Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
Staaten. Doch natürlich verstanden die Menschen das jetzt noch nicht, wie so viele andere Dinge auch.
Shelley landete in diesem Jahr in New York City, direkt am Rockefeller Center, wo einer der größten Weihnachtsbäume stand, wunderschön erleuchtet und von Hunderten von Menschen betrachtet.
Unter ihnen war ein kleiner Junge von etwa acht Jahren, er stand ganz allein in der Menge. Shelley gesellte sich zu ihm, und als er zu ihr aufblickte, und sie seinen traurigen Blick wahrnahm, wusste sie, wer in diesem Jahr ihr Auserwählter sein sollte.
„Hallo!“, sagte sie.
„Hallo!“, sagte auch er.
„Ich heiße Shelley. Was machst du hier so ganz allein am Heiligabend?“
„Mein Vater hat mich hier abgestellt und gesagt, ich solle mich nicht rühren. Er kommt mich später wieder abholen. Ich bin Timothy.“
„Dann ist er bestimmt losgegangen, um Geschenke zu kaufen“, vermutete Shelley.
„Nein, ich hab noch nie ein Geschenk von ihm bekommen. Er sitzt bestimmt in irgendeiner Kneipe und trinkt ein paar Biere.“
Das fand Shelley unglaublich traurig. Timothy war so ein niedlicher kleiner Junge, wie konnte man ihn nur so behandeln? „Wo ist denn deine Mutter?“, fragte sie.
„Die ist weg. Ich weiß nicht wo. Eines Tages war sie einfach nicht mehr da.“
Das wurde ja immer trauriger. „Du Armer, das tut mir aber leid“, sagte Shelley. „Vielleicht kann ich dir eine kleine Freude machen. Was ist dein größter Weihnachtswunsch?“
„Den kann mir keiner erfüllen.“
„Ich vielleicht schon. Ich hab gute Kontakte, weißt du?“
Da erhellte sich Timothys Gesicht ein wenig. „Ich wünsche mir einen Butterfinger Schokoriegel.“
Damit hatte Shelley nun nicht gerechnet. Einen besseren Vater, die Rückkehr der Mutter, ein neues Spielzeug, irgendetwas, aber nicht das. „Das ist dein größter Weihnachtswunsch? Wenn du dir wünschen könntest, was du wolltest?“ fragte sie ungläubig.
Timothy nickte.
„Aber wieso?“
„Weil ich einmal einen von meiner Mom bekommen habe, als sie noch da war. Und ich weiß noch, wie lecker er geschmeckt hat. Seitdem wünsche ich mir noch einen. Aber mein Dad meint, wir haben kein Geld für einen solchen Luxus. In der Schule haben einige Kinder manchmal einen Butterfinger Riegel dabei. Und jedes Mal wünsche ich mir, ich hätte auch einen.“
So etwas war ihr in 38 Jahren noch nicht passiert. Die meisten Leute wünschten sich wichtige Dinge. Shelley hatte Menschen geheilt, vermisste Familienmitglieder wieder zueinander geführt, einen Lottogewinn ermöglicht und einmal sogar zum Frieden eines ganzen Landes beigetragen. Shelley war ratlos. Sollte sie ihm einen Schokoriegel beschaffen und das wäre es dann gewesen? Dazu war sie auf die Erde zurückgekehrt?
„Wünschst du dir denn nicht doch etwas Anderes?“, fragte sie hoffnungsvoll.
Doch Timothy schüttelte den Kopf. Dann überlegte er. „Kann ich mir wünschen, was ich will?“
„Klar, was du willst.“
„Dann wünsche ich mir eine ganze Packung Butterfinger Riegel.“
Shelley blieb nichts anderes übrig. Sie sagte ihm, sie würde gleich zurück sein und sie konnte Timothys Gesicht ablesen, was er dachte. Sie würde ihn auch einfach da stehen lassen. Sie würde sich bestimmt nie wieder blicken lassen.
Doch ein paar Minuten später war Shelley wieder da und brachte ihm eine große Familienpackung Butterfinger Riegel. Man kann sich nicht die Freude vorstellen, die Timothy ausstrahlte, das alles erfüllende Glück. Er fiel ihr in die Arme und bedankte sich tausend Mal.
„Danke, danke, danke. Sie müssen ein Engel sein. Wie kann ich Ihnen nur jemals danken?“
„Das ist wirklich Dank genug, Timothy. Schön, dass du dich so freust.“
Und das tat Timothy, ehrlich. Er öffnete die große Packung und nahm einen Riegel heraus. Er wickelte ihn vorsichtig aus und biss ab. Es schien das Beste zu sein, das er jemals gegessen hatte und er machte genüssliche Geräusche.
„Na dann, Timothy, ich muss nun wieder los. Ich wünsche dir frohe Weihnachten“, verabschiedete sich Shelley nach einer Weile.
„Das ist das schönste Weihnachten aller Zeiten. Vielen, vielen Dank!“
Shelley kehrte zurück und im Himmel angekommen, berichtete sie den Anderen von dem außergewöhnlichen kleinen Jungen, den sie heute getroffen hatte. Dieser bescheidene Junge, der alles hätte haben können, der aber so leicht zufriedenzustellen gewesen war.
Sie hatte schon viele Wünsche erfüllt, doch obwohl es der kleinste aller kleinen
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