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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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es –?« Ihr Gesichtsausdruck war ein Synonym für schrecklich.
    »Es war noch viel schlimmer, Tootie.«
    Sie wandte sich an den Leibwächter und sagte ihm leise etwas. Der Leibwächter runzelte mißbilligend die Stirn. Sie fauchte ihn an. Der Leibwächter warf Durant einen zornigen Blick zu, der fast schon eine Warnung war, machte kehrt und betrat den Zeitungsladen, wo sein Partner dem kleinen Jungen aus einem Comic-Heft vorlas. Die Schwester des Kleinen versuchte so zu tun, als habe sie keine Ahnung, wer die beiden waren.
    »Sie nehmen die Kinder mit in die Kaffeestube, wo sie, du weißt schon –«
    »Eiscreme«, sagte Durant.
    Tootie nickte. »Wir beide werden uns im Cowrie-Saal was Gutes tun.«
    »Ich glaube nicht, daß er schon auf ist«, sagte Durant.
    Tootie setzte eines ihrer eher herablassenden Lächeln auf. »Sie werden aufmachen, für –«
    »Uns«, ergänzte Durant.
    »Mich«, berichtigte sie ihn.
     
    Als Tootie Ortiz, gefolgt von Durant, in den leeren Cowrie-Saal rauschte, wandte sich der Kellner ihnen stirnrunzelnd zu, sah dann, wen er vor sich hatte, glättete die Stirn, schlüpfte in eine Jacke und geleitete sie zu einer Ecknische. Tootie Ortiz bestellte Kaffee und Karamelgebäck für zwei. Durant wollte kein Gebäck, erhob aber keine Einwände, weil er wußte, daß Tootie seins mitessen würde.
    Aber dann vergaß sie beinahe, ihr eigenes zu essen, als Durant seinen stark ausgeschmückten Bericht über die Auffindung der toten Emily Cariaga begann. Es war fast eine Kopie der Aussage, die er gegenüber Lieutenant Cruz von der Mordkommission gemacht hatte, nur daß er sie jetzt Tootie zuliebe noch etwas schauriger gestaltete.
    Sie hörte mit weitoffenen Augen und halb offenem Mund zu. Als er geendet hatte, sagte sie: »Lieber Gott, wie furchtbar«, zückte ihre Gabel und fiel über das Karamelgebäck her.
    Durant wartete, bis sie zwei Happen gekaut und geschluckt hatte. Dann sagte er: »Erst der arme Ernie Pineda oben in Baguio, dann Emily.«
    Die Gabel kam nur Zentimeter vor Tooties halb geöffnetem Mund zum Stillstand. Sie schloß den Mund und ließ die Gabel langsam auf den Teller sinken. »Sie hatten keine Verbindung miteinander«, sagte sie. »Das kann gar nicht sein, weil –« Wieder erstarb ihr Satz vorzeitig.
    »Hatten sie in gewisser Weise doch, Tootie«, sagte Durant. »Eine Verbindung.«
    »Inwiefern?«
    »Du kennst Artie Wu?« sagte er.
    »Natürlich kenne ich Artie.«
    »Also, Artie und ich hatten mit dem armen Ernie geschäftlich zu tun, und wir waren diejenigen, die den Leichnam identifizieren mußten.«
    Sie beugte sich zu ihm vor; ihr Gebäck war für den Augenblick vergessen. »Du hast wirklich gesehen –«
    Durant nickte.
    Sie blickte sich um und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Haben sie ihm wirklich –«
    »Sie haben sie abgeschnitten, Tootie«, sagte Durant.
    »Aber Emily hat mir nicht gesagt –« Sie unterbrach sich und machte sich wieder über ihr Karamelgebäck her, das sie mit vier großen Bissen aufaß.
    »Hat dir was nicht gesagt?« fragte Durant, als der letzte Bissen verschluckt war.
    Sie streckte die Hand nach seinem Teller aus und setzte ein leichtes Lächeln auf, das fragen sollte, ob er nicht vielleicht doch etwas essen wolle. Er schob ihr den Teller zu. »Hat dir was nicht gesagt, Tootie?« wiederholte Durant seine Frage.
    »Von dir und Ernie.«
    »Du hast mit ihr gesprochen?«
    Tootie, mit Kauen beschäftigt, nickte nur.
    »Wann?«
    Sie schluckte und sagte: »Als sie aus Baguio zurückkam. Sie hat angerufen, um mir von Ernie zu erzählen, und wollte wissen, warum jemand, du weißt schon, so etwas tun – Na, und ich hab dann darauf hingewiesen, daß Ernie immerhin sein Vetter dritten Grades war, und –«
    Wieder geriet ihr Redefluß vor einer ihrer zeitlich schlecht koordinierten verbalen roten Ampeln ins Stocken. Durant gab vor, es nicht zu bemerken. Er holte eine Zigarette hervor und zündete sie an. Nachdem er etwas Rauch in die Luft geblasen hatte, sagte er: »Was wolltest du eben sagen?«
    »Alle reden darüber.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich.«
    »Über Emily?«
    »Über den armen Ernie.«
    »Ah. Richtig. Über ihn.« Durant drückte seine kaum angerauchte Zigarette im Aschbecher aus. »Wer sind alle, Tootie?«
    Sie bewegte die Schultern, als wolle sie sagen, daß doch wohl jedermann wisse, wer alle waren. Als Durant sie nach wie vor skeptisch ansah, sagte sie: »Cris«, und verlieh ihrer Auffassung dadurch Nachdruck, daß sie den Namen ihres

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