Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
sprechen, erzählte alles über die rasende Fahrt zur Strandvilla von William A. C. Rice dem Vierten und was sie dort vorgefunden hatte und von dem Telefonanruf, den sie machte.
15
Ione Gamble saß immer noch hinter dem Schreibtisch des Baumwollmaklers aus Memphis, sie hatte die Augen geschlossen, und die Hände ruhten auf den Lehnen des Sessels. Ihre Lippen hatten ein leises Lächeln geformt, und sie sah ausgeruht, zufrieden, beinahe glücklich aus.
Nachdem er sie fast eine Minute lang angeschaut hatte, wandte sich Howard Mott an Wu und fragte ihn: »Kann sie mich hören?«
Wu schüttelte den Kopf.
»Sie hat ihn nicht getötet«, sagte Mott mehr zu sich selbst als zu Wu und Durant.
»Haben Sie geglaubt, daß sie’s war?« fragte Durant.
»Ich versuche immer, mein logisches Denken nicht von Hoffnung beeinträchtigen zu lassen«, erwiderte Mott. Dann wandte er sich an Wu: »Wo haben Sie das gelernt?«
»Bei einer Karnevalsshow. Ich war sechzehn.«
»Siebzehn«, korrigierte Durant. »Es war bei Little Doc Mingos Amazing Carnival and Traveling Panorama. Little Doc war ein Liliputaner. Knapp einen Meter groß. Er ließ sich regelmäßig von Szabo, dem Magischen Mesmerianer, hypnotisieren. Szabo hieß in Wirklichkeit Hank Steem, und das einzig Magische an ihm war, daß er mit sechsundachtzig noch täglich ’ne Flasche Fusel süffelte.«
»Rank war schon in Ordnung«, sagte Wu.
»Zum Schluß war er ein glücklicher Säufer«, meinte Durant. »Und gerade als wir für Handlangerdienste engagiert wurden, beschloß Hank, sich in das Haus seiner Tochter in Corpus Christi zurückzuziehen. Also hatte Little Doc gleich einen Ersatz – den großartigen Fu Chang Wu.«
»Das war ich«, fügte Wu mit einem Grinsen hinzu. »Quincy und ich wurden in El Paso angeheuert, und der Magische Mesmerianer wollte die Show in Longview verlassen – und das liegt am anderen Ende von Texas. In den vier oder fünf Wochen, bis wir dort waren, brachte Hank uns alles bei, was er über Hypnose wußte. Als Hank nicht mehr da war, steckte Little Doc mich in einen rotschwarzen Seidenpyjama, den er irgendwo gefunden hatte, setzte mir einen komischen Hut auf den Kopf und machte Quincy zu meinem Assistenten.«
»Ihrem Schlepper?« fragte Mott.
»So was Ähnliches«, sagte Durant. »Wir hatten eine Nummer unter freiem Himmel, um die Trottel ins Zelt zu locken, aber dazu brauchten wir Freiwillige. Hank hatte uns beigebracht, wie man die Leute raussucht, die am leichtesten zu hypnotisieren sind – die Großmäuler und Kicherer, die Extrovertierten und Exhibitionisten. Während der Ansager den Leuten über den großartigen Fu Chang Wu ein Loch in den Bauch redete, mischte ich mich unter die Zuschauer und zeigte Artie die drei oder vier Leute, die ich für geeignet hielt. Als dann der Ansager nach Freiwilligen fragte, sprang ich als erster auf die Bühne, und anschließend überredete Artie die drei, vier von mir Auserwählten, sich mir doch anzuschließen.«
»Und was mußten die tun?«
»Die Lockvögel spielen«, sagte Durant. »Zuerst hypnotisierte Artie mich, und ich wurde steif wie ein Brett. Dann hob er mich hoch und legte mich über zwei Stühle – mit dem Kopf auf dem einen Stuhl und den Füßen auf dem anderen. Schließlich forderte er die drei oder vier Trottel aus dem Publikum auf, sich auf mich draufzustellen – und die taten das immer mit dem größten Vergnügen. Und das hat den Rest der Leute dann dazu gebracht, für vier Pennys pro Mann ins Zelt zu kommen und sich die ganze Show anzugucken, während die vier Trottel gründlich Gelegenheit erhielten, sich lächerlich zu machen.«
»Wie lange habt ihr das gemacht?«
Durant schaute Wu an. »Fünf, sechs Monate, oder?«
Wu nickte. »Wir tingelten durch Texas, den Norden von Louisiana bis hinunter ins Cajun-Land – Crowley, Lafayette, New Iberia, Opelousas. Vor den Toren von New Orleans trennten wir uns von Little Doc. Von dort wollten wir uns entweder nach Südamerika oder in den Südpazifik einschiffen.«
»Und wie ging’s weiter?«
»Wir trafen in New Orleans einen Burschen, der uns riet, statt dessen nach Princeton zu gehen.«
Mott drehte sich um und studierte Ione Gambles Gesicht, auf dem noch immer dieses leise, zufriedene Lächeln lag. »Die Goodisons haben sie doch hypnotisiert, stimmt’s? Sie haben sie nur glauben lassen, daß es nicht funktioniert habe.«
»Das ist nicht schwer«, sagte Wu. »Und bei Schauspielern ist es noch leichter. Sie halten ihre Gefühle
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