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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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waren.
    Mit vorsichtig tastenden Fingern drehte Summer die Puppe um und zog ihr die karierte Schürze und das dazu passende Baumwollkleid aus. Eine dicke Naht war auf dem Rücken der Puppe zu sehen, die dafür sorgte, dass die Füllung nicht herausquoll. Nur war die Naht grob und ungleichmäßig ausgeführt und passte überhaupt nicht zu der sorgfältigen Art und Weise, mit der die anderen Teile der Puppe angefertigt worden waren.
    »Das sieht mir nicht wie das Werk einer kunstfertigen Näherin aus«, stellte Summer fest.
    Julie kramte in einem der anderen Kartons und förderte ein vom Alter fleckiges Tischmesser zutage.
    »Wollen Sie nicht einen chirurgischen Eingriff ausführen?«, fragte sie gespannt und reichte Summer das Messer.
    Summer legte die Puppe bäuchlings auf das Regalbrett und begann am obersten Nahtstich zu sägen. Das stumpfe Tafelmesser konnte dem zähen Katgut-Faden kaum beikommen, aber schließlich zerschnitt Summer doch die ersten Stiche. Dann legte sie das Messer beiseite, zog den Rest der Naht auseinander und öffnete die Rückseite der Puppe. In ihrem Innern befand sich eine zusammengepresste Masse aus Baumwollwatte.
    »Verzeih mir, Sally«, sagte sie und holte die Watte behutsam heraus, als wäre die Puppe ein lebendiges Wesen. Julie blickte gespannt über Summers Schulter, sank jedoch enttäuscht zurück, als sie sah, dass der Oberkörper der Puppe mit nichts als Baumwolle gefüllt war. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf, während Summer ein dickes Knäuel der Füllung hervorzog.
    »Es war eine dumme Idee«, murmelte sie.
    Aber Summer war noch nicht fertig. Sie blickte in die Höhlung und tastete mit den Fingerspitzen darin herum. »Moment mal, ich glaube, da ist noch was.«
    Julie machte große Augen, als sie sah, wie Summer die Finger ins linke Bein der Puppe schlängelte und einen Gegenstand ergriff. Summer zog und zerrte daran herum, bis sie eine mehrere Zentimeter lange, in Tuch eingewickelte Röhre herausfischte. Julie beugte sich vor, während Summer den Gegenstand auf das Regalbrett legte und vorsichtig aus dem Tuch wickelte. Zum Vorschein kam ein Stück zusammengerolltes Pergament.
    Summer hielt die obere Kante fest und rollte es dann auf dem Regalbrett aus, während beide Frauen den Atem anhielten.
    Das Pergament war unbeschriftet. Doch sie sahen sofort, dass es als Schutz einer kleineren Rolle gedient hatte. Es war ein bambusfarbenes Papyrusblatt mit einem einzigen Schriftblock in der Mitte.
    »Das… das muss das Manifest sein«, flüsterte Julie und starrte das uralte Dokument gebannt an.
    »Es ist offenbar in einer alten Sprache geschrieben«, stellte Summer fest.
    Julie betrachtete die Schriftzeichen, die ihr vertraut vorkamen. »Es ist so ähnlich wie Griechisch«, sagte sie, »aber ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    »Sehr wahrscheinlich ist es Koptisch«, sagte eine männliche Stimme hinter ihnen.
    Die Frauen zuckten bei der unerwarteten Bemerkung zusammen. Sie fuhren zur Tür herum und sahen zu ihrem Schrecken Ridley Bannister im Türrahmen stehen.
    Er war mit einer dick wattierten Lederjacke und einer Hose bekleidet, wie sie normalerweise von Motorradfahrern bei Querfeldeinrennen getragen wurden. Aber keine der beiden Frauen achtete auf seine ungewöhnliche äußere Aufmachung. Sie konzentrierten sich ausschließlich auf den stupsnasigen Revolver in seiner Hand, mit dem er auf sie zielte.
29
    »Sie waren es, der mich in meinem Hotelzimmer überfallen hat«, platzte Julie heraus, als sie endlich die Ledermontur wiedererkannte.
    »Überfallen ist ein ziemlich hartes Wort«, widersprach Bannister lässig. »Ich sehe es lieber so, dass wir Forschungsergebnisse ausgetauscht haben.«
    »Sie haben sie gestohlen, meinen Sie sicher«, sagte Summer.
    Bannister schickte ihr einen gekränkten Blick. »Aber überhaupt nicht«, hielt er dagegen. »Streng genommen nur ausgeliehen. Sie werden feststellen, dass das Tagebuch bei den restlichen Papieren Kitcheners oben eine neue Heimat gefunden hat.«
    »Oh, ein reumütiger Dieb«, meinte Summer daraufhin spöttisch.
    Bannister ignorierte die bissige Bemerkung.
    »Ich muss schon sagen, ich bin von Ihren detektivischen Fähigkeiten beeindruckt«, sagte er, an Julie gewandt. »Dieses in Leder gebundene Tagebuch war ein erstaunlicher Fund, obwohl die Eintragungen des Earls alles andere als aufregend waren. Aber dann auch noch Sally zu identifizieren. Eine enorme Leistung.«
    »Wir waren eben nicht so schlampig wie Sie«, sagte

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