Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
sehr großzügig von dir! Es tut mir leid, dass ich so wenig Zeit für dich hatte!“
Carlotta sah es in seinen Augen, dass er es ernst meinte. „Schon gut, Papa. Ich hab dich immer noch lieb!“
Papa küsste sie auf die Wange. „Wohnst du jetzt hier?“, fragte Carlotta. „Ja, seit letzter Woche!“ Die junge Frau, die die Haustüre geöffnet hatte, gesellte sich zu ihnen. „Das ist Sina, Monis Schwester“, meinte Papa. „Moni kennst du ja schon. Und das sind deine Brüder Caspar und Casimir! Sie sind jetzt schon drei Wochen alt.“
Carlotta staunte. „Die sind ja süß! Darf ich sie mal halten?“ Vorsichtig nahm sie den kleinen Caspar in den Arm, wiegte ihn hin und her, so wie es Mama auch mit ihr machte.
Später, als die Geschenke verteilt und ausgepackt waren, kuschelte sich Carlotta zwischen Mama und Papa. „Carlotta, hör mal, Papa, Moni und ich haben beschlossen, uns einmal im Monat zu treffen, um mit euch Kindern einen Ausflug zu machen. Würde dir das gefallen?“
Eine Antwort kam nicht. Stattdessen sprang Carlotta auf und hüpfte durch das Weihnachtszimmer, um den Baum herum und noch einmal herum. „Mama, das Christkind ist super! Es hat meinen Wunsch doch erfüllt! Obwohl es ein wirklich schwerer Wunsch war! Und auch der Weihnachtsstern in der Kirche hat meine Bitte erhört!“ Carlotta strahlte. „Das ist ein schönes Weihnachtsfest. Und ein lustiges. Und ein fröhliches. Und irgendwie anders. So schön geflickt. Ein geflicktes Weihnachtsfest sozusagen!“
Weder Mama noch Papa, noch Moni noch Sina verstanden, was Carlotta meinte.
Carlotta seufzte tief. „Alles muss man euch Erwachsenen erklären. Wir sind eine zusammengeflickte Familie. Geflickt, aber schön! Ich wusste gar nicht, dass das Christkind auch nähen kann.“
Lina Ebhard wurde am 1979 in Bayern, in der Nähe vom Chiemsee geboren und wohnt mit ihrem Mann in München. Ihr erster Roman „Gustav und das Terror-Trio“ und ihr Adventskalenderbuch „Wenn es Zimtsterne schneit …“ erscheinen 2010 in Papierfresserchens MTM-Verlag. Außerdem wurden einige ihrer Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien veröffentlicht
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Christiane Amendt
Schnee über Afrika
„Ich dachte, in Afrika ist es heiß“, ungläubig musterte Lars das Foto, das seine Schwester Annika auf dem Bildschirm hatte.
Wie jeden Nachmittag war Annika damit beschäftigt, wichtige Neuigkeiten mit ihren Freundinnen am Computer auszutauschen. Gerade eben hatte sie eine Nachricht von ihrer Freundin Lena geöffnet und die mitgeschickten Fotos heruntergeladen. Auf einem davon stapften Zebras durch den Schnee und suchten unter der kalten weißen Masse nach Futter. Der Himmel war grau. Man bekam allein vom Hinschauen eine Gänsehaut.
„Das soll Afrika sein?“ Lars konnte es nicht fassen.
„Ja, komisch“, entgegnete Annika. „Ich habe mir Afrika auch anders vorgestellt, aber Lena schreibt, dass es seit ein paar Tagen Minustemperaturen gibt!“
Lena war Annikas beste Freundin. Vor vier Wochen war sie zu einem Schüleraustausch nach Namibia aufgebrochen. Gemeinsam mit den beiden Mädchen hatte Lars in den Tagen vor Lenas Abreise die große Weltkarte an der Wand in Papas Arbeitszimmer studiert und das Land weit unten auf dem afrikanischen Kontinent gefunden. Darunter gab es nur ein einziges weiteres Land.
„S-ü-d-a-f-r-i-k-a“, entzifferte Lars. Er musste sich dazu nicht einmal auf die Zehenspitzen stellen. Dieser untere Zipfel Afrikas lag direkt vor seinen Augen.
Seitdem Lena so weit weg war, schrieb sie jeden Tag eine E-Mail an Annika, schickte oft Fotos mit und schilderte ihr Leben in Namibia, wo selbst Alltägliches sich aufregend anfühlte, weil es anders war als in Deutschland. Sogar die Schule machte ihr riesigen Spaß, verriet sie. Annika war aus allen Wolken gefallen. Sie las Lars manchmal aus Lenas E-Mails vor, denn sie war total beeindruckt von diesen Nachrichten direkt aus Afrika.
Lena wohnte bei einer Gastfamilie in einem weiß-rosa Haus in einer Stadt am Meer. Wenn Lars Papas Weltkarte richtig in Erinnerung hatte, hieß dieses Meer „Atlantischer Ozean“. Lena erzählte von gewaltigen Wellen, in denen man prima herumtollen konnte und von Sonnenuntergängen, die so orange waren, dass man kaum glauben konnte, dass solche Farben ganz von allein entstanden. Von Schnee war bisher nicht die Rede gewesen. Im Gegenteil. Bisher hatte Lena von kritzeblauem Himmel und wundervollstem Sonnenschein geschwärmt. Deshalb schüttelte Annika angesichts des
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