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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Overby gerade die zweite Flasche Bier geöffnet, als das Telefon in seinem Zimmer im vierten Stock klingelte, das ihm Ausblick auf den Golfplatz bot. Er ging zum Telefon und meldete sich mit einem Hallo.
    Eine Frauenstimme sagte: »Mr. Overby?«
    »Ja.«
    »Derselbe Overby wie in ›Von den Fünfen ist es Overby‹?«
    Nach kurzem Zögern sagte Overby: »Könnte sein.«
    »Dann sollten wir uns, glaube ich, treffen.«
    »Wo?«
    »Guadalupe.«
    »Die Kirche?«
    »Ja, die Kirche.«
    »Das ist weit am anderen Ende der Stadt.«
    »Ja«, sagte sie.
    Wieder zögerte Overby. »In Ordnung. Wann?«
    »Um vier?«
    Er schaute auf seine Armbanduhr. »Das gibt mir nicht viel Zeit.«
    »Ich weiß.«
    »Okay«, sagte Overby. »Ich nehme an, Sie erkennen mich, also muß ich mir keine Gedanken machen, wie ich Sie erkenne.«
    »Stimmt«, sagte sie und legte auf.
     
    Als Overby aus dem Hoteleingang trat, fiel ihm als erstes das große, gelbblau-schwarze Schild des Rotary Clubs von Metro Cebu auf, das mit einem Vierfragentest aufwartete. »Bei allen Dingen, die wir denken, sagen oder tun«, stand dort zu lesen, »sollten wir uns vier Fragen stellen: 1. Ist es die WAHRHEIT? 2. Ist es FAIR gegenüber den Betroffenen? 3. Trägt es bei zu VERSTÄNDNIS und TIEFERER FREUNDSCHAFT? 4. Wird es HILFREICH sein für alle Betroffenen?«
    Nachdem er das Schild aufmerksam gelesen hatte, beantwortete Overby alle vier Fragen mit einem leisen »Verdammt richtig« und ging nebenan ins Avis-Büro, wo er einen grauen Toyota mietete.
     
    Overby fuhr auf der General Maxilom Avenue nach Westen, bog nach rechts auf die Rama Avenue ab und folgte ihr bis zum nordwestlichen Stadtrand. Dort nahm die Kirche von Guadalupe ein rechteckiges, einige Hektar großes Grundstück in Anspruch, um das ein geborstener Asphaltweg führte. Wie eine Art Rennbahn hatte der Weg gerade Längsseiten und an beiden Enden einen Halbkreis.
    Mißtrauisch wie er war, fuhr Overby dreimal um die Kirche. Es handelte sich um ein riesiges Gebäude mit einer massigen grauen Kuppel in der Mitte. Über dem mit einem Giebel versehenen Südeingang war ein Betonkreuz angebracht. Unterhalb des Giebels befand sich ein kunstvolles Mosaikfenster. Zwei wuchtige Torflügel bildeten den Eingang, der durch ein bogenförmiges Vordach aus Beton vor dem Regen geschützt war. Unter dem Vordach stand eine Frau. Overby war zu weit entfernt, um erkennen zu können, ob sie jung, alt oder irgendwas dazwischen war, aber er konnte sehen, daß sie etwas Blaues anhatte.
    Er parkte den grauen Toyota fast fünfzig Meter entfernt, schloß ihn ab und ging auf das Betondach zu. Die Frau drehte sich um und beobachtete seinen Anmarsch. Als er näherkam, sah er, daß sie jung war, nicht älter als fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig, und ein schlichtes blaßblaues Baumwollkleid trug, das billig aussah. Über ihrer rechten Schulter hing eine hellbraune Jutetasche. Er bemerkte außerdem, daß sie große, braune Augen hatte und die rechte Hand tief in der Umhängetasche hielt.
    Als er noch etwa zehn Schritte entfernt war, blieb er stehen und sagte: »Ich bin Overby.«
    »Ich bin Carmen Espiritu.«
    »Sie sind seine Tochter, Enkelin, Nichte – oder was?«
    »Seine Frau.«
    Overby musterte sie skeptisch. »Schon lange verheiratet?«
    »Fast ein halbes Jahr.«
    »Also, reden wir hier oder woanders?«
    »Zuerst erzählen Sie mir in einem kurzen Satz, warum Overby derjenige ist«, sagte sie.
    Overby lächelte flüchtig. »Fünfundzwanzig Wörter oder weniger, stimmt’s?«
    Sie hob die Schultern.
    »Okay, hier ist er: Sie wollen ihn um die fünf Millionen bescheißen, aber wenn er tut, was ich ihm sage, kann er die Hälfte behalten.«
    Sie ließ sich den Satz durch den Kopf gehen und bewegte dabei leicht die Lippen. »Einundzwanzig Wörter.«
    »Ich habe nicht mitgezählt.«
    »Er kann die Hälfte behalten, sagen Sie. Wer behält die andere Hälfte?«
    »Ich.«
    »Dann ist Habgier Ihr einziges Motiv?«
    »Was denn sonst?«
    »Wie wollen sie es aufteilen?« fragte sie.
    »Wer?«
    »Sie, Stallings, Wu, Durant – und dann noch die Frau, diese Blue.«
    »Zu gleichen Teilen.«
    »Also eine Million für jeden.«
    »Richtig.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen darüber, was die mit Ihnen anstellen, wenn sie herausfinden, daß Sie sie verraten haben?«
    »Das ist mein Problem.«
    »Eine letzte Frage, Mr. Overby.«
    Er nickte.
    »Kümmert es Sie, wer am Schluß die andere Hälfte der fünf Millionen kriegt?«
    Er schüttelte langsam den

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