Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
zur Verfügung steht, kompensieren sie durch eine enorme Geschwindigkeit: Pro Sekunde schaffen sie die für ein Tier dieser Größe fast unglaubliche Strecke von etwa 1 m. So durchstreifen sie ein ausreichend großes Gebiet zur Nahrungsaufnahme.
»Schreitende« Schlangen
Wer schon einmal zu Fuß in der Wüste unterwegs war, ist dabei vielleicht auf charakteristische, aus einer Reihe paralleler Streifen bestehende Spuren gestoßen. Sie zeigen, wie hervorragend sich die Seitenwinderschlangen an das Leben in heißen Sandwüsten anpasst haben. Eine ganze Reihe von Schlangen bewegt sich auf diese Art fort. Zu ihnen gehören die Hornviper (
Cerastes cerastes
) in den Wüsten Afrikas, die namibische Zwergpuffotter (
Bitis peringueyi
), die McMahon-Viper (
Eristicophis macmahonii
) aus Pakistan und die Gehörnte Klapperschlange (
Crotalus cerastes
) der nordamerikanischen Mojave-Wüste. Beim Seitenwinden wird der größte Teil des Körpers frei getragen, die Schlange berührt den heißen Boden an maximal zwei oder drei Körperstellen. Dazu hebt sie den Kopf und eine Windung des Körpers vom Boden ab, schwingt diese Windung freitragend nach vorn und zur Seite und berührt dann wieder den Boden. Kopf und Körper sind dabei schräg zur Bewegungsrichtung ausgerichtet. Im gleichen Bewegungsfluss bildet sich eine neue Windung – die Schlange bewegt sich quasi in einzelnen Schritten vorwärts. Dabei erreicht sie Geschwindigkeiten von bis zu 3 km/h. Auf festem Untergrund können sich die Seitenwinder jedoch auch auf übliche Schlangenart fortbewegen.
Fransenzehen und Schwimmhäute
Während bei den Schlangen das Körpergewicht noch relativ gleichmäßig verteilt ist, ruht es bei Tieren, die auf vier oder gar nur auf zwei Beinen laufen, auf einer relativ kleinen Fläche. Bei hartem Untergrund ist dies unproblematisch, bei weichem, nachgiebigem Sand allerdings ein größeres Problem. Das Einsinken im weichen Sand verlangsamt die Fortbewegung und macht sie wesentlich energieaufwändiger. Tiere derSandwüsten haben deshalb spezielle Anpassungen an diesen Untergrund entwickelt. Am effektivsten ist es, die Oberfläche der Füße zu vergrößern: Insekten wie der Schwarzkäfer (
Pimelia angulata
) oder die ausschließlich in der Namib vorkommende Sandheuschrecke (
Comicus arenarius
) haben zu diesem Zweck feine Chitinborsten an den Beinen. Dadurch kann der Käfer auf dem heißen Sand bis zu 4 km/h laufen – auf die Größe eines Menschen hochgerechnet wäre dies eine Geschwindigkeit von 500 km/h. Manche Echsen wie der in der Sahara beheimatete Fächerfußgecko (
Ptyodactylus hasselquistii
) oder der Namib-Pfeifgecko (
Ptenopus garrulus
) haben fächerartig verbreiterte Zehen: Der in Nordamerika und Mexiko vorkommende Fransenzehenleguan (
Uma notata
) hat dazu vergrößerte Schuppen an den Rändern seiner Zehen. Aber die wohl am weitesten gehende Anpassung zeigen schwimmhautähnliche Verbreiterungen zwischen den Zehen des südafrikanischen Sandgeckos (
Palmatogecko rangei
).
Schnelle Hoppler auf zwei Beinen
Eine besondere Art der Fortbewegung auf dem Sand ist das Hüpfen auf nur zwei Beinen, das sog. bipede Hüpfen. Diese Fortbewegung ist bei hoher Geschwindigkeit sehr effizient. Dank hoch elastischer Muskelbänder können biped hüpfende Tiere ohne großen Energieaufwand schnell vorankommen, was bei trockenem Klima und daraus folgendem dürftigem Nahrungsangebot unter Umständen sogar das Überleben sichert. Außerdem bietet diese Fortbewegungsweise den zusätzlichen Vorteil, dass nur ein geringer Teil des Körpers der Bodenhitze ausgesetzt ist. Erfolgreiche Baupläne und Überlebensstrategien setzen sich in der Natur durch und so ist es kein Wunder, dass sich die Art der Fortbewegung und die damit verbundene Veränderung in der Anatomie konvergent in verschiedenen Tiergruppen herausgebildet haben. Unter konvergenter Entwicklung versteht man, dass im Verlauf der Stammesgeschichte durch ähnliche Umweltbedingungen bei verschiedenen, nicht miteinander verwandten Arten unabhängig voneinander ähnliche Merkmale entstanden sind. Beispiele hierfür sind die auf fast allen Kontinenten zu findenden Hüpfer wie die Wüstenspringmaus (
Jaculus jaculus
) aus der Sahara, der südafrikanische Springhase (
Pedetes capensis
) oder die Taschenmaus (
Perognathus californicus
) Nordamerikas. Zum Schutz vor dem Einsinken im Sand sind die Füße oft stark behaart.
Echsen und Goldmull: Schwimmer im Sand
Manche Wüstenbewohner »schwimmen« unter der
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