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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hören, Mr Calloway. Und ich will auch nicht wissen, was zwischen Ihnen vorgefallen ist. Ich bin nicht Ihre Schulleiterin. Aber ich verlange von Ihnen, dass Sie die Angelegenheit klären und schnellstens aus dem Weg räumen.«
    Bernberg räusperte sich, um das Wort zu ergreifen, aber Richard kam ihm zuvor. »Euer Ehren«, sagte er. »Ich werde als Mr Svritskys Anwalt zurücktreten. Mr Bernberg wird für mich die Verteidigung übernehmen. Leider ist dieser Schritt unumgänglich. Augenblicklich bin ich allerdings nicht befugt, Ihnen den Grund für meinen Rücktritt zu nennen. Aber soweit ich informiert bin, wird Mr Bernberg verschiedene Anträge stellen. Ich bin mir sicher, dass daraus hervorgehen wird, warum ich Mr Svritsky nicht länger vertreten kann.«
    Die Augen der Richterin wurden bei dieser Nachricht schmal. Sie blickte zuerst Richard und dann Bernberg an. »Falls es Ihnen um ein Vertagen der Verhandlung geht, Mr Bernberg«, sagte sie, wobei sie offenbar bereits seine Rolle als neuer Verteidiger akzeptiert hatte, »dann würde ich vorschlagen, dass Sie Ihre Taktik noch einmal überdenken. Und zwar grundsätzlich.«

    »O nein, Euer Ehren«, beteuerte Bernberg unterwürfig, als hätte er niemals auch nur im Entferntesten an so etwas gedacht. »Um Ihre Formulierung zu verwenden - es geht um etwas Grundsätzlicheres. Wir beantragen die Einstellung des Verfahrens.«
    Die Augen der Richterin wurden noch schmaler. »Ich verstehe, Mr Bernberg. Verstehe. Ich sehe Sie dann in zehn Minuten im Gerichtssaal.«
    Richard bedankte sich und wandte sich zum Gehen.
    »Mr Calloway, noch auf ein Wort, wenn ich bitten darf.«
    Bernberg hob die Augenbrauen und verließ das Zimmer. Die Tür zog er hinter sich ins Schloss.
    Richterin Abrahams wurde sichtbar entspannter und bat Richard, sich zu setzen. Er ließ sich dankbar auf einen Stuhl nieder. »Richard, Sie sind ein guter Anwalt, und ich habe Ihnen immer Respekt entgegengebracht. Ich weiß zwar nicht, was heute passiert ist, aber Sie sehen schrecklich aus. Sie haben Ihre Karriere als Anwalt heute Morgen da draußen beinahe gegen die Wand gefahren. Werfen Sie nicht weg, wofür Sie so hart gearbeitet haben.« Sie bedachte ihn mit einem beinahe zärtlichen Blick, und Richard hatte alle Mühe, nicht in Tränen auszubrechen.
    »Ich danke Ihnen, Euer Ehren. Ich bedauere zutiefst, was heute geschehen ist. Und ich danke Ihnen für Ihre Worte. Vielleicht werde ich es Ihnen eines Tages erklären können … Aber leider wird das noch eine Weile dauern. Es scheint so, als ob ich trotz meiner Erfahrungen vor Gericht naiv geblieben bin. Einige Leute haben sich als wesentlich hinterhältiger herausgestellt, als ich das jemals angenommen hätte.«
    »Meiner Erfahrung nach tun sie das beinahe immer, Richard.« Sie lächelte. »Es tut mir leid, Sie in diesem Fall zu verlieren, aber ich bin mir sicher, dass wir uns schon bald in anderen Verhandlungen wiedersehen werden.«

    Richard dankte ihr und stand langsam auf. Vor seinen Augen drehte sich alles, und er wartete noch einen Moment lang, ehe er zur Tür ging und das Zimmer verließ. Bernberg und Svritsky standen draußen auf dem Korridor und redeten leise miteinander.
    »Und?«, wollte der Anwalt wissen, als Richard an ihnen vorbeiging.
    Richard hob abweisend die Hand und wandte sich stattdessen an Svritsky. »Sie sind wirklich ein mieses Stück Dreck, Stefan. Ich weiß nicht, wie Sie das hingekriegt haben, aber ich werde es herausfinden. Sie haben mich von Anfang an belogen: was den Unfall betrifft, in puncto Bernberg und Aba … die Masseurin. Einfach in jeder Hinsicht.«
    Svritsky rührte sich nicht, sondern betrachtete ihn nur, die obere Lippe zu einem spöttischen Grinsen verzogen, die Arme in die Hüften gestemmt. »Warum halten Sie sich für etwas Besseres?«, fragte er schließlich. »Glauben Sie etwa, Sie haben nicht Ihre Rolle gespielt? Warum sollen wir alle in diesem Stück mitgewirkt haben, und nur Sie … Sie allein denken, Sie stünden über dem Ganzen? Sie halten sich für etwas Besseres. Für etwas Besonderes - oder? Mr Calloway, der große Anwalt, was? Aber in Wahrheit haben Sie genauso wie alle anderen Ihre Rolle gespielt.«
    Er bohrte seinem früheren Anwalt den Finger in die Brust. Richards schmerzende Rippen ließen ihn zusammenzucken. »Sie, Richard«, sagte Svritsky, »haben von Anfang an eine wichtige Partie übernommen. Willkommen im Spiel des Lebens, mein Freund.«

22
    Sein SLK surrte leise vor sich hin, während Richard

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