Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
pro Kilogramm. Diese Energie versetzt die an der Oberfläche befindlichen Wassermoleküle in Bewegung, so dass sie vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand wechseln.
Auf diese Weise funktioniert beispielsweise das Schwitzen, das den Menschen bei großer Hitze Abkühlung verschafft. Schweißdrüsen kommen jedoch außer bei Primaten nur selten vor. Den meisten wüstenbewohnenden Wirbeltieren stehen aber andere Flüssigkeiten zur Verfügung, um Verdunstungskälte zu erzeugen: Speichel, Sekrete aus den Nasendrüsen und manchmal auch Urin. Wenn es etwa Wüstennagern, die keine Schweißdrüsen besitzen, zu heiß wird, benetzen sie ihr weniger dichtes Fell an der Kehle mit Speichel, seltener mit Urin.
Wärmeabgabe durch Hecheln
Beim Hecheln ziehen Tiere Luft durch die Nase ein und stoßen diese durch den Mund wieder aus. Dabei verdunstet Flüssigkeit von den stets feuchten Schleimhäuten, die sowohl die Nasenmuschel überziehen als auch die gesamte Mundhöhle auskleiden. Geliefert wird die Flüssigkeit von sog. serösen Nasendrüsen sowie den Speicheldrüsen im Mundraum. Die Schleimhäute der Nasenmuschel sind zur Vergrößerung der Oberfläche stark gefaltet. Dicht darunter verläuft ein Netz feiner Arterien und Venen, so dass durch die Verdunstungskälte dem Blut unmittelbar Wärme entzogen wird. Bei Hundeartigen wie dem Kojoten (
Canis latrans
), die mit typischen kurzen Atemstößen hecheln, ist die Verdunstungsfläche durch die extreme Faltung der Nasenschleimhäute annähernd so groß wie ihre Körperoberfläche.
Ein »Wundernetz« als Kühlsystem
Auch die Nasengänge von Kamelen sind so komplex aufgefaltet, dass sich eine größt-mögliche Verdunstungsoberfläche der auskleidenden Nasenschleimhaut ergibt. Zum einen tragen die Faltungen dazu bei, die mit der Atmung verbundenen Verluste an kostbarer Feuchtigkeit möglichst gering zu halten. Zum anderen kühlen sie das venöse Blut durch Verdunstungskälte ab. Dieses wiederum entzieht im Gegenstromprinzip dem arteriellen, zum temperaturempfindlichen Gehirn fließenden Blut überschüssige Wärme.
Dieses als »Wundernetz« (Rete mirabile) bezeichnete Kühlsystem, ein Geflecht feiner Blutgefäße aus Verästelungen der Halsarterie, liegt an der Gehirnbasis. Bevor das erhitzte Blut aus dem Körper das Gehirn erreicht, passiert es das Wundernetz, das in ein Sammelbecken für venöses Blut (Sinus cavernosus) eintaucht. Die feinen Netzgefäße werden hier vom kühleren venösen Blut umspült, so dass das arterielle Blut seine Wärme aus dem aufgeheizten Körper des Tieres abgeben kann. Aufgrund dieses Gegenstromsprinzips erreicht immer abgekühltes Blut das empfindliche Gehirn. Bei Gazellen konnte eine Abkühlung des arteriellen Blutes um 3 °C gemessen werden.
Aktiv bei Tag und Nacht
Alle Wüstentiere der heißen Regionen sind gezwungen, Wege zu finden, um einen übermäßigen Anstieg der Körpertemperatur und damit eine Überhitzung des Körpers zu vermeiden. Wesentlicher Faktor hierbei ist eine Veränderung des Verhaltens. Vielen Wüstenbewohnern bleibt nur die Möglichkeit, sich in der Tageshitze in den Schatten zurückzuziehen und die Aktivität in die Kühle der Nacht zu verlegen. Viele Tiere müssen sich jedoch noch anderer Anpassungsstrategien bedienen.
© shutterstock.com/Sander van Sinttruye
Termitenhügel – Wunderwerke aus zerkautem Holz gemischt mit Speichel, Sand und Erde
Leben im Untergrund
In heißen Wüsten steigt die Lufttemperatur tagsüber nicht selten auf 45 °C, die Oberflächentemperatur des Bodens kann sogar Werte bis zu 70 °C erreichen und die relative Luftfeuchtigkeit sinkt im Wüstensommer um die Mittagszeit durchweg auf 10 %. Jeder dieser Parameter ist kritisch – zusammengenommen wirken sie für die meisten Tiere tödlich. In der Nacht ist es oft umgekehrt: Die Oberfläche kühlt noch weiteraus als die Luft, so dass die Temperaturschwankungen am Boden zwei- bis dreimal höher sind als in der Luft. Mit zunehmender Bodentiefe nehmen diese Schwankungen jedoch ab und in etwa 1 m Tiefe betragen sie im Jahresdurchschnitt nur noch ca. 12 °C. In dieser Tiefe liegen deshalb auch die meisten Baue von Wüstennagern; je tiefer der Bau, desto besser die Isolation. Da die Sommerhitze noch gefährlicher für die Tiere ist als die Winterkälte, werden die Sommerhöhlen oft noch etwas tiefer angelegt. Dadurch wird es im Bau meist nicht wärmer als 31 °C – und das bei einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit von 30–40 %. Dafür ist das
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