Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt
Knurren endete. »Ich muß es haben, Otherguy.«
»Es ist weg«, sagte Overby, »ich hab’s im Klo runtergespült, genau wie Billy es mir gesagt hat.«
»Du Arsch!«
Overby stimmte gleichgültig nickend zu.
»Die Lady glaubt, du lügst, Freundchen«, sagte der Mann im Auto, während er die Tür öffnete und ausstieg; seine untere Körperhälfte wurde von der Autotür verdeckt.
Overby blickte den Mann ohne jede Neugier an. »Wen interessiert, was sie glaubt.«
»Mich zum Beispiel«, sagte der Mann, während er hinter der Autotür hervortrat und einen kurzläufigen, fünfschüssigen Revolver auf Overby richtete. »Sie darf rein.«
Overby musterte erst die Waffe und dann das Gesicht des Mannes. Danach wandte sich Overby ab und ging langsam zum Heck der Mercedes-Limousine, zückte einen Schlüssel und öffnete den Kofferraum. Er langte hinein und brachte einen Reifenmontierhebel zum Vorschein. Stallings fragte sich, ob der Montierhebel zur Standardausrüstung eines Mercedes gehörte, und kam zu dem Schluß, daß das nicht der Fall sei.
Mit dem Montierhebel, der aus seiner linken Hand herabhing, ging Overby hinüber zu dem Mann mit der Waffe. »Du schnappst dir jetzt besser Cynthia, steigst ins Auto und verschwindest«, sagte Overby. »Ich glaube, du solltest lieber fahren.«
»Du bist grad dein Knie losgeworden, Schwachkopf«, sagte der Mann und zielte mit dem Revolver auf Overbys linkes Knie.
Blitzschnell riß Overby den Montierhebel hoch und schmetterte ihn dem Mann gegen die Unterseite des rechten Handgelenks. Der Mann jaulte auf, als ihm die Waffe aus den Fingern flog und vor Stallings’ Füßen landete. Stallings bückte sich, hob sie auf, untersuchte sie kurz und richtete sie dann auf den Mann, der jetzt leicht vornübergebeugt stand und mit der linken Hand sein rechtes Handgelenk umklammerte.
»Holen Sie ihr, was sie möchte, Otherguy«, sagte Stallings.
Überrascht starrte Overby Stallings an. »Warum?«
»Wenn Sie es nicht tun, kommt sie wieder, und ich will sie hier nicht haben.«
Overby dachte darüber nach, fügte sich mit einem Nicken dieser höheren Logik, drehte sich um und trat ins Haus. Cynthia Blondin machte zwei ausgelassene Tanzschritte auf Booth Stallings zu. »Wer bist du denn, Paps?« sagte sie.
»Ich bin Daddy Goodtimes«, sagte Stallings und sah dabei nicht sie, sondern den Mann mit dem verletzten Handgelenk an, der sich jetzt aufgerichtet hatte und das schmerzende Gelenk vorsichtig mit der linken Hand massierte.
Cynthia Blondin kicherte fröhlich. Der Mann mit dem schmerzenden Gelenk funkelte sie an. Sie kicherte wieder. Der Mann richtete seinen unsteten Blick auf Stallings. »Ich will meine Knarre wiederhaben.«
Stallings antwortete ihm mit einem Kopfschütteln und einem schwachen Lächeln.
»Wetten, daß ich sie dir abnehmen kann.« Diesmal fehlte das Lächeln, als Stallings wieder den Kopf schüttelte.
Der Mann machte einen langsamen, zögernden Schritt auf Stallings zu, der den Revolverhahn spannte und sich über das bedrohliche Geräusch freute, das dabei entstand.
»Der alte Knacker erschießt dich, Joey«, sagte Cynthia Blondin und kicherte erneut. »Du würdest ihn totschießen, stimmt’s, Paps?«
»Darauf kannst du wetten«, sagte Stallings.
Der Mann mit dem schmerzenden Gelenk setzte an, noch etwas zu sagen, unterbrach sich aber, als Overby aus dem Haus kam, noch immer mit dem Montierhebel in der linken Hand; in der rechten hielt er eine kleine braune Papiertüte, die zum Paket gefaltet und mit zwei Gummibändern umwickelt war. Overby blieb vor Cynthia Blondin stehen, die sich auf die Unterlippe biß und gierig das Päckchen anstarrte.
»Ich möchte, daß du mir jetzt zuhörst, Cynthia. Hörst du zu?«
Sie nickte, wobei sie den Blick nicht von dem Päckchen nahm.
»Billy möchte nicht, daß du zurückkommst. Er will dich nicht sehen. Er will nicht mit dir sprechen. Falls du Billy etwas zu sagen hast, ruf Ritto und Ogilvie an und sprich mit Joe Ritto. Ist das bei dir angekommen?«
»Gib mir mein Zeug, Otherguy.«
Overby seufzte und reichte ihr das Päckchen. Sie nahm es mit beiden Händen, sachte, vorsichtig, als hebe sie einen Jungvogel aus dem Nest. Dann drehte sie sich um, summte etwas vor sich hin und eilte zur Fahrerseite des Volkswagens.
Der Mann mit dem schmerzenden Handgelenk wollte zur Beifahrertür gehen, änderte dann seine Meinung und wandte sich noch einmal an Stallings. »Sie rücken meine Knarre wirklich nicht mehr raus?«
»Nein«, sagte
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