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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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einen Schrei ausstoßen, doch eine Hand in einem Handschuh verschloss ihren Mund, ehe ihre Stimme einen Laut erzeugen konnte. Ein Arm legte sich um ihre Taille und presste sie gegen den Angreifer, der anscheinend wattierte Kleidung trug. Dann traf eine tiefe Stimme ihr Ohr.
    »Nur ein Laut – und Sie erleben den morgigen Tag nicht mehr.«
27
    Summer wartete im Salon zwanzig Minuten lang, ehe sie in Julies Zimmer anrief. Da niemand antwortete, wartete sie weitere fünf Minuten, bis sie hinaufging und an der Tür klopfte. Ihre Sorge vertiefte sich, als sie ein »Nicht stören«-Schild am Türknauf baumeln sah. Sie entdeckte eine Hotelangestellte, die sich Betten machend den Korridor hinunterarbeitete, und bat sie, in Julies Zimmer nachzusehen. Als sie die Tür öffnete und das Licht anknipste, stieß das Zimmermädchen einen unterdrückten Schrei aus.
    Julie saß auf dem Fußboden, die Arme auf dem Rücken und mit einem Laken an den Bettrahmen gefesselt.
    Ein weiteres Laken war um ihre Fußgelenke geknotet, während ein Kissenbezug ihren Kopf verhüllte. Ein verzweifeltes Zappeln ihrer Arme und Beine verriet, dass sie noch sehr lebendig war.
    Summer drängte sich an dem Zimmermädchen vorbei und riss Julie den Kissenbezug vom Kopf. Julies große Augen sahen Summer erleichtert an, während die Amerikanerin einen Strumpf löste, der als Knebel um Julies Kopf geknotet war.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte Summer und war schon dabei, Julie von ihren Armfesseln zu befreien.
    »Nein… ich bin okay«, stammelte Julie und drängte Tränen der Angst und Erleichterung zugleich zurück.
    »Nur ein bisschen geschockt.«
    Sie gewann die Fassung schnell wieder, während ihre Stimme fester wurde.
    »Eigentlich war er sogar ausgesprochen behutsam. Ich glaube nicht, dass er mir irgendetwas antun wollte.«
    »War es nur ein einziger Mann?« Julie nickte.
    »Konnten Sie ihn sehen?«
    »Nein, leider nicht. Ich glaube, er hatte sich im Bad versteckt, und ich bin an ihm vorbeigegangen. Er knipste das Licht aus und zog mir diesen Kissenbezug über den Kopf. Ich habe keine Ahnung, wie er aussah. Ich erinnere mich nur, dass seine Kleidung sich wie wattiert anfühlte.«
    Kurz darauf erschien der Hotelmanager, gefolgt von zwei Beamten der Polizei von Canterbury. Sorgfältig durchsuchten sie das Zimmer, dann ließen sie sich von Julie, Summer und dem Zimmermädchen eine genaue Beschreibung der Ereignisse geben. Die Historikerin hatte ihre Handtasche im Zimmer zurückgelassen, aber der Dieb hatte sie nicht mitgenommen. Julie sah Summer erschrocken an, als sie erkannte, dass Kitcheners Tagebuch der einzige Gegenstand war, der in ihrem Zimmer fehlte.
    »Ein typischer Hoteldiebstahl«, hörte Summer einen der Polizisten draußen auf dem Gang zum Hotelmanager sagen. »Sie hat ihn offensichtlich im Zimmer überrascht, und er hat sie gefesselt, bevor er flüchtete. Ich brauche Ihnen sicher nicht zu erklären, dass die Chancen, den Kerl zu fassen, eher gering sind.«
    »Ja, leider habe ich so etwas schon früher erlebt«, erwiderte der Manager. »Vielen Dank, Detective.«
    Der Hotelmanager kehrte ins Zimmer zurück, entschuldigte sich wortreich bei Julie und versprach, während der Nacht für erhöhte Sicherheit auf dem Flur zu sorgen. Nachdem er sich verabschiedet hatte, bot Summer an, Julie in ihrem Zimmer schlafen zu lassen.
    »Gern, wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich glaube, ich würde mich um einiges sicherer fühlen«, sagte sie. »Ich will nur schnell meine Zahnbürste holen.«
    Julie ging in ihr Bad und rief Summer plötzlich zu sich.
    »Was ist, Julie«, fragte sie und trat über die Schwelle.
    Julie hatte einen angespannten Ausdruck im Gesicht und deutete auf einen kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Der Zimmerdieb hatte ihr eine mit ihrem eigenen pinkfarbenen Lippenstift geschriebene Warnung auf dem Spiegel hinterlassen. Kurz und präzise, lautete sie:
    »Vergessen Sie K.«
28
    Am nächsten Morgen erwachte Julie nach einer unruhigen Nacht. Angst und Nervosität hatten sich nach und nach in ein Gefühl hilflosen Ausgeliefertseins verwandelt, fast so, als wäre sie vergewaltigt worden. Sie stand schon früh auf und raste innerlich vor Zorn.
    »Wer konnte wissen, dass das Tagebuch hier oben lag?«, fragte sie und ging im Hotelzimmer auf und ab.
    »Wir hatten es doch selbst gerade erst gefunden.«
    Summer war im Bad und frisierte sich. »Vielleicht hatte er von dem Tagebuch gar keine Ahnung«, erwiderte sie. »Es ist doch möglich, dass er nur

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