dar, während die Linke darauf wartete, den 50-Dollar-Schein entgegenzunehmen, den Garfias derweil fast viermal längsgefaltet hatte. Der Scheck und der 50-Dollar-Schein wechselten gleichzeitig den Besitzer.
     
    Als Booth Stallings um 15.46 Uhr aus der United-Maschine in die Ankunft- und Abflughalle des Los Angeles International Airport trat, war das erste, was er sah, das Pappschild, dessen beschichtete Seite eine ruhige Hand mit einem Filzstift säuberlich beschriftet hatte. Auf dem Schild stand: Mr. Stallings.
    Der Mann, der das Schild ohne jede erkennbare Verlegenheit hochhielt, war ungefähr Anfang Vierzig und hatte eines jener zu ruhigen und zu achtsamen Gesichter, wie man sie häufig bei Männern sieht, die etwas mit dem Gesetz zu tun haben  ̶  entweder mit dessen Durchsetzung oder Umgehung.
    Stallings bemerkte ferner, daß der teure, dunkelblaue Anzug des Mannes etwa eine Nummer zu groß zu sein schien, als ob er zehn oder sogar fünfzehn Pfund

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