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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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zu sein?
    »Ich komme als Bote der Stimme«, Palinski wunderte sich, wie fest seine Stimme beim Aussprechen dieses Blödsinns blieb, »und ich habe dir etwas auszurichten .«
    Die wunderschöne junge, splitternackt an den Operationstisch gefesselte Frau verdrehte die Augen, als sie den Nonsens hörte. Dann breitete sich ein feines Lächeln über ihre Züge. Tolles Weib, Palinski war beeindruckt, konnte in dieser Situation noch lachen. Das war wirklich Humor.
    Es schien ihm aber tatsächlich gelungen zu sein, den bereits fast auf Armlänge herangekommene Schlächter etwas zu verwirren, denn der hielt kurz inne.
    »Wer bist du ?« , wollte er von Palinski wissen. Dabei ließ er, und das war das Wichtigste, den Arm mit der bedrohlich gezückten Spritze etwas sinken.
    »Ich bin ein Gesandter der Stimme. Und sie lässt dir eine Botschaft durch mich überbringen .« Langsam hatte auch Mario Mühe, das Lachen zu unterdrücken. Es war nicht nur die mit Abstand gefährlichste Situation seines bisherigen Lebens, sondern mit Sicherheit auch die skurrilste.
    Ungläubig, aber auch verunsichert, blinzelte ihn der Schlächter an. »Und was für eine Botschaft sollst du mir überbringen ?«
    »Die Stimme lässt dir sagen, dass die Zeit des Tötens endgültig vorbei ist«, Palinski versuchte, das Gesagte mit dem passenden Pathos zu versehen. »Die Zeit für Friede und Liebe zwischen den Menschen ist gekommen. Und jetzt leg endlich diese blöde Injektionsnadel weg .«
    Der letzte Satz war ein Fehler gewesen. Der Schlächter starrte Palinski an, hob den Blick gegen Himmel und schloss kurz die Augen. Als er sie nach wenigen Sekunden wieder öffnete, hatte er ein böses Grinsen im Gesicht.
    »Ich habe jetzt selbst Kontakt mit der Stimme .« Das hatte Palinski befürchtet. »Und die Stimme sagt mir«, jetzt begann der Schlächter zu brüllen, »dass Sie ein Schwindler sind und alles, was Sie gesagt haben, die pure Kacke ist .«
    Da er die verdammte Spritze inzwischen wieder in Angriffsposition gebracht hatte, fiel Palinski nur mehr eine Sache ein, mit der er diesen Verrückten vielleicht stoppen konnte. Er holte tief Luft und tat das, was er bis zu diesem Augenblick für das Unfairste gehalten hatte, was ein Mann einem anderen überhaupt antun konnte. Er schwang kurz mit seinem rechten Bein aus und jagte dem Schlächter seine Schuhspitze mit einer Geschwindigkeit von rund 28 km/h mitten ins Gekröse. In den Hoden, die Eier, los cochones, wie immer auch dieser wohl empfindlichste Teil des männlichen Körpers genannt wurde.
    Gottseidank funktionierten die Nerven im Unterleib des Schlächters im Gegensatz zu seinem Gehirn völlig normal. Mit einem lauten, fast animalischen Schrei brach er zusammen und rollte sich, die Hände schützend vor seine Männlichkeit haltend, wie ein kleines Kind ein.
    Vor lauter Erleichterung kam Palinski gar nicht dazu, sich weitere Gedanken über sein einen Tabubruch bedeutendes Verhalten zu machen. Rasch ging er zum Operationstisch, zog seine leichte Jacke aus und breitete sie über die jetzt wieder durchaus verführerisch auf ihn wirkenden Blößen der jungen Frau. Er hätte zwar ohne weiteres ihr Vater sein können, aber so jenseits von gut und böse war er auch noch nicht, dass ihn ihre Reize völlig kalt gelassen hätten. Dann riss er das breite Klebeband von ihrem Mund, das sie bisher an verbalen Beiträgen zur Lage der Nation gehindert hatte.
    »Der Tritt war echt Spitze«, meinte das Mädchen anerkennend, »hätte ich nicht besser machen können .« Wie sie das sagte, klang es wie die Verleihung eines Adelsprädikates. »Ich bin Marisa Freiberger«, stellte sie sich vor. »Kannst du jetzt auch noch die Lederschlaufen aufmachen, damit ich von diesem Tische herunter komme ?«
    Entweder war der Schlächter schmerzunempfindlicher als andere Männer, oder die Stimme hatte ihn aufgefordert, dieses schreckliche Ziehen, das Pochen im Schritt zu ignorieren und sich wieder dem Kampf zu stellen. Auf jeden Fall war der Psychopath schon wieder auf den Beinen, als Palinski sich gerade vorstellen wollte.
    Zunächst verstand er nicht, warum Marisa bei Nennung seines Namens entsetzt aufschrie. So schlimm war der doch gar nicht. Im Gegenteil, er war eigentlich immer ganz zufrieden damit gewesen. Wer konnte schon auf einen Vorfahren verweisen, der im Gefolge des Polenkönigs Johann Sobieskies 1683 nach Wien gekommen war?
    Als sich aber plötzlich zwei erstaunlich kräftige Arme wie Eisenklammern von hinten um ihn legten,

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