Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
dreihundert in Zwanzigern. Ich möchte, daß Sie die Scheine zählen. Aber im Umschlag. Lassen Sie sich ruhig Zeit dabei. Und dann sollen Sie mir zunicken.«
»Nur zunicken?« sagte der Mann. »Kein Satz?«
»Kein Satz.«
»Ich glaube, ich kann ’ne Menge in das Kopfnicken legen.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Overby und gab ihm den braunen Umschlag.
Um ein Uhr mittags gönnte Overby sich in der Manhattan Beach Bar einen Martini als Aperitif. 1985, als er aus finanziellen Gründen dazu gezwungen war, hier den ›Haus-Sitter‹ für die Stars zu spielen, war er eine Weile lang Stammgast in dieser Bar gewesen. Der Barkeeper und Inhaber, ein Mann in den Vierzigern, schob ihm den Drink über die Theke und sagte: »Ich hab’ da etwas, das dich interessieren könnte, Otherguy.«
»Ja? Was denn?«
Der Inhaber hatte die Ellbogen jetzt auf die Theke gelegt. Er warf verstohlene Blicke nach rechts und links, dann schaute er Overby an. »Da läuft so ’n TV-Heini aus London rum, ’n großes Tier auf dem Videomarkt – Sparte Heimvideos. Man hört, daß er mit Geld um sich wirft.«
»Du sprichst von Privatpornos?« erwiderte Overby und warf einen Blick auf seine Uhr. Es war fünf Minuten nach eins. Vor genau zweieinhalb Stunden hatte er den Pokerclub in Gardena verlassen.
»Soll eher so was sein wie Geständnisse vor der Kamera«, sagte der Barbesitzer. »›Ich hab’ meine Frau, meine Kinder und den Hund getötet, und jetzt zeige ich euch, wo ich sie begraben hab’.‹ So in der Art.«
»Würde mich interessieren«, sagte Overby.
»Dazu braucht man nicht viel mehr als ’n Camcorder und ’n Drehbuch.«
»Und einen Schauspieler vielleicht.«
»Willst du die Telefonnummer?«
Overby nickte.
Der Inhaber schrieb sie auf einen Bierdeckel, den er seinem Gast über die Theke schob. Overby warf einen Blick auf den Deckel und erkannte die 456er-Nummer des Hauses von William Rice in Malibu.
»Du mußt nach einem Mr. X fragen«, sagte der Inhaber und Barkeeper. »Und vergiß nicht, daß ich immer noch Gebühren ans Syndikat zahlen muß.«
Overby steckte den Bierdeckel in die Tasche und sagte: »Hast du in letzter Zeit was unternommen?«
»Nächste Woche läuft ’n Werbespot von mir.«
»Ich melde mich wieder«, sagte Overby, trank seinen Martini aus, legte einen Zwanziger auf die Theke und verließ die Bar.
26
Um elf Uhr vormittags hatte Georgia Blue bei Jack Broach angerufen und ihm angeboten, sich mit ihm zum Mittagessen zu treffen. Er hatte sofort eingewilligt und ein Restaurant mit Elsässer Spezialitäten auf dem Sunset Boulevard in Beverly Hills vorgeschlagen, das gerade in Mode war. Nachdem sie sich für ein Uhr dort verabredet hatten, rief Broach eine zukünftige Klientin an und sagte die Verabredung zum gemeinsamen Mittagessen ab. Das veranlaßte diese zukünftige Klientin, eine etwas launische Schauspielerin, Broach der Unzuverlässigkeit zu bezichtigen. Da die Karriere dieser Schauspielerin ohnehin ins Nichts zu führen schien, erklärte Broach sich gutgelaunt für schuldig im Sinne der Anklage und legte auf.
Georgia Blue traf eine Viertelstunde zu spät in dem Elsässer Spezialitätenrestaurant ein. Sie hatte ein aufmerksames Publikum, als sie dem Chefkellner zu Broachs Tisch folgte. Die meisten Männer betrachteten ihr Gesicht, während die Frauen sich für ihre Kleidung interessierten. Und allen zusammen, oder zumindest fast allen, fiel die weiße Strähne in ihrem Haar auf und ihr raumgreifender, selbstbewußter Schritt und wie gleichgültig ihr die allgemeine Aufmerksamkeit zu sein schien, die sie erregte.
Sie glotzten immer noch, als sie an Broachs Tisch trat. Inzwischen war Broach zu dem Schluß gekommen, daß die vielen Blicke und die damit verbundenen Spekulationen allemal mehr wert waren als sämtliche Provisionen, die ihm die launische Schauspielerin jemals eingebracht hätte, die ohnehin seit acht Monaten keinen Job mehr gehabt hatte.
Georgia Blue entschuldigte sich nicht für die Verspätung. Nachdem sie Platz genommen hatte, fragte Broach sie, ob sie einen Drink wolle. Sie bat um ein Glas vom Hausrotwein, falls es so etwas gäbe. Als die Getränke gebracht wurden, warf sie einen Blick auf die Speisekarte und bestellte die große Gemüse-Fleisch-Kasserolle, die Broach auf mindestens dreitausend Kalorien schätzte. Er bestellte sich eine Suppe und Salat.
Nachdem der Kellner gegangen war, trank sie einen Schluck Wein, lächelte Broach an und sagte: »Hat dieser nette
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