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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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unten vornehmen. Soll ich Sie nachher abholen lassen?«
    »Danke, Aldrich, aber das wird nicht nötig sein«, erwiderte Julie. »Wir schließen ab und finden schon allein wieder hinaus.«
    »Ich hoffe, Sie leisten uns heute beim Abendessen Gesellschaft. Wir veranstalten nämlich im Garten ein traditionelles Fish Fry«, sagte der alte Hausverwalter, machte kehrt und verließ den Vorratsraum.
    Summer schaute amüsiert hinter ihm her. »Ein wirklich reizender alter Knabe«, sagte sie.
    »Ein Gentleman der alten Schule«, pflichtete Julie ihr bei und zog zwei der Kartons nach vorn. »Los geht’s.
    Einer für Sie, einer für mich.«
    Summer kam herüber und klappte den Karton auf, der, wie sie bemerkte, nicht zugeklebt war. Der Inhalt bot ein ungeordnetes Durcheinander, als wären die Gegenstände achtlos in den Karton geworfen oder irgendwann durchwühlt worden. Sie musste unwillkürlich lächeln, als sie eine Säuglingsdecke herausnahm und auf ein leeres Regalbrett legte. Daneben platzierte sie Kinderkleidung, eine große Puppe und mehrere kleine Porzellanfiguren. Ganz unten im Karton fand sie noch ein paar Stücke Modeschmuck und ein Buch mit Kinderreimen.
    »Karton Nummer eins ist mit Kindheitserinnerungen gefüllt«, sagte sie und legte die Gegenstände behutsam wieder in den Karton. »Nichts von Bedeutung, fürchte ich.«
    »Ich habe hier auch nicht mehr Glück«, meldete Julie und stellte ein Paar mit Pailletten besetzte Stiefel aufs Regalbrett. »Vorwiegend Schuhe, Pullover und ein paar Abendkleider.« Schließlich nahm sie auch noch ein flaches Tablett aus dem Karton. »Und ein angelaufenes silbernes Essbesteck«, fügte sie hinzu.
    Die Frauen stellten die Kartons wieder zurück und öffneten dann gemeinsam den dritten Karton.
    »Das sieht ein wenig vielversprechender aus«, sagte Julie und nahm einen dünnen Stapel Briefe heraus.
    Während sie die Briefe durchblätterte und teilweise überflog, untersuchte Summer den restlichen Inhalt des Kartons. Er bestand vorwiegend aus Büchern Emilys sowie gerahmten Fotos von ihr und ihrem Ehemann.
    Auf dem Grund des Kartons fand sie einen großen Briefumschlag, der mit alten Fotografien gefüllt war.
    »Auch hier Fehlanzeige«, sagte Julie, beendete die Lektüre des letzten Briefs und steckte ihn wieder in seinen Umschlag. »Das sind alles alte Briefe von ihrem Mann. Nirgendwo wird unser geheimnisvolles Mädchen erwähnt. Ich vermute, das Rätsel um Sally bleibt ungelüftet.«
    »Immerhin war es ein Versuch«, erwiderte Summer, zog die Fotografien aus dem Umschlag und breitete sie auf dem Regalbrett aus, damit auch Julie sie betrachten konnte. Es waren ausnahmslos sepiafarbene Schnappschüsse, fast ein Jahrhundert alt. Julie hob ein Foto von einer jungen Frau in Reitkleidung hoch, die die Zügel eines Pferdes in der Hand hielt.
    »Sie war eine schöne junge Frau«, stellte Summer fest und betrachtete das feingeschnittene Gesicht mit den eindringlichen Augen, die denen ihres berühmten Onkels recht ähnlich waren.
    »Hier ist ein Foto mit Kitchener«, sagte Julie und deutete auf eine frühere Abbildung in einem Garten. Kitchener stand in seiner Uniform neben einem jungen Ehepaar mit seiner kleinen Tochter zwischen ihnen. Das Mädchen hatte eine Puppe im Arm. Summer erkannte das Kind als jüngere Version der Emily auf dem Bild mit dem Pferd.
    »Darauf sieht sie aus, als wäre sie vier Jahre alt«, sagte Summer, nahm das Foto und schaute auf die Rückseite, um nachzusehen, ob dort ein Datum notiert war. Sie vergaß beinahe zu atmen, als sie die Worte las.
    »April 1916. Onkel Henry und Emily mit Sally auf Broome Park.«
    Sie hielt Julie das Foto vor die Nase. Julie las die Notiz, dann drehte sie das Foto um und studierte stirnrunzelnd das Bild.
    »Aber das ist Emily mit ihren Eltern. Ihre Mutter hieß Margaret, glaube ich.«
    Summer sah sie an und lächelte fröhlich. »Sally ist die Puppe.«
    Als Julie endlich begriff, durchstöberte Summer bereits den ersten Karton von Emily Kitcheners Hinterlassenschaft. Kurz darauf holte sie die blonde Puppe mit Porzellangesicht und einer Schürze mit Schachbrettmuster heraus. Indem sie die Puppe hochhielt, verglich Summer sie mit der Puppe auf dem Foto.
    Es war dieselbe.
    »Er sagte, das Manifest sei bei Sally in sicherer Verwahrung«, murmelte Julie. »Und Sally ist eine Puppe.«
    Die beiden Frauen studierten die Puppe, deren Kleider und Gliedmaßen von den intensiven Kinderspielen eines Mädchens vor fast einem Jahrhundert abgenutzt

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