Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
das Christkind zu vertreiben, ging ich nach draußen und baute einen Schneemann. Ich vertiefte mich lange in diese Tätigkeit und der Nachmittag verging wie im Flug.
Abends wartete ich sehnsüchtig auf das Christkind, doch das Glöckchen, welches sonst ertönte, sobald das Christkind endlich da war, blieb stumm. Also ging ich hinunter, wo Mama und Papa schon warteten. „Toll, dass du da bist! Dann kann es ja losgehen!“, rief Mama begeistert und zu meiner Überraschung gingen wir sofort ins Wohnzimmer.
Mein erster Blick fiel auf den schön geschmückten Weihnachtsbaum und daher freute ich mich; doch als ich den Raum eingehender betrachtete, stellte ich traurig fest, dass es keinerlei Dekoration gab. Nicht einmal die schöne Krippe mit dem Jesuskind stand am üblichen Platz.
Ich sah Papa kurz fragend an, aber dann siegte alsbald die Neugier und ich begann mit dem Auspacken der Geschenke. Ich freute mich so sehr, dass ich die Umstände wieder für kurze Zeit vergaß – allerdings nur so lange, bis ich nach der Bescherung am Tisch saß und Mama das Essen servierte. Es gab Wiener mit Kartoffelsalat, aber nicht, wie sonst an Festtagen, auf unserem teueren Geschirr, sondern auf den angeschlagenen Frühstückstellern.
„Guten Appetit!“, wünschte uns Mama, aber als mein Blick dabei zufällig auf die Uhr fiel und mir dabei siedend heiß klar wurde, dass wir die Weihnachtsmesse für Kinder bereits verpasst hatten, verging dieser mir schlagartig. Ich fing an zu weinen und Mama kam und tröstete mich. Ich weinte so lange in ihren Schlabberpulli, bis mir die Tränen ausgingen, und schluchzte daraufhin verzweifelt: „Dieses Weihnachten ist gar nicht schön!“
Meine Eltern schwiegen kurz verständnisvoll. „Ja“, sagte Mama. „Das finde ich auch. Und weißt du auch, woran das liegt?“
Ich sah zu ihr auf.
Sie sagte: „Weil dieses Weihnachten niemand dazu bereit war, etwas für den anderen zu tun. Jeder war faul und egoistisch. Und das Jesuskind ist eigentlich genau heute vor vielen Jahren gekommen, um uns davor zu warnen, so zu werden.“ Sie holte das Jesusbaby, das eigentlich zu unserer Krippe gehörte, aus ihrer Jeanstasche und drückte es mir in die Hand.
Papa fügte hinzu: „Es kann nur ein schöner Abend werden, wenn wir alle mithelfen. Unsere ganze Familie hat heute mitgeholfen, damit wir dir das jetzt erklären können. Keiner war sauer, obwohl wir ihnen allen so kurzfristig abgesagt haben. Sie feiern jetzt bei Tante Elisabeth.“
Ich fing erneut an zu schluchzen.
„Aber jetzt sei nicht mehr traurig“, sagte Mama. „Vielen Menschen passiert es manchmal, dass sie den wahren Sinn von Weihnachten vergessen. Wenn man zusammen hilft und sich gemeinsam immer wieder an den Sinn erinnert, dann kann es wieder schön werden.“
Und das wurde es. Mama und ich gingen nach oben, um uns schöner anzuziehen, während Papa im Wohnzimmer ein Meer aus Kerzen errichtete. Gemeinsam lasen wir die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel und danach hatte ich mein Lachen bereits wieder gefunden. Ich spielte „Oh du fröhliche“ auf der Blockflöte vor. Es klang schrecklich, aber meine Eltern freuten sich.
Das war bisher mein schönstes Weihnachten.
Sabrina Breitfeld wurde am 16.03.1991 geboren. Gerade hat sie ihr Abitur gemacht und beginnt im September eine Ausbildung zur Buchhändlerin. Ihre Hobbys sind Lesen, Ballett tanzen, ihre Freunde treffen und ihre Brieffreundschaften. Sie wohnt im Landkreis Landsberg am Lech. Dies ist ihre erste veröffentlichte Kurzgeschichte
.
Sabrina Reich
Einsame Herzen
Weiße, kristallklare Schneeflocken kleben in meinem durchnässten Fell. Überall um mich glitzern bunte Sterne in den Fenstern der Häuser, leuchten rote Weihnachtsmänner auf und stehen prächtig geschmückte Weihnachtsbäume herum. Geschäftig laufen Menschen die Straße entlang und bemerken mich gar nicht. Wie gerne würde ich auch Weihnachten feiern so wie alle anderen. Kinder freuen sich und lachen aus Freude über die baldigen Geschenke. Nur noch wenige Stunden bis Heiligabend und ich streife durch die abendliche Dämmerung. Vollkommen allein.
Seit ich mich zum ersten Mal in eine Wildkatze verwandelt habe, ist die Welt eine ganz andere für mich. Von meiner Familie, meinen Eltern, lebe ich weit entfernt und das alles nur, um meine wirkliche Identität zu schützen. Sobald bekannt würde, dass es Gestaltwandler wie mich gibt, sind wir mit Sicherheit die meist gesuchten Menschen auf der Erde. Forscher würden uns in
Weitere Kostenlose Bücher