Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
auch mit dem Geschenkwunsch „ein Rmplgrmpf“ konnte sie überhaupt nichts anfangen. Hätte sie den Brief im Postamt in Händen gehalten, wäre dieser sofort in den Papierkorb gewandert, weil der Absender gegen jede ihrer Regeln verstoßen hatte.
„Aber das Christkind ist einfach zu gutmütig“, dachte sie fast zornig. Von Corpus-Callosum wollte nun den Schreiber der Zeilen unbedingt einmal sehen. Sie suchte das Kinderzimmer und fand darin ein schlafendes Kind in seinem Bett.
„Ich hätte dir gar nichts gebracht. Schäm dich für so einen Brief!“, zischte die Oberpostmeisterin.
Plötzlich wurde es ganz hell im Zimmer. Die Person aus dem Bett erhob sich und wurde von einem strahlend goldenen Schein umgeben. Von Corpus-Callosum erschrak fast zu Tode. Nun erkannte sie das Christkind. Betreten schaute sie zu Boden.
„Sie brauchen kein weiteres Wort mehr hinzufügen“, sagte das Christkind. „Sie haben mein Vertrauen bitter enttäuscht. Anscheinend besitzen Sie ein Herz aus Stein, das nicht einmal von strahlenden Kinderaugen berührt werden kann. An Weihnachten kommt es aber nicht auf Schulbildung oder riesige Geschenke an, sondern dass wir einander eine Freude machen und es in der Welt heller wird. Im Himmelspostamt kann ich Sie nicht mehr beschäftigen, doch ich will Ihnen die Möglichkeit geben, dass Sie Ihre Fähigkeiten zum Wohle anderer einsetzen können. Deshalb werde ich Sie zu den Armen, zu den Analphabeten und zu den Benachteiligten schicken. Vielleicht bereichern diese Erfahrungen Ihr Leben.“
Dann war die ehemalige Postmeisterin verschwunden. Wo sie tatsächlich abgeblieben ist, weiß bis heute niemand, möglicherweise machte sie doch noch bei den himmlischen Streitkräften Karriere.
Das Christkind hingegen flog direkt in den Himmel, denn schließlich war im Weihnachtspostamt allerhand liegen geblieben. In diesem Jahr bearbeitete es höchstpersönlich alle aussortierten Wunschzettel und versorgte die Kinder mit besonders liebevoll ausgesuchten Geschenken.
Norbert Scheitacker wurde 1969 in Buchheim, einem mittelfränkischen Dorf, geboren. Nach seiner Ausbildung zum Bürokaufmann folgte das Studium der Wirtschaftspädagogik. Er ist als Lehrer an einer Berufsschule tätig
.
Maria Sassin
Der Weihnachtsexpress
Der alte Dampfzug stand zitternd auf dem Abstellgleis. Brr, was war es heute kalt! Solche Temperaturen hatte die Lok in ihrem langen Leben selten erlebt. Und all der Schnee!
Die weiße Masse reichte der Dampflok fast bis zum Bauch und die kalten Flocken kitzelten sie. Aber ihr war gar nicht zum Lachen zumute. Vor wenigen Wochen war der Bahnhofsvorsteher zu ihr gekommen und hatte gesagt: „Mina, schau dich einmal an, du bist ganz rostig geworden und quietscht an allen Gelenken. Einen einzigen Waggon hast du nur noch, die anderen sind längst verschrottet. So ein alter Rumpelzug sieht nicht schön aus und die Leute wollen nicht damit fahren. Mach es dir auf dem Abstellgleis gemütlich, du hast lange genug gearbeitet!“
Mina war zuerst ganz froh gewesen, dass sie nicht mehr jeden Tag die lange Reihe schwerer Waggons bergauf, bergab ziehen musste. Sie schaute zufrieden zu, wie sich die elektrischen Loks mühten, ihre Anhänger von einem Bahnhof zum anderen zu ziehen.
Doch bald wurde ihr das Stillstehen langweilig. Es war so schön gewesen, unterwegs zu sein, von einem Ort zum anderen zu sausen, immer neue Menschen und Dinge kennenzulernen. Aber das war nun wohl vorbei.
Bald war Weihnachten. Dann gab es immer besonders viele Fahrgäste. Immer waren sie so froh gewesen, das Fest irgendwo mit ihren Lieben zu verbringen. Stets waren da bunte Päckchen und alle freuten sich, wenn sie ein gemütliches Plätzchen im warmen Zug ergattern konnten.
Mina sah sich um. Welke Eichenblätter trugen Spitzenkleider aus Eiszapfen. Jeder Zweig war umhüllt mit einem glitzernden Eismantel. Heute rauschte der Wind nicht, er klapperte und prasselte, wenn gefrorene Zweige aneinanderstießen. Ein ungemütliches Wetter!
Der verharschte Schnee knackte in der Winterstille laut. Was war das? Hierhin verirrte sich nie jemand, zu weit außerhalb des Bahnhofs lag Minas neues Heim.
Knirsch
.
Knack
. Wieder war das ein Geräusch. Eine Maus stapfte schwer beladen durch den tiefen Schnee. Hinter ihr tapsten und trampelten sieben winzige Mäusekinder einher und sanken bei jeder Bewegung tief in die harschige Masse. Mina sah, wie sich der Schnee rötlich färbte. Die scharfen Kanten konnten nicht gut für die zarten
Weitere Kostenlose Bücher