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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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hinten angeschlichen hatte, etwas Hartes zwischen die Schulterblätter rammte.
    »Bitte nicht bewegen, Mr. Stallings«, sagte sie, und er erkannte die Stimme der Frau wieder, die sich Carmen Espiritu nannte.
    »Wie geht’s Ihnen, Carmen?«
    »Bitte auch nicht sprechen«, sagte sie.
    Die anderen, die sich murmelnd und stolpernd den Weg bergab gebahnt hatten, waren zu dritt. Es waren alles Männer, keiner älter als dreißig. Während Carmen Espiritu den Lauf ihrer Waffe in Stallings’ Rücken drückte, durchsuchte ihn einer der Männer mit flinken, kundigen Händen.
    »Nichts«, sagte der Mann.
    Sie ging um Stallings herum und stellte sich vor ihn. Im Licht der drei Taschenlampen sah er, daß sie wieder eine Halbautomatik trug sowie ein dunkles T-Shirt, Jeans und Laufschuhe. Das T-Shirt warb für eine Cantina namens Hussong’s in Baja California.
    »Wie steht’s mit Ihrer Gesundheit, Mr. Stallings?« fragte sie.
    »Na ja, ab und an leichter Ischias, aber das kommt und geht.«
    »Ich meine, können Sie drei Kilometer durch die Berge laufen, ohne daß wir Sie tragen müssen?«
    »Sicher. Warum nicht?«
    »Gehen wir.«
     
    Für Booth Stallings’ Geschmack ging es viel zu viel bergauf und nicht annähernd genug bergab. Aber er war zufrieden damit, wie gut er sich hielt, und überrascht, wie lebhaft er sich daran erinnern konnte, daß er und Espiritu einst solche Pfade hinauf- und hinabgehüpft waren wie ein paar Ziegen. Junge Ziegen.
    Sie kletterten eine Stunde und fünfzehn Minuten lang, bevor sie anhielten. Einer der Männer imitierte den Schrei eines Vogels, dessen Art Stallings nicht einmal zu bestimmen versuchte. Nachdem ihnen mit einem Vogelschrei geantwortet worden war, durchquerten sie ein Maisfeld, dessen raschelnde Halme ein wirkungsvolles Frühwarnsystem darstellten.
    Direkt hinter dem Maisfeld stand eine große Nipa-Hütte mit mindestens drei oder vier Räumen. Sie ruhte auf Pfählen, die die üblichen eins fünfzig bis eins achtzig hoch waren. Weiches Kerosinlampenlicht fiel durch die offenen Fenster dieser und drei oder vier kleinerer Hütten, aus denen die Ansiedlung bestand.
    Ein Mann, der nicht besonders groß war, trat aus der Haupttür der großen Hütte, blieb stehen und starrte auf Stallings herab, als dieser neben Carmen Espiritu aus dem Maisfeld kam.
    »Wie ist’s dir so ergangen, Booth?« fragte Alejandro Espiritu.
    »Gut, Al«, sagte Stallings. »Und dir?«

26
    Nach einem warmen Händedruck und einer etwas steifen Umarmung am Kopf der Bambusstiege folgte Stallings Carmen und Alejandro Espiritu in die Nipa-Hütte, die eigentlich eher ein Haus denn eine Hütte war.
    Sie traten in eine Mischung aus Küche, Eß- und Wohnzimmer. Über einem Holzkohlengrill kochte eine mollige, gut aussehende Frau in den Fünfzigern, die knallrote Hosen trug, ein Essen. Ein grober alter Holztisch war mit Gläsern, Tellern, Gabeln und Löffeln für zwei gedeckt, allerdings ohne Messer, welche viele Filipinos nur selten benutzen, da sie alles, was geschnitten werden muß, lieber mit dem Rand des Löffels schneiden.
    Der Wohnbereich war mit vier Stühlen aus gebogenem Bugholz und einer entsprechend dazu passenden Couch möbliert. Es gab weder Bilder an den Wänden noch Teppiche auf dem Boden aus gespleißtem und poliertem Bambusrohr. Aber aus einem kleinen, batteriebetriebenen Sony-Kurzwellenempfänger ertönte leise Musik, irgendein Stück der Rolling Stones. Die Frau in den roten Hosen unterbrach ihr Kochen, ging zum Radio und stellte den Ton etwas lauter, wobei sie ihr linkes Ohr dicht an den Lautsprecher hielt. Niemand stellte Stallings die Frau vor.
    Espiritu winkte seinen Gast zu der Holzcouch und nahm sich einen der Stühle. Carmen Espiritu lehnte daneben an der Wand, die rechte Hand tief in der Jutetasche. Stallings fiel ein, daß er erst vor kurzem jemand anderen ganz genauso hatte dastehen sehen, an die Wand gelehnt, alle Muskeln angespannt und jederzeit sprungbereit. Durant, natürlich.
    »Wie wär’s mit einem Bier, bevor wir essen, Booth?« fragte Espiritu.
    Stallings sagte, sehr gern, und die Frau in den roten Hosen holte eine Flasche San Miguel aus einer Plastiktüte, öffnete sie, ging quer durchs Zimmer zu Stallings, blieb am Tisch stehen und nahm eines der beiden Gläser. Wortlos reichte sie Stallings Flasche und Glas. Er dankte ihr, aber sie nickte nur und kehrte zurück zum Sony-Radio, wo sie ihr linkes Ohr wieder an den Lautsprecher preßte.
    Stallings goß vorsichtig das warme Bier ins

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