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Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Titel: Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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hervor, um noch einen kurzen Blick auf den schwarzen Caprice zu werfen, der gerade nach rechts abbog und auf der Straße davonraste.
    Wu eilte zurück zu Stallings und half ihm auf die Beine. »Irgendwas gebrochen?« fragte er seinen Partner.
    »Das Ego ist etwas angekratzt. Hast du das Kennzeichen?«
    »Nein.«
    »Meinst du, daß es die Goodisons waren?«
    Wu zuckte die Achseln. »Das werden wir gleich wissen.«
    Während sie ihren Weg zum unteren Ende des Us fortsetzten, wickelte Stallings sich ein Taschentuch um die linke Hand, die er sich auf dem Asphalt aufgerissen hatte. Als sie vor Nummer 424 ankamen, war keiner von beiden erstaunt darüber, daß die schwarze Limousine vor eben dieser Wohneinheit rückwärts aus der Parklücke gestoßen war.
    Obwohl Wu den Schlüssel für das Zimmer in der Hand hielt, sagte er: »Laß uns erst mal anklopfen.«
    »Warum?«
    »Es kann nie schaden, höflich zu sein.«
    Stallings klopfte mit der unverletzten rechten Hand an die limonengrüne Tür. Als sich niemand rührte, trat er zurück und ließ Wu die Tür mit dem Schlüssel öffnen. Wu ging als erster hinein. Stallings folgte ihm, zog die Tür hinter sich zu und schnupperte die Zimmerluft.
    »Riechst du’s?«
    Wu nickte nur.
    »Explodiertes Kordit«, stellte Stallings fest. »Das bedeutet, daß hier jemand eine Kanone aus der Tasche gezogen und auf jemand anderen geschossen hat. Und wenn dabei jemand getroffen und getötet wurde, dann werden wir als nächstes seinen gelösten Stuhl riechen. Das ist so seit meiner Zeit als Soldat im Krieg: Wenn ich irgendwo Kordit rieche, dann bin ich innerlich schon darauf eingestellt, daß es im nächsten Moment nach Scheiße stinkt. Und irgendwie weiß ich es jetzt schon: Wenn ich gleich durch diese Badezimmertür trete, dann werde ich es wieder riechen müssen, Kordit und Scheiße, beides zusammen.«
    »Dann bleib hier stehen und laß mich nachsehen«, sagte Wu.
    »Tod, Kordit und Scheiße machen dir gar nichts aus, Artie?«
    »Jedenfalls nicht halb soviel wie dein Gequassel.«
    »Ich kann den Mund nun mal nicht halten, wenn ich nervös bin. Ich hab’ keine Angst. Ich bin nur nervös. Wenn ich Angst hab’, sag’ ich keinen Mucks mehr.«
    »Bleib hier«, sagte Wu, ging quer durch den Raum, öffnete die Badezimmertür, warf einen Blick hinein, drehte sich um und sagte: »Komm her und schau’s dir an.«
    Stallings sah zuerst die Frau. Sie lag zusammengekrümmt in einer Ecke der Duschkabine, die Knie vor die Brust gezogen. Sie trug eine weiße Bluse, schwarze Jeans und braune Sandalen an nackten Füßen. Direkt über der Nasenwurzel hatte sie ein kleines, sauberes Loch. Ihre Augen waren geöffnet.
    Der Mann lehnte zwischen Waschbecken und Toilette an der Badezimmerwand. Die Hände lagen in seinem Schoß, das Gesicht war nach oben gegen die Zimmerdecke gerichtet. Das kleine saubere Loch hatte er in der linken Schläfe, und auch seine Augen standen offen. Sein Mund ebenfalls.
    »Sie sehen sich schon ähnlich, findest du nicht?« fragte Stallings.
    »Sehr.«
    Stallings, der bis dahin die Luft angehalten hatte, schnüffelte zweimal und begann, durch den Mund zu atmen. »Mein Gott, wie ich diesen Gestank hasse!«
    »Du darfst keine Fingerabdrücke hinterlassen«, sagte Wu.
    »Hatte ich auch nicht vor«, sagte Stallings, dann fragte er: »Jetzt haben wir sie also gefunden. Und nun?«
    »Jetzt laß uns mal schauen, was wir noch alles finden.«
    Zwei Minuten später entdeckte Stallings in einem Papierkorb zwischen vier leeren Cola-Dosen eine zusammengeknüllte, von einem Computer ausgedruckte Quittung. Er benützte ein Taschentuch, um die Dosen herauszunehmen, dann zog er die Quittung mit spitzen Fingern aus dem Korb, glättete sie, warf einen Blick darauf und gab sie Wu. Die Quittung stammte aus einem Laden in Oxnard, der sich The You Store nannte. Nachdem Wu sie entziffert hatte, erklärte er Stallings, daß die Goodisons offensichtlich für einen Monat ein Schließfach gemietet hatten. Die 106,50 Dollar hatten sie in bar bezahlt. Die Nummer ihres Schließfachs war 3472.
    »Meinst du, daß sie dort die Bänder aufbewahrt haben?« fragte Stallings.
    »Wahrscheinlich.«
    »Glaubst du, daß sie noch dort liegen?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Und wie reimst du dir das alles zusammen?«
    »Genauso wie du, Booth. Der Killer hat einen von den beiden umgelegt, dann hat er dem anderen versprochen, ihn am Leben zu lassen, wenn er oder sie ihm sagen würde, wo die Bänder versteckt sind. Der oder die

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