Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
hatte. Er vermutete, daß es noch immer so war.
    Im Flughafengebäude angekommen, ignorierte Overby die Einschmeichelversuche von einem Dutzend Gitarrenhändlern und trieb einen Fahrer auf, der schwor, daß die Klimaanlage seines Taxis noch funktionierte. Teilweise nur, um wieder in Übung zu kommen, feilschte Overby mit dem Fahrer um einen Pauschalpreis für die Fahrt zum Magellan Hotel. Kaum war der Handel besiegelt, verließen sie den Flugplatz, fuhren über die Mandaue-Mactan-Brücke, vorbei an der Timex-Fabrik, am Südrand des Club-Filipino-Golfgeländes entlang und bogen in die kurze Zufahrt des dreiundzwanzig Jahre alten Magellan-Hotels ein, das sich vor langer Zeit vier Sterne für seinen Komfort und fünf für den Service verdient hatte.
    Einundzwanzig Jahre waren vergangen, seit Overby zum ersten Mal im Magellan Hotel abgestiegen war. Das war nachdem er seine Barschaft von neunundzwanzig auf zweihundert Dollar aufgestockt hatte, und zwar durch einen raschen Deal mit zehn Stangen PX-Camels, die der zweite Maat eines in Panama registrierten Frachters von Subic hergeschmuggelt hatte. Sobald er die zweihundert Dollar sicher in seiner Gesäßtasche verstaut hatte, war Overby aus dem YMCA ins Magellan gezogen.
    Das fünfstöckige Hotel hatte die Form eines Y. Es verfügte über zweihundert Zimmer und mehr Pagen, als es eigentlich brauchte. Drei davon halfen nun Overby und seiner Tasche aus dem Taxi und ins Hotel. Als er eintrat und sich umblickte, stellte Overby fest, daß die Lobby noch immer den Ruch maximaler Toleranz verströmte. Es war dieselbe Atmosphäre, die er überall auf der Welt in Business-Hotels vorgefunden hatte, welche prinzipiell nicht allzu neugierig in Bezug auf ihre Gäste und deren Freunde waren. Er erinnerte sich, daß man solche Hotels früher immer in der Nähe des Bahnhofs hatte finden können. Heute waren sie alle draußen am Flughafen.
    Aus Instinkt konservativ, stellte Overby außerdem mit Freude fest, daß sich in der Lobby des Magellan fast nichts verändert hatte. Es gab immer noch einen ordentlichen Zigarrenstand neben den Fahrstühlen, genau dort, wo er sein sollte. Gegenüber den Fahrstühlen befanden sich der Empfangstresen und daneben der vergitterte Kassenschalter. Zum Sitzen standen noch immer dieselben bequemen tiefen Sessel und Couches herum, welche jetzt, wie er sah, von japanischen Pauschaltouristen um die Zwanzig und Dreißig besetzt waren, die sich zu fragen schienen, wo es hier wohl etwas zu erleben gab.
    An der Rezeption erklärte Overby, er habe eine Zimmerreservierung. Die Augenbrauen des jungen Angestellten hoben und senkten sich im typischen Cebu-Gruß, und er murmelte, daß der Direktor gern ein Wort mit Mr. Overby zu wechseln wünsche. Der Angestellte entfernte sich und kehrte mit Antonio Imperial zurück.
    Overby versuchte seinen Schock nicht zu verbergen. »Jesses, Tony, du bist der Direktor?«
    Imperial, ein kurzer, stämmiger Mann mit einem breiten, strahlenden Lächeln, streckte beide Arme zu einer das gesamte Hotel umfassenden Geste aus. »Imperial vom Magellan – ganz zu Diensten«, sagte er und langte über den Tresen, um Overbys Rechte zu packen und energisch zu schütteln. »Wie lange ist es her, Otherguy?« sagte Imperial, noch immer händeschüttelnd.
    »Acht Jahre«, sagte Overby, »Teufel, vielleicht auch neun. Aber damals hast du noch als Nachtportier gearbeitet.«
    »Weißt du noch, wie du vor einundzwanzig Jahren zum ersten Mal hier abgestiegen bist und ich der Junge war, der dir die Tasche hochgetragen hat?« Imperial schüttelte den Kopf, als wolle er sagen »Wie die Zeit vergeht«, und wandte sich dem beflissenen jungen Angestellten zu. »Für Mr. Overby der beste Service, Zotico. Der allerbeste.«
    »Ja, Sir«, sagte der Angestellte.
    »Es kommen noch ein paar andere Leute, die zu mir gehören, Tony«, sagte Overby.
    Imperial nannte ihre Namen aus dem Gedächtnis: »Blue und Stallings heute etwas später; Wu und Durant morgen. Richtig?«
    Overby grinste. »Kein Wunder, daß man dich zum Direktor gemacht hat.«
    »Vielleicht treffen wir uns später auf einen Drink, Otherguy – ein bißchen plaudern und austauschen?«
    »Mit Vergnügen«, sagte Overby.
    Als Antonio Imperial, Chef des Magellan Hotels, sich umdrehte, auf die Klingel schlug und dem Häuflein Pagen zubellte: »Zum Eingang!«, hatte Otherguy Overby das Gefühl, er sei vielleicht zu guter Letzt wirklich heimgekehrt.
     
    Auf seinem Platz am Fenster vor der Klimaanlage hatte

Weitere Kostenlose Bücher