Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
Schuppmann
Weihnachten mit den Heinzelmännchen
Bea hasste Weihnachten. Wenn ihre Mutter vor lauter Vorbereitungen eine Krise bekam, wünschte sie sich weit weg. Auch in diesem Jahr hatten sich Onkel, Tanten, Omas, Opas und der Rest der Familie angekündigt. Bea ahnte das Furchtbarste.
Drei Tage vor Heiligabend fragte Bea ihre Mutter: „Mama, kann ich dir irgendwie helfen?“
„Niemand“, schrie sie, „niemand kann mir helfen. Ich muss noch fünf Torten, zwei Gänsebraten, achtzig Klöße und 365 Kekse vorbereiten. Dann muss ich noch die Böden wienern, das Bad putzen und die Küche reinigen. Und in einer Stunde muss ich Tante Erna vom Bahnhof abholen. Das muss ich alles machen. Dann haben wir bald ein schönes Weihnachtsfest. Freust du dich mein Kind?“
Bea schüttelte den Kopf. „Kann ich dir wenigstens helfen?“ Sie ließ nicht locker.
„Niemand … niemand kann mir helfen. Ich muss fünf Torten, zwei Gänsebraten, achtzig Klöße und …“
Bea unterbrach sie: „… und 365 Kekse vorbereiten. Ja, Mutter, ich weiß.“
„Genau. Niemand kann mir helfen.“
„Ja. Ich weiß!“, rief Bea. „Aber helfen lassen willst du dir auch nicht. So ein Unsinn. Ich will einmal ein ruhiges Weihnachten erleben und nicht diesen Stress. Ich hau jetzt ab und helf dir bestimmt nicht.“
„Niemand … niemand kann mir helfen“, sagte ihre Mutter noch einmal.
Da schlug Bea die Küchentür zu. Sie zog sich ihre Stiefel und ihre Winterjacke an, während ihre Mutter weitererzählte, und ging spazieren. Draußen fiel wieder Schnee. Alles war weiß. Das passte wenigstens zu Weihnachten, fand Bea.
Eine ganze Weile lief sie durch den Wald. Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln. Sie blickte über die weiße Fläche, wo ungefähr der Waldweg sein musste. Eigentlich sah es überall gleich aus. Niemand hatte die Fläche vor ihr betreten. Sie liebte es, Spuren im Schnee zu hinterlassen.
Bea fror. Ihre Hände steckten samt Handschuhen in ihrer Jacke. Trotzdem waren sie kalt. Noch ein paar Schritte, dachte sie, dann würde sie umdrehen.
Beinahe wäre sie umgedreht, da entdeckte sie hinter einer alten Eiche eine Blume. Sie war groß wie ein Krokus und mit Blättern übersät wie eine Christrose. Bea beugte sich herunter und wollte gerade an der rosa Blüte schnuppern, da hörte sie Schritte hinter sich.
„Nicht!“, rief eine weiche Stimme.
Bea drehte sich um. Sie suchte den Menschen, der da gerade gesprochen hatte. Doch alles, was sie sah, war ein Reh.
„Ich habe gesprochen!“, sagte das Reh.
„Du?“ Bea wunderte sich.
„Ja, ich!“ Das Reh stakste auf sie zu. „Riech nicht an der Blume.“
„Wieso denn nicht?“
„Das ist die Blume der Heinzelmännchen. Wenn du an ihr riechst, dann musst du dem Besitzer der Blume helfen, wann immer er es möchte.“
„Und wem gehört die Blume?“
„Die gehört der alten Eiche! Und die hat Wünsche – das kann ich dir sagen.“
Bea sah auf die Blume. Die Blume der Heinzelmännchen. Sie hatte schon von den Heinzelmännchen gehört. Kleine Kobolde sollten das sein, die den Menschen die Arbeit abnahmen. Vielleicht könnten ja die Heinzelmännchen für sie und ihre Mutter arbeiten. Dann wäre Weihnachten bestimmt viel entspannter.
„Diese Blume brauche ich“, sagte Bea.
„Dann nimm sie dir! Die Eiche schläft gerade.“ Das Reh ging einige Schritte zurück. „Sei aber vorsichtig. Du darfst den Heinzelmännchen nie bei der Arbeit zusehen, sonst treiben sie allerhand Schabernack mit dir.“
„Das werde ich schon schaffen!“, beteuerte Bea. Es fühlte sich an wie stechende Eiszapfen, als sie mit ihren Händen in gefrorener Erde grub. Mit blauen Händen trug sie die Blume heim. Sie fand im Keller Blumenerde sowie einen Topf und pflanzte sie ein. Wie ihr wohl die Blume helfen würde?
Am nächsten Morgen, zwei Tage vor Heiligabend, staunte Bea nicht schlecht, als die ganze Wohnung blitzblank gesäubert war. Alles glänzte von den Böden bis zur Küche.
Bea sah nach, ob sie nun ihrer Mutter helfen konnte.
„Niemand“, wehrte ihre Mutter ab, „niemand kann mir helfen. Ich muss noch fünf Torten, zwei Gänsebraten, achtzig Klöße und 365 Kekse vorbereiten. Und dann …“ Sie stockte kurz. Der Mutter konnte man ansehen, wie verwundert sie war.
Bea konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen.
Dann fuhr ihre Mutter fort: „Dann muss ich noch Vaters Anzug reinigen, Getränke einkaufen und Geschenke verpacken.“
Den Rest hörte Bea gar nicht mehr. Sie ging in ihr
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