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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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was Sie betrifft, Mr Svritsky: In diesem Gebäude versuchen wir uns zivilisiert zu benehmen und nicht wie wilde Tiere. Ich möchte Sie bitten, das in Zukunft nicht zu vergessen.« Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
    Einen Moment lang rührte sich keiner der drei Männer von der Stelle. Dann trat Svritsky einen Schritt zurück und klopfte sich lässig eine Zigarette aus der Schachtel. Bernberg beugte sich vor und begann lauthals zu husten. Richard hingegen stand mühsam auf, wobei er merkte, dass er an der linken Seite empfindliche Prellungen erlitten hatte. Bernberg starrte ihn finster an, blieb aber vorsichtshalber auf Abstand.
    »Passen Sie genau auf, was Sie tun, Bernberg«, knurrte Richard. »Ich warne Sie. Halten Sie sich von mir fern und wagen Sie es ja nicht, auch nur zu erwähnen, dass ich mit …« Er verstummte, während er nach dem richtigen Wort für Abayomi suchte. Die Tatsache, dass ihm keines einfiel, bestätigte in seinen Augen nur noch die katastrophale Situation, in die er geraten war.
    »So gern ich das tun würde, Calloway«, erwiderte Bernberg, »aber ich sehe keine Möglichkeit, diese Frau aus der Sache herauszuhalten. Schließlich lässt es sich nicht leugnen: Sie haben eine heiße Affäre mit der Frau des Hauptbelastungszeugen. Mir scheint, dass Sie in diese Geschichte offenbar in mehr als einer Hinsicht verwickelt sind. Wer weiß, welches Bettgeflüster da vor sich gegangen ist.« Trotz seiner selbstbewussten Entgegnung wich er immer weiter zurück, bis er schließlich in sicherer Entfernung von Richard stehen blieb.
    »Bernberg, Sie Wahnsinniger! Verstehen Sie denn nicht, dass man mir hier eine Falle stellt? Svritsky hat mir von ihr erzählt. Er war es, der mich mit ihr zusammengebracht hat. Niemand sonst.«
    »Calloway, Stefan hat mir bereits erzählt, wie sich das abgespielt hat. Er hat sich vor einiger Zeit von dieser Dame massieren lassen. Ein einziges Mal. Er hielt sie für recht gut und hat Ihnen vorgeschlagen, sie auch mal auszuprobieren. Aber er steht in keinerlei Verbindung mit ihr. Im Gegensatz zu ihm scheinen Sie jedoch etwas weiter gegangen zu sein. Oder sollte ich besser sagen: etwas tiefer? Jedenfalls ist das Ganze für Sie eine recht unangenehme Verkettung unglücklicher Umstände, wenn ich das so formulieren darf.«
    Er wich zurück, als Richard erneut auf ihn zukam. Diesmal trat Svritsky allerdings sofort dazwischen und stellte sich mit seinem breiten Oberkörper Richard in den Weg.
    »Mein Klient«, sagte Bernberg, der hinter seinem neuen Klienten verborgen stand, »hatte keine Ahnung, dass Ihre Moralvorstellungen derart … derart flexibel sind. Und ich vermute, dass auch die Anwaltskammer recht überrascht sein dürfte, wenn Sie von Ihrer losen Moral erfährt … Und noch eines, Calloway«, fügte Bernberg hinzu. »Vergessen Sie nicht, dass es so etwas wie ein Anwaltsgeheimnis gibt. Ich denke, Sie stecken schon tief genug in Schwierigkeiten, um nicht auch noch diesen Ehrenkodex brechen zu wollen. Was auch immer Svritsky Ihnen anvertraut hat, bleibt vertraulich.« Richard begann zu protestieren, aber Bernberg hob die Hand. »Hören Sie - mein Klient möchte Sie nicht der Anwaltskammer melden müssen. Aber falls Sie sich nicht an Ihr Schweigegebot halten, wird es meiner Meinung nach nicht mehr möglich sein, die Kammer da herauszuhalten.« Er grinste zufrieden. »Ich denke, Sie sind schachmatt.«
    Richard betrat wütend das Zimmer der Richterin. Bernberg folgte ihm und brachte sich hinter einem Stuhl in Sicherheit. Diese Vorsichtsmaßnahme wurde allerdings hinfällig, als Richard Richterin Abrahams’ Miene sah. Ihr Ausdruck ließ seinen Zorn schlagartig verfliegen.

    »Wollen Sie beide des Gerichts verwiesen werden, meine Herren?«, fragte die Richterin. »Denn ich versichere Ihnen: Wenn ich diesen Vorfall der zuständigen Behörde melde, wird das Ihr Ende bedeuten. Jedenfalls für Sie, Mr Calloway.«
    Richard sah aus dem Augenwinkel, dass Bernberg eine abfällige Geste machte. Die Richterin wandte sich ihm voller Abscheu zu. »Glauben Sie ja nicht, Mr Bernberg, dass Sie an dieser widerwärtigen Farce unschuldig sind. Es ist unvertretbar. Sie sollten sich beide schämen. Wir mögen vor Gericht vielleicht mit tiefen Abgründen menschlicher Existenz zu tun haben, aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir auch selbst so tief sinken müssen.«
    Richard murmelte eine Entschuldigung, aber die Richterin ließ sich nicht leicht besänftigen. »Ich will keine Entschuldigung

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