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Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Titel: Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Pazifischen Ozeans hatte.
    »Von oben hat man einen schöneren Ausblick«, sagte Cleveland, nachdem er sich in einem grauen Clubsessel niedergelassen hatte. Stallings entschied sich für die blaßblaue Couch vor dem Fenster, probierte von seinem Drink, schenkte seinem Gastgeber noch ein gutnachbarliches Lächeln und sagte: »Sie müssen hier einiges erlebt haben.«
    »Kann man wohl sagen, aber ich reiche ja auch beinahe bis in die Steinzeit zurück, oder wenigstens bis Vom Winde verweht. Erinnern Sie sich an die jungen Südstaaten-Lümmel, die in den ersten Einstellungen um Scarlett herumschwirren. Ich war der eine, der sagen muß: Aber gerne, Miss O’Hara‹, oder hieß es Aber gerne, Miss Scarlett‹. Das weiß ich nicht einmal mehr genau. Aber wen kümmert das auch?«
    »Die Kinofreaks vielleicht.«
    »Die soll der Teufel holen.«
    Nach einem zweiten, höflichen Schluck von seinem Drink sagte Stallings: »Haben Sie viel von Ihrem verstorbenen Nachbarn mitgekriegt?«
    Cleveland drückte seine Zigarette aus und steckte sich eine neue an, bevor er antwortete. »Ich hab’ den Dreckskerl verklagt, weil er mir meine Aussicht ruiniert hat. Aber er hatte bereits feste Abmachungen mit dem County und mit der Küstenkommission, und mir ist sehr bald klargeworden, daß nur Vollidioten mit jemandem einen Rechtsstreit vom Zaun brechen, der auf einer Milliarde Dollar hockt.«
    »Ihr Verhältnis war also nicht besonders freundlich.«
    »Ich hab’ ihn mal in seinem Büro in Century City aufgesucht, nachdem ich erfahren hatte, wie hoch er sein gottverdammtes Haus zu bauen beabsichtigte. Er verwies mich an seine Anwälte. Das war unsere erste und einzige persönliche Unterhaltung.«
    Stallings warf einen Blick über die Schulter auf das Ricesche Haus. »Waren Sie da jemals drin?«
    »Nee.«
    »Nicht gerade der gemütlichste Ort.«
    »Warum haben Sie ihn dann gemietet?«
    »Die Firma, für die ich arbeite, hat ihren Sitz in London, und wir planen eine Ausweitung nach L. A. Die beiden Firmeninhaber sind der Meinung, daß sie zu diesem Zweck ein bißchen Unterhaltung bieten müssen. Deshalb habe ich das Haus für zwei Monate gemietet – weil man den Eindruck hat, als wär es für eine einzige Party ohne Ende entworfen worden.«
    »Ja, Partys hat er ’ne ganze Menge gegeben«, bestätigte Cleveland. »Aber man hat nichts davon mitgekriegt. Der Lärm war nicht der Rede wert, weil die Feste immer auf der Strandseite stattfanden. Und über Verkehr oder parkende Autos konnte man sich auch nicht beschweren, denn er hatte einen Fahrdienst, der die Autos der Gäste wegbrachte und sie irgendwo versteckte. Aber ihr Auto parkte oft auf dem Hof. Manchmal die ganze Nacht über.«
    »Wessen Auto?«
    »Ione Gambles – die hat ihn doch erschossen, Gott sei’s gedankt.«
    »Sie sind also davon überzeugt, daß sie ihn getötet hat?«
    »Ganz sicher hatte sie die Gelegenheit dazu. Sogar zwei Gelegenheiten.«
    »Wieso zwei?«
    »Wissen Sie, ich schlafe nicht mehr so besonders«, sagte Cleveland und langte nach der Whiskeyflasche, um seinen Drink aufzufüllen. Nachdem er sich mindestens vierzig Kubikzentimeter nachgeschenkt hatte, stellte er die Flasche zurück auf die Marmorplatte. »Und selbst wenn ich mal schlafen kann, muß ich alle paar Stunden pinkeln gehen, wegen dieser verfluchten Prostata. Und wenn ich im oberen Klo vor der Schüssel stehe, was immer ewig dauert, dann schaue ich aus dem Badezimmerfenster auf den Ozean, weil das immer noch interessanter ist als das, was ich da unten tu oder zu tun versuche.«
    Stallings nickte mitfühlend.
    »Als ich am Silvesterabend gegen halb zwölf da oben beim Pinkeln bin, fällt mir ihr Wagen auf, der wieder auf Rices Hof steht. Sie hatte einen von diesen schicken Mercedes-Sportwagen, die für beinahe hunderttausend pro Stück verkauft werden. Aber ich denke mir nichts dabei und steure zurück ins Schlafzimmer zu meiner traditionellen Silvesterfeier, die so aussieht, daß ich mit meiner Flasche auf dem Bett liege und wildfremden Menschen dabei zuschaue, wie sie sich im Fernsehen zu Vollidioten machen. Um halb eins, als ich relativ sicher sein konnte, daß ich wieder mal ein Jahr geschafft hatte, mußte ich schon wieder pinkeln. Und da hab’ ich’s gesehen.«
    »Was gesehen?« fragte Stallings.
    »Daß der Wagen nicht mehr da war. Der von Ione Gamble.«
    »Und?«
    »Ich fand das merkwürdig, daß sie ausgerechnet am Silvesterabend nicht bei ihm blieb oder zumindest nicht mehr als die erste halbe

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