Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
immer nah an der Oberfläche, gleich bei der Hand, und das macht sie besonders empfänglich für suggestive Hypnose.«
»Wenn Ione aufwacht, wird sie sich dann daran erinnern, daß sie Bill Rice nicht getötet hat?«
Wu nickte. »Diesmal wird sie sich erinnern.«
»Haben wir nicht Jack Broach vergessen?« fragte Durant. »Wenn er bei ihrer ersten Sitzung anwesend war, dann muß er doch mitgekriegt haben, daß sie Bill Rice nicht erschossen hat. Warum zum Teufel hat er nichts gesagt?«
»Beim ersten Mal dürften die Goodisons sie nur bis an den Rand geführt haben, um zu sehen, wie leicht sie zu hypnotisieren ist. Und dann haben sie sie zurückgeholt, bevor sie etwas sagen konnte, und haben behauptet, es sei fehlgeschlagen. Broach könnte angenommen haben, daß sie nicht hypnotisierbar ist – was Ione schließlich auch von sich glaubte –, und bei den Sitzungen zwei und drei, bei denen die Goodisons wahrscheinlich ein Tonband laufen ließen, ist er dann einfach nicht mehr aufgetaucht.«
Mott schaute Ione Gamble an und sagte: »Sie müssen geglaubt haben, sie würde den Mord an Rice gestehen.« Er schüttelte den Kopf. »Und genau das war es, wovor sie Angst hatte.«
»Jetzt könnte man natürlich sagen«, warf Durant ein, »daß sie genau das getan haben, wofür sie bezahlt wurden – Ione Gamble zu helfen, ihr Gedächtnis zurückzugewinnen.«
»Den Teufel haben sie getan«, protestierte Mott. »Sicher, sie haben sie hypnotisiert, aber dann haben sie schnell auf den Löschknopf gedrückt und sie in dem Glauben gelassen, erstens, daß sie nicht hypnotisiert worden sei, und zweitens, daß sie sich niemals mehr würde erinnern können, was in der Mordnacht passiert ist.« Er schaute Wu an. »Sie sagten doch, daß es nicht schwer war, das zu tun.«
»Überhaupt nicht«, bestätigte Wu.
Howard Mott war noch nicht zufrieden. Er kratzte sich das Kinn, dann den linken Handrücken, schaute wieder Wu an und sagte: »Als sie mich spät in jener Nacht aus dem Bel-Air Hotel anriefen, behaupteten sie, in Schwierigkeiten zu sein. Zumindest Hughes behauptete das. Er war derjenige, mit dem ich gesprochen hab’. Aber er wollte mir nicht sagen, welcher Art diese Schwierigkeiten waren, und als ich dort eintraf, waren sie bereits verschwunden – und hatten alle ihre Sachen zurückgelassen. Alles sah so aus, als hätte sie etwas in die Flucht geschlagen.«
»Oder sie wollten, daß es so aussieht«, gab Durant zu bedenken.
»Vielleicht. Wie dem auch sei, eine Woche oder zehn Tage später – ich müßte das genaue Datum nachschauen – bekam ich den nächsten Anruf von Hughes. Er wollte sich mit mir über das Wetter unterhalten und wie schön es für die Jahreszeit noch sei. Ich fing an, ihm Fragen zu stellen, aber er fiel mir immer wieder ins Wort und sagte, ich müsse mir keine Sorgen um ihn und seine Schwester machen. Sie hätten unter privatem Stress gestanden und seien jetzt dabei, ein paar persönliche Probleme zu klären, auf die er nicht näher eingehen wolle. Es war offensichtlich ein Ablenkungsmanöver.«
»Was für Fragen haben Sie ihm gestellt?« fragte Durant.
»Ich fragte ihn, warum sie von der Bildfläche verschwunden seien. Wo sie steckten. Ob ich etwas für sie tun könne. Wo sie zu erreichen seien. Aber er sagte immer nur, ich solle mir keine Sorgen machen.«
»Sind Sie sicher, daß es Hughes’ Stimme war?« wollte Durant wissen.
»Ganz sicher.«
Mott drehte sich um und schaute Ione Gamble an, die immer noch hinter ihrem Schreibtisch saß, mit geschlossenen Augen, ein leises Lächeln auf den Lippen. »Wird sie sich wirklich daran erinnern, was sie uns erzählt hat?«
»An jedes Wort«, sagte Wu und stellte ihr mit leiser, beinahe verführerischer Stimme die Frage: »Erinnern Sie sich an den Regenbogen, Ione?«
»Ja, ich erinnere mich«, sagte sie, immer noch mit geschlossenen Augen.
»Lassen Sie uns die Farben noch einmal durchgehen. Wenn Sie zur letzten Farbe kommen – zum Gelb, dann stehen Sie auf und fühlen sich ganz entspannt, ganz ausgeruht und erinnern sich an alles, was Sie gesagt haben. Und jetzt fangen Sie an, die Farben des Regenbogens aufzuzählen.«
Sechs Sekunden später schlug Ione Gamble die Augen auf, lächelte Artie Wu an, zog dann die Brauen zusammen, tauschte das Stirnrunzeln gegen einen fragenden Blick und sagte: »Ich habe auf den Chagall geschossen, nicht auf Billy, stimmt’s?«
»Stimmt«, antwortete Wu. »Sie haben auf den Chagall geschossen.«
16
Otherguy Overby hatte
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