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Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Titel: Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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als er hörte, wie sie drüben in der Küche den Hörer von der Gabel nahm. Jetzt erst sagte Overby in sein eigenes Telefon: »So, das ist besser.« Ein dumpfes Kichern, das sich wie ein müder Donner anhörte, antwortete ihm.
    »Sie haben schnell jemanden an den Nebenapparat geschickt, stimmt’s?« sagte der Mann mit der verzerrten Baßstimme. »Nun, soll mir auch recht sein. Wenigstens sind Sie vorsichtig.«
    Overby antwortete nicht. Das Schweigen dehnte sich aus. Während des Wartens dachte er darüber nach, daß die verzerrte Stimme des Anrufers klang, als wenn sie vom Boden einer Blechtonne käme. Der Anrufer schien es nicht eilig zu haben, dem Schweigen ein Ende zu machen, denn er hielt es noch eine Weile aus, bis seine metallisch widerhallende Stimme sich wieder meldete: »Wie man hört, interessieren Sie sich für Videobänder.«
    »Das kommt ganz drauf an«, antwortete Overby.
    »Worauf?«
    »Auf die Qualität.«
    »Wo liegt der Höchstpreis für Qualitätsware?«
    »Für erstklassige Ware zahlen wir bis zu hunderttausend Pfund«, sagte Overby. »Das sind ungefähr hundertfünfundsiebzig- oder hundertachtzigtausend Dollar.«
    »Hören Sie zu«, forderte die entstellte Stimme ihn auf.
    Zuerst hörte man ein leises Klicken, das stark an das Geräusch des Schalters einer Quecksilberdampflampe erinnerte. Dann sagte eine männliche Stimme mit starkem britischen Akzent: »Sag mir deinen Namen.«
    Eine weibliche Stimme, die Overby ziemlich müde oder verschlafen vorkam, antwortete: »Ione Gamble.«
    Nach einer zu langen Pause, die Overby auf eine stümperhafte Klebestelle zurückführte, fragte die Männerstimme mit dem britischen Akzent: »Wann hast du erfahren, daß Billy Rice dich weder heiraten noch dir die Hauptrolle und die Regie in seinem Indianerfilm übertragen wollte? Wie war dir nach dieser Neuigkeit zumute?«
    Diesmal entstand nur eine kurze Pause, bis die weibliche Stimme antwortete: »Ich wollte ihn töten.«
    »Hast du’s getan?« fragte die männliche Stimme.
    »Ja«, antwortete die Frau, die behauptete, Ione Gamble zu sein.
    Nach einem letzten sanften Klicken dröhnte wieder diese männliche Stimme aus den tiefsten Tiefen einer Blechtonne: »Na, was halten Sie jetzt von der Qualität?«
    »War ’n bißchen kurz.«
    »Das war ja auch nur eine Kostprobe«, meinte Blechtonne, wie Overby den Anrufer inzwischen nannte. »Ich besitze neunundvierzig und eine halbe Minute an Material, das ebenso aufschlußreich ist. Vielleicht sogar noch aufschlußreicher. Sind Sie interessiert?«
    »Könnte schon sein«, sagte Overby. »Wenn Sie es tatsächlich auf Video haben und nicht nur auf Tonband und wenn ich es mir zuerst einmal ansehen kann.«
    »Ich rufe Sie wieder an«, sagte Blechtonne.
    »Wann?«
    »Morgen früh um acht. Bis dahin hab’ ich mir überlegt, wie wir eine Vorführung arrangieren können.«
    »Und wenn ich vorher zu Ihnen Kontakt aufnehmen müßte? Könnte ja sein, daß etwas dazwischenkommt.«
    Blechtonne mußte wieder kichern. »Hübscher Versuch«, sagte er und unterbrach die Verbindung.
    Georgia Blue wartete, bis Overby aufgelegt hatte, dann legte sie den Hörer wieder auf das Küchentelefon und kam zurück ins Wohnzimmer. Sie trug die Jeans und das weiße Sweatshirt, die sie bei einem Sechs-Minuten-Einkauf bei Gap am Wilshire Boulevard in Santa Monica erstanden hatte.
    Mit tiefen Falten auf der Stirn starrte Overby das Telefon an, als Georgia Blue sich im Schneidersitz auf dem Teppich niederließ und zu ihm hochschaute. »Wie wirst du die Sache anpacken?«
    »Was?«
    »Ihn aufs Kreuz zu legen.«
    »Wird nicht leicht. Nicht bei Blechtonne.«
    »Blechtonne«, wiederholte sie. »Gefällt mir. Warum hat er wohl seine Stimme verändert? Meinst du, er hatte Angst, daß du sie auf Band aufnehmen könntest?«
    »Oder daß ich sie erkennen könnte.«
    »Hast du?«
    »Nein. Du?«
    »Nein«, antwortete sie. »Aber es muß Hughes Goodison gewesen sein, der Ione Gamble die Fragen gestellt hat. Und das könnte bedeuten, daß die Bänder verkauft oder gestohlen worden sind oder daß die Goodisons sich einen neuen Partner gesucht haben.«
    Overby zog die Brauen zusammen. »Er hat mit keinem Wort etwas von Erpressung gesagt, oder? Blechtonne meine ich.«
    »Nein.«
    Overby zog die Stirn in noch tiefere Falten. Offensichtlich dachte er nach, bis sich das Stirnrunzeln plötzlich in sein hartes schneeweißes Grinsen auflöste. »Wenn ich sie wäre, die Goodisons, dann wüßte ich, was ich täte. Ich würde so

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