Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
düsteren Graus auf ihrem Computer verblüfft den Kopf. Sie klickte weiter und lud auch noch die restlichen Bilder herunter, die Lena geschickt hatte.
Bestürzt und fasziniert zugleich begriffen Lars und Annika, dass sich Ungewöhnliches im Süden Afrikas ereignet hatte. Kaum jemand, der dort lebte, hatte schon einmal Schnee gesehen und gefühlt. Auf Lenas letztem Bild aber war die Fahrbahn schneebedeckt und das Straßenschild so mit dicken weißen Flocken zugeweht, dass man fast nichts mehr erkennen konnte. Lars versuchte es trotzdem und kicherte bei dem fremden Städtenamen. „Re ho both“, las er.
Büsche und Sträucher beugten sich unter der Schneelast und nur an wenigen Stellen konnte man Afrikas rote Erde unter der weißen Decke erahnen.
„Wie geht es den Menschen in Afrika mit dem ganzen Schnee?“, fragte Lars besorgt.
Annika zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich glaube kaum, dass es in den Häusern und Hütten eine Heizung gibt. Wahrscheinlich frieren sie furchtbar.“
„Und werden krank.“ Mit Erkältungen kannte Lars sich aus. Es tat ihm echt leid, dass die Kinder in Afrika sich nun mit solchen Unannehmlichkeiten herumschlagen mussten. Er hatte sich immer vorgestellt, dass man in Afrika den ganzen Tag draußen spielen konnte und vielleicht schwitzte, aber ganz gewiss nicht im Schnee bibbern musste.
Nachdenklich runzelte er die Stirn. Allmählich schwante ihm, woran dieser ungewöhnliche Schneefall in Afrika liegen könnte, aber er zog es vor, seine Überlegungen für sich zu behalten. Annika hatte ihn beim letzten Weihnachtsfest herzlich ausgelacht, als er seinen Standpunkt zum Thema „Weihnachtsmann“ kundgetan hatte. Von diesem Thema hatte sie überhaupt keine Ahnung.
Je länger er sich die Angelegenheit durch den Kopf gehen ließ, umso überzeugter war Lars, dass es irgendeine Panne beim Überfliegen gegeben haben musste. Auf dem Weg zum Südpol musste es passiert sein. Vielleicht war dem Weihnachtsmann der Schnee ausgegangen und er hatte aus Versehen zu viel davon bestellt. So viel, dass nun die Länder im Süden Afrikas unter einer Schneedecke verschwanden. Auf jeden Fall hing dieser Schlamassel mit dem Weihnachtsmann zusammen. Das stand für Lars außer Frage. Und genauso sicher war er, dass der Weihnachtsmann das wieder in Ordnung bringen würde. Er war schließlich ein ziemlich netter Typ.
„Darf ich auch sehen, was ihr da so spannend findet?“ Sie hatten gar nicht bemerkt, dass Mama ins Zimmer gekommen war. Neugierig schaute sie Annika über die Schulter.
„Na klar!“ Annika rückte bereitwillig zur Seite und führte Mama sämtliche Fotos vom schneebedeckten Afrika vor. „Was sagst du dazu?“ Fragend blickte sie Mama an. Die staunte nicht schlecht.
„Auch wenn im Süden Afrikas jetzt Winter ist, ist dieser Schnee vollkommen ungewöhnlich“, wunderte sie sich.
Lars war alarmiert. Wie, in Afrika war Winter? Es war doch Juni! In der letzten Woche hatten die Sommerferien angefangen. Was redete Mama da? Prompt fragte er: „Was soll das heißen: Jetzt ist Winter? Hast du vergessen, dass wir Sommer haben?“
Mama schüttelte lachend den Kopf. „Nein. Wie könnte ich das vergessen? Es ist nur so, dass Namibia auf der südlichen Hälfte der Erdkugel liegt und das bedeutet, dass alle Jahreszeiten entgegengesetzt zu unseren sind. Wenn bei uns Sommer ist, ist in Namibia Winter. Wenn wir Herbst haben, setzt dort der Frühling ein.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Der Schnee ist allerdings trotzdem extrem eigenartig.“
Für Lars war nun endgültig alles klar. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass er mit seiner Vermutung, der Weihnachtsmann habe mit dieser Sache zu tun, richtig lag. Weihnachtsmann und Winter gehörten zusammen. Und wenn der Winter zurzeit auf der südlichen Hälfte der Erdkugel stattfand, dann hielt sich der Weihnachtsmann genau dort auf. Das war so logisch, dass es ihn maßlos wunderte, dass Mama und Annika nicht selbst drauf kamen.
Christiane Amendt aus Minden ist 56 Jahre alt und hat in verschiedenen Anthologien Geschichten und Gedichte veröffentlicht. Sie arbeitet mit Kindern, die Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens haben, und verfasst oft und gerne eigene Texte für das Lesetraining. Neben dem Schreiben, Lesen und Singen verbringt sie ihre freie Zeit am liebsten mit ihren Kindern und den beiden Hunden und Katern
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