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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Glas, deutete mit einem Nicken auf die Frau und fragte: »Wer ist sie?«
    »Meine kleine Schwester«, sagte Espiritu mit einem Lächeln. »Wenn auch nicht mehr ganz so klein, wie sie mal war.«
    Das Ohr noch immer am Sony-Radio, versetzte sich die mollige Frau einen trotzigen Klaps auf die rechte Hinterbacke und lauschte dann weiter Mick Jagger.
    »Und sie?« fragte Stallings, wobei er mit einem weiteren Nicken auf Carmen Espiritu deutete.
    »Was hat sie denn gesagt, wer sie ist?«
    »Deine Enkelin.«
    Espiritu kicherte und grinste breit. Stallings bemerkte, daß die Zähne des kleineren Mannes absolut intakt aussahen. »Falls er sich all die Jahre das Zuckerrohrkauen verkniffen hat«, dachte Stallings, ›hat er wahrscheinlich noch keine einzige Füllung im Kopf.‹
    »Carmen lügt aus Gewohnheit«, sagte Espiritu. »Sie ist seit sechs Monaten meine Braut.«
    »Die derzeitige Mrs. Espiritu also«, sagte Stallings.
    »Die einzige Mrs. Espiritu.«
    »Na ja, jedenfalls kommt sie herum«, sagte Stallings und trank von seinem Bier.
    Espiritu lächelte seine Frau an. »Sie ist auch sehr ehrgeizig, nicht wahr, Carmen?«
    »Ich leiste meinen Beitrag.«
    Espiritu wandte sich Stallings zu. »Wer hat das noch mal gesagt, ›Wir leisten unseren Beitrag‹ ? «
    »Der Blue Eagle«, sagte Stallings, »Roosevelts Finanzberater.«
    »Damals ging’s um ein Einfrieren der Preise, oder?« Bevor Stallings antworten oder etwas dazu bemerken konnte, fuhr Espiritu fort: »Du siehst ausgesprochen gut aus, Booth. Bist so dürr geblieben und sogar noch ein Stück gewachsen, stimmt’s?«
    »Anderthalb Zentimeter.«
    »Ich nicht«, sagte Espiritu und kicherte wieder. »Wie du schon bemerkt haben müßtest.«
    Was Stallings am stärksten aufgefallen war, war das leichte Beben von Espiritus linker Hand. Sobald das Beben in ein Zittern überzugehen drohte, umklammerte Espiritu die linke Hand mit der rechten. Und wenn auch seine Zähne mit zweiundsechzig noch perfekt waren, oder zumindest fast, fand Stallings doch den Teint zu fahl und die schwarzen Augen zu stumpf.
    Aber alles andere scheint in Ordnung‹, entschied Stallings, ›obwohl das bei dem bis zum Hals zugeknöpften Hemd und den bis über die Daumen hängenden Ärmeln sehr schwer zu sagen ist‹. Er fragte sich auch, warum Espiritu in der linken Hand ein zusammengeknülltes Taschentuch hielt. Aber als die Hand sich bebend zum linken Mundwinkel hob und einen Speichelfaden wegwischte, glaubte Stallings die Antwort gefunden zu haben.
    Nach einem weiteren Schluck warmen Biers lächelte Stallings Espiritu beinahe sanft an und fragte: »Wann hast du ihn gehabt, Al – den Schlaganfall?«
    »Noch immer ein feiner Beobachter, wie?«
    »Wann?«
    »Vor Monaten.«
    »Tut mir leid.«
    »Braucht es nicht. Ich hab mich einigermaßen erholt, und die Prognose ist gut.« Er lächelte, wechselte das Thema. »Können wir essen?«
    Das Dinner bestand aus gedünstetem Lapu-Lapu, dem unvermeidlichen Reis und einer großen Schüssel Obst. Stallings aß alles, was ihm vorgesetzt wurde, Espiritu lediglich eine kleine Portion Reis und eine Banane. Keine der Frauen setzte sich zu den Männern an den Tisch. Die mollige Schwester hörte weiter Radio, und Carmen Espiritu blieb, die rechte Hand tief in der Jutetasche, während des ganzen Mahls stehen.
    »Vermutlich warst du überrascht, den alten Major Crouch zu sehen«, sagte Espiritu, während er seine Banane schälte. »Eigentlich Colonel Crouch, im Ruhestand.«
    »Sehr überrascht.«
    »Er ist geschwätzig geworden, was wir, vermute ich, alle mal werden. Manchmal glaube ich, die Alten neigen deswegen dazu, größtenteils über vergangene Zeiten zu reden, weil’s so viel davon gibt. Und so wenig Zukunft. Meine Frau findet die Vergangenheit langweilig, stimmt’s, Carmen?«
    »Sie kommt mir ziemlich belanglos vor«, sagte sie.
    »Wie hat Santayana das noch ausgedrückt?« fragte Espiritu. »Wer sich –« Carmen Espiritu unterbrach das bekannte Zitat. »Santayana war ein Idiot.«
    Espiritu lächelte Stallings zu. »Eine Frau mit knallharten Ansichten, besonders, was die Geschichte angeht. Alles, was passiert ist, bevor sie geboren wurde, ist belanglos. Was ihre politischen Überzeugungen angeht …« Achselzuckend lächelte er Stallings weiter an. »Wie sieht denn deine Politik heute so aus, Booth?«
    »Ich komme ohne aus.«
    »Tatsächlich? Nach all den Jahren, in denen du erforscht hast, was du so hartnäckig Terrorismus nennst?«
    »Terrorismus ist nur ein

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