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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Schweigen, bis Georgia Blue sagte: »Ich kenne Otherguy schon lange, Artie.«
    Wu seufzte. »Ich auch.«
    »Bist du sicher?«
    Er nickte ernst.
    »Also … › for a handful of silver he left us ‹ [für eine Handvoll Silber hat er uns verlassen]«, begann sie.
    » › Just for a riband to stick in his coat‹ [Nur für ein Band, am Rock zu befestigen]«, vollendete Wu.
    »Browning, oder?«
    » The Lost Leader [Der verlorene Führer].«
    »Tja. Scheiße.«
    »Bleib an ihm dran, Georgia.«
    Sie nickte und stand auf.
    »Er ist schlau und gerissen«, sagte Wu.
    »Ich war mal seine Musterschülerin, Artie.«
    »Und meine.«
    »Dann müßte ich alles wissen, was ihr beide wißt«, sagte sie. »Und ein bißchen mehr.«

22
    Durant fielen zuerst die Leibwächter auf: ein fast identisches Paar breitgebauter, stämmiger Filipinos Ende Dreißig, mit flinken Augen, leeren Händen und Zwillingshöckern auf der rechten Hüfte unter den Schößen der lose getragenen Sporthemden.
    Einer ihrer Schützlinge raste auf kurzen fetten Beinen auf den Zeitungsstand im Manila-Hotel zu. Ihm folgte ein neunjähriges Mädchen, das sich bemühte, nicht so zu rennen, damit es gesitteter, erwachsener und wie das glatter Gegenteil des sechs Jahre alten Rotzlöffels von Bruder erschien, der, wie die Eltern immer noch schworen, nicht adoptiert war.
    Zwischen den beiden Leibwächtern ging die Mutter, eine nicht unbedingt dicke, hübsche Frau von Anfang Dreißig, die ein schwarzes Leinenkleid mit weißer Paspelierung trug, welches, vermutete Durant, von Neiman-Marcus stammte. Er wußte, daß Neiman-Marcus das einzige war, das die Frau an Dallas je gemocht hatte.
    Durant erhob sich von seinem Stuhl und ging langsam quer durchs Foyer zu der Gruppe, damit ihn die Frau und ihre beiden Leibwächter gleichzeitig sahen. Aber der flinkere der Leibwächter bemerkte ihn zuerst, und was er sah, gefiel ihm offenbar nicht.
    Der Leibwächter zischte seinem Partner etwas zu, worauf der den Jungen und das Mädchen in den Zeitungsstand scheuchte. Der andere Leibwächter pflanzte sich breit vor der Frau auf, während seine rechte Hand zum Höcker an seiner Hüfte fuhr. Durant blieb abrupt stehen. Die Frau im schwarzen Kleid mit den weißen Paspeln berührte den Leibwächter am Arm und sagte etwas, worauf er sich entspannte.
    Die Frau, die Durant jetzt von links hinter dem Rücken des Leibwächters zulächelte, war Restituta Ortiz, gnädigerweise von fast jedem nur Tootie genannt. Sie war mit Cristobal Ortiz verheiratet, der sein bescheidenes Erbe genommen und zuerst ins Bank- und Frachtgeschäft investiert hatte – mit ordentlichem Erfolg – und danach in die Politik, wodurch er reich geworden war.
    Die tote Emily Cariaga und Tootie Ortiz waren gemeinsam in Manila aufgewachsen, hatten später ein Jahr in Miss Hockadays Schule in Dallas verbracht und jede Minute ihres Aufenthalts gehaßt. Wieder in Manila, hatten beide im Abstand von einem Monat geheiratet. Als Durants und Emily Cariagas Verhältnis angefangen hatte – und der gehörnte Patrocinio Cariaga noch lebte –, war es Tootie Ortiz gewesen, die den Liebenden als Mittelsperson gedient hatte, obwohl sie hoffnungslos unfähig war, Ort und Zeit der Verabredungen auf die Reihe zu kriegen. Aber sie hatte die Affäre mit ganzem Herzen gefördert, weil, wie Emily Cariaga einmal gesagt hatte, Tootie alles Romantische, Kühne und Schmutzige liebte – solange es sie nicht direkt betraf.
    Als Durant auf sie zutrat, umfaßte Tootie Ortiz sogleich seine Rechte mit beiden Händen und flüsterte: »Es war wunderschön, Quincy. Es war die schönste Totenmesse, die ich je miterlebt habe.«
    »Ich wäre auch sehr gern dabei gewesen, Tootie, aber –« Er hob die Schultern und gab damit zu verstehen, daß die Messe für Familienangehörige und Freunde der toten Emily stattgefunden hatte und nicht für ihren ausländischen Liebhaber.
    Tootie nickte. »Ich verstehe das – und Emily auch.«
    »Wir müssen uns unterhalten, Tootie.«
    »Über –?«
    »Ja.«
    »Jetzt?«
    Durant nickte. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Tja«, sagte sie, und ihre Stimme war voller Zweifel. »Vermutlich könnten wir, außer daß –« Wie so oft, beendete Tootie Ortiz ihren Satz nicht. Die fast chronische Unvollständigkeit ihrer Äußerungen war eine ihrer weniger reizenden Angewohnheiten. Durant wartete geduldig auf die Frage, die sie mit Sicherheit stellen würde.
    »Hast du sie wirklich –?«
    »Ich habe sie gefunden«, sagte Durant.
    »War

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