Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
Nordwind im Eulenwald und bleibe ein paar Tage dort. Mal sehen, ob mich Scott vermisst.“
„Dein Vater macht sich bestimmt Sorgen“, wirft Rudi ein.
„Gewiss nicht. Ich hab eine Nachricht geschrieben“, beschwichtigt Crystal und stupst sachte mit einem Finger auf Rudis rote Nase. „Wollt ihr mich begleiten?“
Die Rentiere sind einverstanden und schon zieht die Schar zum Eulenwald.
„Was ich dir über Winterspiele noch sagen will …“, sagt Rudi. „Die Kinder freuen sich über Eis ebenso wie über Schnee.“
Crystal schaut Rudi forschend ins Gesicht: „Willst du mich trösten?“
„Es ist wahr. Großes Ehrenwort!“ Rudi hebt den rechten Vorderhuf. „Ich muss schließlich den Schlitten von Santa Claus ziehen und jedes Jahr packt er noch mehr Schlittschuhe darauf.“
Berta, die gutmütige Rentierdame, zupft Crystal am Arm. „Wenn du Eisblumen ans Fenster zeichnest, bleiben alle Leute stehen und staunen. Niemand kann das so wunderbar wie du.“
„Vor allem mein Bruder kann es nicht“, lacht da die Eisprinzessin. „Er hat es letztes Jahr probiert. Sein Bild sah aus, als ob Hühner über das Eis gelaufen wären. Ich hab Tränen gelacht. Sogar Vater musste schmunzeln. Für das Eis bin seither ich zuständig.“
„Hat Scott damals auch gelacht?“
„Nein, im Gegenteil. Zuerst bekam er einen roten Kopf, dann knallte er die Tür zu und rannte weg. Ich hab sogar Tränen in seinen Augen gesehen.“
Die Eisprinzessin bleibt plötzlich stehen. „Ich glaub, ich hab ihn damals arg gekränkt und das zahlt er mir nun heim.“ Crystal zupft gedankenverloren am Petersilienkraut. „Ob ich mich bei ihm entschuldigen soll?“
„Vielleicht redet ihr einfach einmal darüber“, schlägt Berta vor. „Wenn euer Vater nicht dabei ist.“
„Mach ich später“, sagt Crystal und klopft an eine Tür im Felsen. „Jetzt lasst uns bei Onkel Nordwind einkehren. Bei ihm gibt es den besten Tee der Welt.“
Die nächsten Tage serviert Onkel Nordwind Kräutertee mit Keksen für Crystal, Kräuter ohne Tee für die Rentiere. Dazu erzählt er spannende Geschichten von seinen Reisen. Am dritten Tag macht sich Rudi zum Aufbruch bereit.
„Ich würde gern länger bleiben, lieber Nordwind, aber meine Nasenspitze fühlt sich heiß an“, entschuldigt er sich.
„Oje, die ist hochrot.“ Crystal streicht ihm über die glühende Nase. „Bist du krank?“
„Nein, das ist das Zeichen, dass Santa Claus seine Rentiere benötigt. Wir müssen zurück.“
„Für uns wird es auch höchste Zeit, Crystal.“ Der Nordwind räumt die Teetassen weg. Dann pfeift er eine Wolke herbei und lässt die Eisprinzessin darauf Platz nehmen.
„Wie wäre es mit einem Wettrennen?“, fragt Benjamin keck und galoppiert los.
„Prinzesschen, halte dich fest“, pustet der Nordwind und braust hinterher. Am Eingang des Parks hält der Wind an. „Wartet dort unten nicht dein Bruder?“
Crystal nickt und geht geradewegs auf den Bruder zu. „Hallo, Scott. Könnten wir wieder Frieden schließen? Es tut mir leid, dass ich dich beim Malen verspottet habe. Aber so wie du seither mit mir umgehst … ich würde sagen, wir sind quitt, oder?“ Crystal streckt ihm die Hand entgegen.
Der Bruder überlegt eine Weile, zu schnell will er nicht nachgeben, doch dann schlägt er ein. „Du hast ja recht“, meint er. „Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist. Schau dir die Bescherung rundherum an!“ Scott zeigt auf die umliegenden Wiesen, auf denen mehr braune Flecken als Schnee zu sehen sind. „Ohne Kälte und Eis löst sich mein schöner Schnee auf.“
Die Rentiere schauen entsetzt. „Wie sollen wir hier den Schlitten ziehen?“
„Da wollen wir gleich Abhilfe schaffen!“, faucht der Nordwind und fegt mit kaltem Hauch über das Land.
„Gleich hat der Weihnachtsmann freie Fahrt“, verspricht die Eisprinzessin und legt bläuliche Eisdecken über alle Gewässer.
An diesem Abend sind alle zufrieden.
Scott und Crystal, weil sie sich wieder vertragen. Die Rentiere, weil der Schlitten gut gleitet. Die größte Freude haben aber die Kinder. Sie können Schlitten fahren, eislaufen und … Weihnachtsgeschenke auspacken.
Gabi Eder wurde 1944 geboren, ist verwitwet und hat zwei erwachsene Söhne. Sie verfasst humorvolle, ironische Texte und Reimereien über Tiere und die kleinen Dinge des Alltags. Am liebsten schreibt sie Geschichten über und für Kinder. Zahlreiche Erzählungen wurden in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht
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Schemajah
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