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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Binnenland von Luzon?«
    Stallings schüttelte den Kopf. »Cebu. Kennen Sie das?«
    Overbys Grinsen wurde noch breiter. »Lapu-Lapu-Land. Ja, ich kenne Cebu. Wie meine Westentasche. Ich will nicht zu kommerziell und so wirken, aber über was für Anteile reden wir?«
    »Sie verhandeln jetzt für Wu und Durant, richtig?«
    Overby nickte. »Für die beiden, und für mich.«
    »Meine Vorstellung bewegt sich um fifty-fifty«
    Overbys gespielte Enttäuschung äußerte sich in Form eines sorgenvollen Stirnrunzelns. »Ich glaube, wir brauchen doch ein bißchen mehr Anreiz.«
    »So, oder gar nicht, Otherguy.«
    Das Stirnrunzeln verschwand, und das Grinsen kehrte zurück. »Na ja, Teufel auch, die Hälfte von fünfhunderttausend durch drei geteilt, abzüglich Spesen, das sind etwa achtzigtausend für jeden, was nicht schlecht ist. Nicht gut, verstehen Sie, aber auch nicht schlecht.«
    »Ich glaube, ich habe mich nicht deutlich genug ausgedrückt«, sagte Stallings. »Ich beabsichtige, die ganzen fünf Millionen zu teilen – nicht nur die fünfhunderttausend.«
    Overby unternahm keinen Versuch, irgend etwas zu verbergen. Das große weiße Lächeln war wieder da, skrupelloser denn je, vergnügter denn je. »Jetzt reden Sie über einen verdammt interessanten Haufen Geld.«
    Stallings erwiderte das Lächeln nicht. Statt dessen nahmen seine Augen jetzt den Ausdruck eines Mannes an, der einen Blick in die Zukunft geworfen hat und entsetzt ist über das, was er gesehen hat.
    »Es ist vergiftetes Geld«, sagte Stallings.
    »Geld ist Geld.«
    »Diesmal nicht.«
    Geleitet nur von seinem fast unfehlbaren kriminellen Instinkt, brachte Otherguy Overby genau das richtige Maß Ermunterung zustande.
    »In diesem Fall, mein Freund«, sagte er, »sind Sie, zum Teufel noch mal, an genau der richtigen Adresse.«

8
    Der Anwärter auf den Kaiserthron stand im Allerheiligsten der Palasträume des abgesetzten Herrschers und hörte strahlend vor Stolz zu, wie die jüngere seiner zehnjährigen Zwillingstöchter das eingerahmte Gedicht laut zu Ende las. Das Gedicht war an der Wand zurückgeblieben, als der abgesetzte Herrscher im Dunkel der Nacht geflohen war.
    »Yours is the earth and everything that’s in it [Dein ist die Erde und alles darauf]«, las sie. »And – which is more – you’ll be a man, my son [Und – mehr noch – du wirst ein Mann sein, mein Sohn].«
    Einst hätte man die Art, in der das zehnjährige Mädchen Kiplings If vorlas, ausdrucksvoll genannt. Die Filipinos in der Schlange hinter ihr applaudierten begeistert. Sie drehte sich um, knickste anmutig – trotz der Jeans, die sie trug – und schaute dann hoch zu dem dicken Chinesen (wie sie und ihre Schwester ihn insgeheim immer nannten), der nicht nur ihr Vater war, sondern auch Anwärter auf den Thron des Kaisers von China.
    »Sehr, sehr hübsch«, sagte Artie Wu, der fast einen Meter neunzig auf die Beine und einhundertunddreizehn Kilo auf die Waage brachte, davon nur sechs Prozent reiner Speck.
    Seine jüngere Tochter schnitt dem Gedicht an der Wand eine Grimasse. »Gott, ist das doof!«
    »Mr. Kipling hatte eine unglückliche Kindheit«, erklärte Agnes Wu. »Um das auszugleichen, wurde er manchmal einen Hauch zu optimistisch und übersentimental.«
    Ihre Tochter nickte weise. »Kitsch, wie?«
    »Kitsch«, bestätigte Agnes Wu, deren Rs von einem leichten schottischen Rollen gefärbt waren. Alles, was sie sonst sagte, klang wie das Englisch, das jene Leute sprechen, die auf feine Schulen gegangen sind, wo großer Wert auf eine makellose Aussprache gelegt wird. Aber keine der Schulen war imstande gewesen, etwas gegen das rollende R von Agnes Wu auszurichten, die eine geborene Agnes Goriach war.
    Die (um genau einundzwanzig Minuten) ältere der Zwillingstöchter wandte sich an ihre Schwester. »Es war nicht halb so doof wie Invictus, um das du rumgekommen bist und das mich Mrs. Crane letztes Jahr hat auswendig lernen lassen. Willst du richtigen Kitsch? ›Tief-in-der-Nacht-die-schwarz-mich-umfängt-wie-der-Erde-ewige-Höhle-dank-ich-gleichwelchen-Göttern-da-oben-für-meine-unbeugsame-Seele‹. Das ist Kitsch.«
    »Ihr haltet die Leute auf, meine Damen«, sagte Artie Wu, streng wie immer, wenn er mit seinen Töchtern sprach. Völlig unfähig, die gewichtige Vaterrolle zu übernehmen, staunte er immer noch darüber, daß die Töchter seine mangelnde Konsequenz nicht ausnutzen mochten. Seine dreizehn Jahre alten Zwillingssöhne waren aus einem anderen Holz geschnitzt. Sie

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