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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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sie ausgegraben hat oder wie wichtig es war, und es scheint sinnlos, darüber Spekulationen anzustellen. Wir steigen in diese Sache schnell ein und wieder aus, und ich hoffe nur, daß die Manila-Polizisten alles Interesse an Durant und mir verlieren.«
    »Ich glaube, die Cariaga hat rausgefunden, wer die fünf Millionen springen läßt«, sagte Otherguy Overby, für den Spekulationen das Salz in der Suppe waren.
    »Ziemlich platt, Otherguy«, sagte Durant.
    Overby warf ihm einen kalten Blick zu. »Ich mag’s eben ordentlich. Aber daß ich es so mag, heißt ja nicht, daß ich’s, bloß weil ich’s mag, verwerfen muß, wenn mal was nett und ordentlich daherkommt. Das wäre vergeudet.«
    »Er hat da was«, sagte Stallings an Wu gewandt. »Könnten Sie beide der Sache nicht nachgehen? Dieselben Leute treffen, die sie getroffen hat. Rausfinden, worüber sie geredet haben?«
    »Quincy und ich werden das natürlich versuchen«, sagte Wu. »Aber ich glaube nicht, daß wir irgendwas rauskriegen. Emily hat sich in gesellschaftlichen Höhen bewegt, wo die Luft dünn und der Aufstieg beschwerlich – wenn nicht unmöglich – ist für ein paar Abstauber ohne jede Empfehlung außer einem freundlichen Lächeln und gewitztem Small-talk.«
    »Ich dachte, gerade das könnten Sie am besten«, sagte Stallings. »Die unwürdigen Reichen von ihrem Geld trennen. Wenn Sie das können, warum, zum Teufel, können Sie sie dann nicht zum Quasseln bringen?«
    »Um an ihr Geld ranzukommen«, sagte Durant in zu geduldigem Tonfall, »müssen wir nur ihre Habgier kitzeln. Aber diesmal sind wir nicht auf ihr Geld aus. Wir wollen sie darum bitten, uns etwas anzuvertrauen, weswegen jemand, den sie kennen, umgebracht worden ist. Und dazu fehlt uns der Ansatzpunkt.«
    »Aber wir werden es versuchen, Booth«, sagte Artie Wu.
    »Versuchen Sie’s am besten sehr gründlich«, sagte Stallings.
    Wu nickte und wandte sich an Georgia Blue. »Ich habe gesagt, wir müssen die Dinge beschleunigen, Georgia. Das heißt, daß Otherguy heute mit der Mittagsmaschine nach Cebu fliegt und du ihm in der Drei-Uhr-Maschine folgst. Booth fliegt morgen runter, und Quincy und ich folgen am Tag darauf, das ist –« Er schaute auf den Kalender seiner Armbanduhr. »Mittwoch, der erste April.«
    »Aprilscherztag«, sagte Otherguy, prosaisch wie immer.
    Etliche Sekunden lang sprach niemand. Statt dessen sahen sie zu, wie Artie Wu drei weitere Rauchringe in die Luft blies. Als der letzte zur Decke schwebte, sagte Wu: »Trinken wir noch etwas Kaffee, und dann möchte ich ein paar erbauliche Worte vorbringen, die sich, wie ich hoffe, jeder zu Herzen nehmen wird.«
    Overby erhob sich, ging zum Servierwagen und nahm eine der Chromkannen. Er lief im Zimmer herum und füllte die Tassen nach. Jeder nippte höflich am Kaffee, den eigentlich keiner zu wollen schien. Booth Stallings hielt seine Augen auf Artie Wu gerichtet, wobei ihn die Fähigkeit des dicken Mannes, das Zimmer – jedes Zimmer, was das betraf – auszufüllen, nicht allzu sehr verblüffte.
    Es war teilweise Wus Körpergröße, fand Stallings, und teilweise seine Brillanz, die ihn dazu befähigte, zu führen und zu befehlen, fast ohne daß man es bemerkte. Aber seine eigentliche Waffe war jener leichte, ungezwungene Charme, der praktisch jeden für ihn einnahm und, was weitaus nützlicher war, praktisch jeden nach seiner Anerkennung suchen ließ. ›Selbst du bist nicht immun dagegen‹, warnte sich Stallings.
    ›Und dann ist da noch dieser Scheiß-Durant‹, dachte er, wobei er unbewußt diese inzwischen vertraute Bezeichnung übernahm. ›Durant, der genauso oder annähernd so schlau ist und der sorgfältig dieses Image der tickenden Zeitbombe pflegt, die er sehr wohl sein mag. Der charmante, liebenswerte Mr. Wu und sein schrecklicher Paladin. Wenn das mal keine interessante Kombination ist.‹
    Und da begriff Booth Stallings – zum ersten Mal daß sie, alle fünf, am Ende tatsächlich die fünf Millionen stehlen könnten. Die Vorstellung war so bizarr, daß sie ihn lächeln ließ und er fast kichern mußte. Aber er unterdrückte das Kichern, leerte seine Kaffeetasse und wandte seine Aufmerksamkeit dem zu, was Artie Wu zu sagen hatte.
    »Mit Ausnahme von Booth«, setzte Wu an, »kennen wir uns schon ewig, was zu lange sein mag. Wir kennen die Stärken des anderen, seine Schwächen, Macken und Aussetzer. Weiß Gott, keiner von uns ist vollkommen, aber jeder von uns ist kompetent. Äußerst kompetent. Also, wir wollen

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