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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Licht, schnüffelte daran, roch nichts und riß ihn schließlich auf.
    Auf dem einzigen, einmal gefalteten Blatt billigen weißen Papiers stand, von sicherer Hand geschrieben:
     
    Lieber Booth,
    Willkommen in Cebu. Jemand, den wir beide kennen, wird sich bei dir melden.
    Halte dich bitte genau an die Anweisungen.
    Herzliche Grüße
    Al
     
    Den Brief noch immer in der Hand, trat Booth Stallings ans Fenster des Zimmers und zog die Jalousie hoch. Er las den Brief noch einmal und starrte dann hinaus auf eine rote Sonne, die hinter den Guadalupe-Bergen unterging, denselben Bergen, in denen Stallings und Alejandro Espiritu, die Jung-Terroristen, so viel und so oft getötet hatten. Keiner von uns, dachte er, hat sich je ganz von dieser Faszination befreien können. Der einzige Unterschied liegt darin, daß du sie untersucht, drin rumgestochert, drüber geschrieben und dir damit deinen Lebensunterhalt verdient hast, während Al, na ja, während Al einfach damit weitergemacht hat.
    Stallings beobachtete, wie etwas, das wie eine große Cessna aussah, zur Landung auf dem alten Flugplatz von Cebu ansetzte, der jetzt nur noch von Privatflugzeugen genutzt wurde. Als seine Linienmaschine von Manila zur Landung auf dem Mactan Airport angesetzt hatte, hatte Stallings zuerst gedacht, er sei ins falsche Flugzeug gestiegen. Aber Mactan war der neue Flughafen von Cebu. Der andere, vom Magellan-Hotel nur ein Stück die Straße hinunter, war der alte, auf dem er und Espiritu von ihrem Beobachtungsposten in den Bergen aus japanisches Militär hatten ein- und ausfliegen sehen.
    Gerade als die Cessna hinter einer Baumgruppe verschwand, klopfte es an die Tür. In der Annahme, es sei entweder Georgia Blue oder Overby, rief Stallings: »Herein«, und starrte weiter hinaus auf das letzte Licht des kurzen tropischen Sonnenuntergangs. Als die Tür geöffnet wurde und eine schroffe Stimme sagte: »Stallings?« – so daß es wie eine vorwurfsvolle Frage klang drehte er sich schnell um und stand einem hochgewachsenen alten Mann von Mitte bis Ende Sechzig gegenüber, der eine kurzärmelige, hellbraune Safarijacke mit einer Unzahl Taschen, die alle ausgebeult waren, und eine dazu passende lange Hose trug.
    Der alte Mann hielt sich kerzengerade, hatte seidiges weißes Haar, einen rötlichen Teint, kleine blaue Augen, die eine Dreistärkenbrille brauchten, und einen Mund, der offenbar gern Befehle erteilte. Nur der dünnlippige Mund mit dem ausgeprägten Überbiß erschien Stallings vage vertraut.
    »Sie erinnern sich nicht mehr an mich, wie?« sagte der alte Mann mit dem schroffen Bariton, der auch zu einem Dreißigjährigen gepaßt hätte.
    »Nein«, sagte Stallings. »Sollte ich?«
    »Crouch. Vaughn Crouch. Bloß war es Major Crouch, als Sie mich gekannt haben.«
    »Allmächtiger Gott.«
    »Hab’s dann schließlich bis zum Colonel Crouch gebracht.«
    »Sie haben uns damals losgeschickt.«
    Crouch nickte. »Sie und Al Espiritu. Das war ich.«
    »Was machen Sie –«
    Crouch unterbrach ihn, als habe er keine Geduld für alberne Fragen. »Ich lebe hier.«
    »In Cebu?«
    »Hier, im gottverdammten Magellan. Hab meine dreißig abgerissen und bin zweiundsiebzig in den Ruhestand. Bin seit damals hier. Ist billig, und wenn irgendein Teil in Ordnung gebracht werden muß, meine Prostata zum Beispiel, kann ich nach Clark rauf oder sogar rüber nach Schofield auf Hawaii fliegen und mich von den Quacksalbern umsonst aufpäppeln lassen.« Er bog den Kopf leicht zurück, um Stallings durch den unteren Schliff seiner Dreistärkenbrille zu mustern. »Sie haben sich ein bißchen verändert. Hätte Sie auf der Straße nicht wiedererkannt. Sind Sie bereit?«
    »Wofür?«
    »Ich hab Sie als einen von der schnellen Truppe in Erinnerung, Stallings. Ein bißchen rotzig vielleicht, aber schnell.«
    Crouch schüttelte den Kopf. »Ich kann Trantüten nicht ausstehen. Ich komm mit so ziemlich allem klar, aber nicht mit Trantüten.«
    »Hat Espiritu Sie geschickt?«
    »Er hat mich nicht geschickt«, sagte Crouch. »Er hat mich gebeten. Kann nicht viel zu Als politischen Ansichten sagen, aber er hat taktisches Gespür, hatte er immer. Seine Scheißpolitik ist seine Sache.« Crouch unterbrach sich. »Also, sind Sie bereit oder nicht?«
    »Gehen wir«, sagte Stallings.
     
    Das Auto des pensionierten Colonels war ein gut erhaltenes zehn Jahre altes gelbes Volkswagen-Cabrio, das er mit heruntergeklapptem Dach und, wie Stallings rasch befand, bei weitem zu forsch fuhr. Die Straße

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