Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
schlimmsten Falles vorstellen. Angenommen, die Erpresser verlangen eine Million. Ione Gamble akzeptiert und wendet sich wegen des Geldes an Sie, oder, präziser ausgedrückt, wegen des Geldes, das sie Ihnen anvertraut hat. Was dann?«
»Das ist Ihr Szenario.«
»Sie antworten ihr, daß sie ihren ganzen Besitz verkaufen oder verpfänden müßten, um die Million aufzubringen. Gut, sagt sie, dann mach das so, Jack. Könnten Sie eine Million aufbringen. In bar?«
Broach antwortete nicht.
»Nun, könnten Sie denn – sagen wir mal – dreihunderttausend – zusammenkratzen? Ja, ich denke, das könnten Sie. Also, Sie besorgen 300000 Dollar und sagen zu Miss Gamble, die Million läge für die Vermittlerin bereit. Dann geben Sie mir die dreihunderttausend, und ich händige entweder Ihnen oder Ione Gamble das belastende Material aus, zusammen mit der Garantie, daß der Erpresser oder die Erpresserin sie nie wieder belästigen wird.«
»Und wenn sie weniger verlangen – vielleicht ’ne halbe Million?«
»Der Preis ist in jedem Fall dreihunderttausend. Ich feilsche nicht.«
»Wieviel ist Ihre Garantie wert?« fragte er. »Ich bin kein Strafverteidiger, aber die besten dieser Zunft haben mich gewarnt, daß Erpresser niemals wissen, wann sie aufhören sollen.«
»Wenn sie tot sind, dann hören sie auf«, antwortete Georgia Blue.
27
Die Zwei-Zimmer-Suite, die Howard Mott für 350 Dollar täglich gemietet hatte, befand sich im fünften Stock eines zehn Stockwerke hohen Hotels an der Ocean Avenue in Santa Monica. Das Wohnzimmer der Suite – er hatte ein Arbeitszimmer daraus gemacht – bot einen herrlichen Ausblick auf den Ozean und den endlos langen Streifen grünen Rasens mit schlanken, hochgewachsenen Palmen, der sich Palisades Park nannte.
Unter diesen Palmen hatte eine Mischung von Wegwerf-Menschen – die Bezeichnung »Obdachlose« war für diese Leute noch ein Euphemismus – ihr Lager aufgeschlagen. Es waren die arbeitslosen, entgleisten, süchtigen, enteigneten, altersschwachen Ausgestoßenen der Traumstadt – und zu ihnen hatte sich eine Reihe von berufsmäßigen Bettelmönchen, Schnorrern und jungen Landstreichern gesellt.
Santa Monica, eine Stadt, die für ihr großes Herz bekannt war, hatte seine Obdachlosen zunächst geduldet, hatte sie sogar mit Zelten und warmen Mahlzeiten versorgt. Aber inzwischen war die Stadt dieser Last überdrüssig, und man hoffte, ja man betete sogar, daß dieser beständige Bodensatz von Unterprivilegierten endlich weiterziehen möge, am besten an einen weit entfernten Ort, nach Wyoming oder nach Alaska oder doch wenigstens nach Palm Springs.
Als Wu und Durant um die Ecke Broadway und Ocean Avenue bogen und auf Motts Hotel zusteuerten, sahen sie sich einer endlosen Reihe von Bettlern gegenüber. Nachdem ihnen das Kleingeld ausgegangen war, verschwand Wu in einer Bank und kam gleich darauf mit fünfzig Dollar in Ein-Dollar-Scheinen wieder heraus. Ungefähr die Hälfte davon gab er Durant, und als sie sechs Straßen weiter das Hotel erreicht hatten, hatte Wu noch drei Scheine in der Hand. Durant hatte keinen mehr.
Howard Mott geleitete Wu und Durant an seinen zwei Sekretärinnen vorbei, die mit ihren Computern beschäftigt waren, und hinein ins Schlafzimmer, wo Booth Stallings bereits auf der Kante des verbliebenen Teils eines Doppelbetts hockte und Kaffee trank.
»Wollt ihr auch welchen?« fragte Stallings und deutete auf seine Tasse.
Bevor Wu oder Durant antworten konnten, sagte Mott: »Ich nehme an, die Herren bevorzugen Bier, oder?«
»Wenn’s keine Umstände macht«, erwiderte Durant.
»Es wird nur ein paar Minuten dauern«, sagte Mott. »Höchstens drei oder vier.« Er verließ das Schlafzimmer und zog die Tür leise hinter sich zu.
»Ich glaube, Howie will nicht hören, was möglicherweise nicht für seine Ohren bestimmt ist«, vermutete Stallings.
»Und was wäre das, Booth?« wollte Wu wissen.
»Ich hab’ euch ein neues Auto gemietet – einen schwarzen Mercedes, den 560er. Er hat sogar Telefon. Außerdem hab’ ich Rosa Alicia Chavez einen Barscheck über zweitausend Dollar gegeben, zusammen mit den besten Wünschen der Vereinigung unabhängiger Limousinenverleiher. Sie war äußerst dankbar und teilte mir mit, daß sie die beiden Mörder ihres Zukünftigen niemals vergessen wird, vor allem nicht den großen dicken, den sie ›el chino grande‹ nennt.«
»Und wie hat sie mich beschrieben?« fragte Durant.
»Dunkel, schlank, böses Gesicht.«
»Was
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