Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
es nach Plätzchen und es herrscht eine angenehm angespannte Atmosphäre, weil jeder mit Vorfreude den Heiligen Abend erwartet. Was ich an Weihnachten allerdings gar nicht leiden kann, ist, dass ich vor der Bescherung, die ich doch so sehnsüchtig erwarte, in die eisig kalte Kirche gehen und dem Pfarrer bei seiner scheinbar endlosen Predigt zuhören muss. Danach erwartet mich meine Verwandtschaft zu Hause mit der immer gleichen Zeremonie: „Hach, Luisa, Schätzchen, was bist du nicht groß geworden!“
„Du siehst deiner Mutter ja so ähnlich!“
Dabei werde ich von oben bis unten genau gemustert, mir wird in die Wange gekniffen und mein Haar wird mit Spucke wieder in die „richtige“ Form gebracht.
Es war ein Tag vor Weihnachten, als meine Mutter beschloss, dass ich, wenn ich nicht hören wollte, eben fühlen musste. Ich muss durchaus zugeben, dass der ganze Tag für mich sehr ungünstig gelaufen ist. Den ganzen Morgen redete Papa unentwegt auf mich ein, ich solle doch bitte „Oh du fröhliche“ auf der Blockflöte spielen üben. Ich folgte schließlich und fing an zu üben, aber es wollte einfach nicht funktionieren. Immer traf ich den falschen Ton und durch meine allmählich aufkeimende Ungeduld verbesserte sich meine Lernfähigkeit auch nicht gerade. Es dauerte nicht mehr lange und es wurde mir zu viel. Ich rannte wutentbrannt zu meiner Mutter in die Küche, die gerade dabei war, Plätzchenförmchen abzuspülen.
„Ich will dieses doofe Lied nicht lernen! Wozu soll das denn gut sein?“, tobte ich.
Etwas genervt drehte Mama sich zu mir um. „Ich dachte eben, es wäre vielleicht ganz nett heute Abend. Magst du es nicht noch mal versuchen?“
Ich weiß nicht mehr sicher, welche schnippische Antwort ich ihr gegeben habe, jedoch lief ich danach beleidigt zurück in mein Zimmer.
Etwas später kam Mama zu mir und tröstete mich. Sie sagte, dass es nicht so schlimm sei, wenn das Lied nicht perfekt werden würde, und wenn ich mich nicht traue, dann müsse ich heute Abend nicht vorspielen. Ich war sehr erleichtert. Zumindest so lange, bis sie betont fröhlich aufstand, zu meinem Kleiderschrank ging und mich fragte, was ich denn anziehen wolle.
„Das grüne trägerlose Kleid“, antwortete ich.
Mama runzelte die Stirn. „Bist du dir sicher? Das ist ein Sommerkleid. Wir wollen doch wieder zusammen in die Kirche gehen! Du wirst sicher frieren.“
Ich stöhnte. „Ich will aber das Kleid anziehen. Dann gehe ich eben nicht mit in die Kirche!“
„Kommt gar nicht infrage. Du wirst eine schöne Hose tragen und damit basta!“
Mama ging aus dem Zimmer und ich hörte nichts mehr von ihr, bis sie mich zum Mittagessen rief. Es gab Nudeln mit Hackfleischsoße und ich stocherte missmutig darin herum.
Nach dem Essen bat mich Papa, den Tisch abzuräumen und das Wohnzimmer gemeinsam mit ihm für das Christkind vorzubereiten. Ich wusste zu Beginn noch nicht, dass das bedeutete, dass ich aufräumen musste und er die schönere Aufgabe hatte: die Weihnachtsdekoration aufzubauen.
Bald riss mir wieder der Geduldsfaden. Durch den plötzlichen Lärm alarmiert kam Mama hereingestürmt, hörte sich kurz Papas Lagebericht an und schrie mich so an wie noch nie zuvor: „Luisa! Papa und ich geben uns nun wirklich alle Mühe mit dir und den Weihnachtsvorbereitungen! Willst du wirklich unbedingt alles kaputtmachen? Wenn du überhaupt nicht mithelfen willst und gar nicht bereit bist, auch mal etwas uns zuliebe zu tun, dann überleg’ mal bitte kurz, wie das wäre, wenn Papa und ich uns so benehmen würden!“
Ich war kurz erstaunt, dass sie mich so anschrie. Es war ein großer Fehler, aber ich raste vor Wut und schrie zurück: „Na gut, wenn du meinst!“ Ich rannte in mein Zimmer und knallte die Tür.
Als ich am nächsten Morgen hinunter in die Küche ging, war das Allererste, was mir auffiel, dass der Geruch nach Plätzchen verschwunden war. Ich wollte vor dem Frühstück gleich eines naschen, doch die Schachtel stand nicht wie üblich im Küchenregal. Mama saß bereits mit einer dampfenden Tasse Tee am Esstisch und sah meinen suchenden Blick.
„Guten Morgen, mein Schatz. Tut mir leid, ich dachte, du würdest sie nicht vermissen. Ich habe die Plätzchen Susi von nebenan geschenkt.“
Ich war verwundert, als ich zudem sah, dass die komplette Weihnachtsdekoration entfernt worden war. Verwirrt setzte ich mich an den Frühstückstisch und aß meine Cornflakes.
Um mir tagsüber die Nervosität und Aufregung beim Warten auf
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